Ein Wettrennen unter Kollegen
12000 Männer und Frauen sind bei der siebten Auflage des Großereignisses am Start. Es gibt Chefs, die beeindrucken, und einen Gewinner, der den Sieg schon abonniert hat
Er hat den Sieg schon abonniert. Zum dritten Mal in Folge gewinnt Johannes Hillebrand, 39, den Firmenlauf. Als er nach 18 Minuten und 44 Sekunden über die Ziellinie spurtet, laufen die letzten Teilnehmer erst los. So knapp wie dieses Jahr war sein Sieg aber nie. Es gab ein Kopf-an-Kopf-Rennen, der Zweite folgte nur vier Sekunden später. Nächstes Jahr will er den vierten Sieg angehen. „Dann bin ich 40“, sagt er. „Das passt ganz gut.“
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Es ist nicht so, dass Chefs einen immer beeindrucken. Beim Firmenlauf kann’s aber vorkommen: „Der Boss ist ’ne Rakete“, bricht es nach dem Zieleinlauf aus einer Läuferin heraus. Er habe sie einfach überholt, mit Segeltuchschuhen. „Ich möchte nicht wissen, was er läuft, wenn er Joggingschuhe trägt.“
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Sie hat den ganzen Tag über den Wetterbericht gecheckt. Nach zwei verregneten Jahren hoffte Organisatorin Katja Mayer auf besseres Wetter. Was sie sah, stimmte sie glücklich. Es gab dicke Wolken, starke Schauer – aber alles zog östlich und westlich knapp an Augsburg vorbei. Das Thermometer zeigt 15 Grad beim Start. Sogar die Sonne kommt hinter den Wolken hervor. Ideales Laufwetter. Für die große Party danach ist es zwar etwas kühl. Aber Katja Mayer weiß: Die Augsburger können trotzdem feiern.
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Sie haben Holzschwerter dabei, einer trägt einen Helm mit Visier. Sechs junge Männer vom Finanzamt beweisen Humor. Sie treten bei dem Lauf über die 6,3 Kilometer als Raubritter an. Einer von sagt lachend: „Wir nehmen es den Reichen und geben es den Armen.“Ihr Ziel: zusammenhalten, durchkommen. Passionierte Läufer sind sie nicht. Doch sie zeigen Kampfgeist.
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Wo so viel gelaufen wird, da kann es dem ein oder anderen auch mal zu viel werden. 28 Helfer der Johanniter stehen bereit, um Verletzte und Erschöpfte zu versorgen. Es bleibt ein ruhiger Einsatz. Um 19 Patienten müssen sie sich kümmern.
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Von jedem Teilnehmer-Beitrag gehen zwei Euro an einen guten Zweck. Jeweils gut 11000 Euro erhalten so das Frère-Roger-Kinderzentrum und das Krebs-Zentrum des Klinikums. Professor Thomas Kröncke nimmt für das Klinikum die Spende entgegen – und geht dann schnell selbst auf die Strecke. Er schafft sie in gut 36 Minuten.
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Vor der Siegerehrung auf der Bühne haben noch drei andere Läufer ihren großen Auftritt: Sie bekommen Handy, Führerschein und Autoschlüssel zurück, die sie verloren hatten. Die drei wirken so glücklich, als hätten sie einen Pokal gewonnen.
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Vorher: eine Startnummer, so hoch wie die Regenwahrscheinlichkeit – sehr hoch. Genauer: 12 777. Aber dann: Kein Regen und die über 12000 Leute sind nach zehn Minuten irgendwie auf die Straße verteilt. Und die Zahlen in einer Reihe quer über das pochende Herz. Das immer noch Mehr von Füßen, Farben, Trikots und Schuhen, macht den Lauf zu einem Erlebnis der besonderen Art. Weil auch immer wieder Gruppen, die lieber verschmitzt als verschwitzt unterwegs sind – wie die Mädels in schwarz, die sich „Walking Cops“nennen. Kein regen – das bedeutet auch: gelassener Plaudern im Ziel, weniger Aufbruch, mehr Firma, größerer Abend.