Bleibt Conny Höß am Ball?
Der ehemalige Präsident des FC Pipinsried liebäugelt mit einem Engagement beim SC Fürstenfeldbruck. Warum der 76-Jährige die Entwicklung beim FCP kritisch sieht und dennoch versöhnliche Worte findet
Altomünster Pipinsried Ganz Pipinsried war beim sogenannten „Spiel des Lebens“im Stadion. 7000 Zuschauer verfolgten das Spiel gegen die großen Löwen. Ganz Pipinsried? Nein, einer fehlte. Nicht irgendeiner: Ex-Präsident Konrad Höß wurde vermisst. Viele fragten sich, warum ausgerechnet „Mister Pipinsried“beim Duell mit dem TSV 1860 München nicht vor Ort war.
Seit Höß sein Amt Anfang Februar an Roland Küspert übergeben hat, knirscht es zwischen dem Vereinsgründer und seinen Nachfolgern. „Es war richtig, aus gesundheitlichen Gründen kürzerzutreten. Aber wie das Ganze gelaufen ist, hat mir nicht gepasst“, so Höß, der Küspert als Präsidenten vorgeschlagen hatte. „Ich habe lange nach dem richtigen Nachfolger gesucht. Roland Küspert ist eigentlich ein guter Mann, das hat man ja beim LöwenSpiel gesehen. Alles war gut organisiert.“Und dennoch blieb Höß dem Spiel fern. „Es ging ja schon auf der Jahreshauptversammlung mit dem Ausschluss der Presse los. Man hätte mich auch danach mehr mit einbeziehen können, aber Küspert hat nicht einmal mit mir gesprochen. So geht man mit verdienten Leuten nicht um.“Er hätte sich mehr Dankbarkeit gewünscht. „Ich und meine Frau Kathi hätten wenigstens einen Händedruck verdient gehabt.“Höß hätte sich auch gerne weiterhin engagiert, doch dazu kam es nicht. „Es ist mein Herzensverein. Ich kann von der Macht loslassen, aber nicht vom FCP. Vielleicht habe ich dafür den falschen Nachfolger gewählt.“Kein Wunder also, dass Höß und sein langjähriger Stellvertreter nur noch selten miteinander sprechen. Küspert selbst beschreibt das Verhältnis als „abgekühlt.“Eine Ehrung für Höß stellt er aber in Aussicht: „Wir planen einen größeren Ehrenabend. Dort sollen Konrad und Kathi Höß geehrt werden und noch weitere Helfer, die über die Jahre für den FCP tätig waren.“
Anders ist das Verhältnis zwischen Höß und Manager Roman Plesche. „Das ist völlig in Ordnung. Wir reden öfters über sportliche Belange. Roman Plesche ist ein fähiger Mann, wenn nicht sogar der entscheidende Mann, wenn es um den künftigen Erfolg des FCP geht.“Das gute Verhältnis bestätigt auch den Höß vor rund zwei Jahren zum Manager gemacht und mit der Kaderplanung beauftragt hat. „Wir tauschen uns aus und stehen in Kontakt. Das ist in Ordnung.“Und dennoch sieht der ExPräsident die Entwicklung beim Dorfklub kritisch. „Ich sage nicht, dass schlecht gearbeitet wird, aber mir gefällt das Gesamtkonzept nicht. Es geht um immer mehr Geld, alles wird immer professioneller. Ich habe das Gefühl, das passt alles nicht zum FCP. Das ist nicht der Verein, der er 51 Jahre lang war. Ich habe die Befürchtung, dass mein DorfPlesche, verein verschwindet.“Die Fußballabteilung wird demnächst ausgegliedert und eine GmbH gegründet werden. Für Höß nicht der richtige Weg. „Das entfremdet die Mitglieder vom Verein. Der eine oder andere hat sich schon abgewendet. Wenn zu viele auswärtige Leute das Sagen haben, ist das nicht gut für das Klima. Ich habe das Gefühl, dass sich das Dorf vom Verein entfernt. Unsere Stärke war immer das Bodenständige, das fürchte ich, geht so verloren.“Roman Plesche sieht das anders. „Es ist der gemeinsame Weg der neuen Führung. Wir müssen uns ganz einfach professioneller aufstellen, anders können wir in der Regionalliga nicht mithalten. Die Gemeinschaft im Dorf und im Verein leidet darunter keineswegs. Das Spiel gegen die Löwen hat doch gezeigt, dass alle zusammenhelfen.“
Trotz der Differenzen zeigt Höß sich mittlerweile versöhnlicher und will „keine schmutzige Wäsche waschen.“Vielmehr blickt er nach vorne. Gut möglich, dass der 76-Jährige schon bald eine Aufgabe beginnt – und zwar beim SC Fürstenfeldbruck. „Präsident Jakob Ettner (Vater vom bisherigen Pipinsrieder Spieler Maximilian Ettner) hat bei mir angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort einen Posten zu übernehmen. Das freut mich natürlich.“Ob Höß wirklich beim SCF anheuert, steht noch nicht fest. „Wir müssen erst einmal abwarten. Natürlich würde mich das reizen. Fürstenfeldbruck ist ein schlafender Riese und hat ganz andere Voraussetzungen als der FC Pipinsried.“Gespräche gab es laut Höß auch schon mit Fürstenfeldbrucks Bürgermeister Erich Raff. Derzeit steckt der SCF, der in der Bezirksliga Süd Oberbayern spielt, in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Welche Funktion Höß übernehmen solle, stehe noch nicht fest. „Das müssen wir sehen. Ich werde nicht so viel machen wie beim FCP. Vielleicht den Aufgabenbereich, den Plesche in Pipinsried hat. Es wäre nochmals ein Abenteuer für mich.“
Auch wenn Höß bald in Fürstenfeldbruck sein Fußballwissen einsetzen könnte, so ist und bleibt er mit Pipinsried verbunden. Er spricht immer noch von „wir“, wenn er über den FCP redet. Ob er es bereut, dass er sein Amt zur Verfügung gestellt hat? „Nein. Ich fühle mich wohler, weil der ganz große Druck nicht mehr da ist. Ich bin jeden Tag in der Natur und genieße das.“Deshalb bestehe auch keine Gefahr, dass „Mister Pipinsried“bei den nächsten Wahlen wieder als Präsident antrete. „Als Mitglied des FC Pipinsried werde ich vorbeikommen, aber sicher nicht mehr kandidieren.“