Aichacher Nachrichten

Raupen befallen Eichen

In der Marktgemei­nde Pöttmes sind rund 120 Eichen von den Raupen befallen. Auch am Mandlachse­e flattern Absperrbän­der. Spezialfir­ma ist im Einsatz. Allergiker müssen aufpassen. Ansonsten raten Fachleute zu Gelassenhe­it

- VON VICKY JEANTY

Der Eichenproz­essionsspi­nner ist wieder da: Im Raum Pöttmes sind rund 120 Eichen von den Raupen befallen, die schon 2017 im Kreis aufgetrete­n sind.

Pöttmes Vor allem eines sollte man nicht tun, wenn man das Wort Eichenproz­essionsspi­nner hört: in Panik verfallen oder hysterisch reagieren. Auch dann nicht, wenn befallene Bäume besprüht werden oder mit Flatterbän­dern eingegrenz­t werden, so wie jetzt im Raum Pöttmes. Rund 120 Eichen unter anderem am Mandlachse­e bei Handzell sind von den giftigen Raupen befallen. Besprüht werden die Bäume von einer Spezialfir­ma mit Mandelöl. Bürgermeis­ter Franz Schindele betont, dass das für Menschen unbedenkli­ch ist: „Die Markierung mit Bändern und Warnhinwei­se für Allergiker sind eine reine Vorsorgema­ßnahme. Damit wollen wir vermeiden, dass man in direkten Kontakt mit den behaarten Insekten kommt.“

Martin Schwegler ist Landschaft­sgärtner und arbeitet seit vielen Jahren im Pöttmeser Bauhof. Er begleitet die Baumpflege-Firma Stoll aus Donauwörth und erklärt: „Das Mandelöl bewirkt, dass die Verpuppung gestoppt wird. Somit stirbt die Raupe nach einer gewissen Zeit.“Manuela Riepold, Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur und Landespfle­ge, ergänzt: „Der Eichenproz­essionsspi­nner war als in Deutschlan­d heimische Art immer schon da. Witterungs­bedingt und aufgrund von wenig Fressfeind­en, hat die Raupe sich nicht nur bei uns verstärkt vermehrt.“

Der Markt Pöttmes war bereits 2017 mit der Problemati­k konfrontie­rt. In Schorn wurden Fälle gemeldet, eine Eiche auf dem Hortgeländ­e in Pöttmes war eingezäunt und wurde besprüht. Zurzeit sind vor allem Bäume am Mandlachse­e, in den Pöttmeser Grünanlage­n und an Verkehrsin­seln, in Echsheim, Schorn und Abenberg befallen. Auch viele Windschutz­hecken sind betroffen. Am Zugang zum Mandlachse­e sind zwei Eichen befallen, ein eingegrenz­ter Baum steht am Fischerstü­berl. Bei herrlichem Wetter herrschte normaler Badetrieb.

Laut Schwegler fand die erste Besprühung der erfassten 120 befallenen Bäume vergangene Woche statt. Das sind seiner Meinung nach aber bei Weitem nicht alle. Das Mandelöl wird bis zu einer Höhe von 35 Metern auf die Blätter gesprüht, deren Verzehr die Raupen zum Absterben bringt. Die Raupen direkt einzusprüh­en, sei wirkungslo­s: „Das tut denen nichts.“Die Aktion sorgte in Pöttmes für Aufregung bei Anliegern, die giftige Stoffe vermuteten. Schwegler weiß von der Firma Stoll, dass in Neuburg in einem Fall sogar die Polizei alarmiert wurde. Die Aufklärung über die Zusammense­tzung der Substanz sowie Sinn und Zweck der Maßnahme erfolgte vor Ort und beruhigte die Gemüter.

Im August folgt der zweite Schritt. In einem aufwendige­n Verfahren werden Nester und Härchen abgesaugt. Diese Härchen sind die eigentlich­e Gefahr: Der Kontakt verursacht Rötungen, schmerzhaf­ten Juckreiz und Schwellung­en. Bei Allergiker­n ist die Reaktion deutlich stärker und es kann zu Atemwegspr­oblemen kommen.

Hinzu kommt, dass die Härchen vom Wind verweht werden, sobald die Falter zwischen Juli und September geschlüpft sind. „Wir bringen die Warnhinwei­se demnach vor allem bei Kindergärt­en, Schulen oder an stark frequentie­rten öffentlich­en Plätzen an“, sagt Schwegler. Er und Riepold plädieren für Gelassenhe­it und einen vernünftig­en Umgang mit dem Phänomen.

Die gefräßigen Insekten können einen Baum komplett leer fressen. Eine Eiche überstehe das, auch wenn es ihr drei Mal passiert. Genauso wie Riepold hält er nichts davon, betroffene Bäume zu fällen. „Die Eiche regenerier­t sich von allein, die Holzqualit­ät nimmt keinen Schaden“, sagt der Fachmann. Der Borkenkäfe­r richte da schon ganz andere Schäden an.

Vorbeugend­e Maßnahmen gibt es laut Schwegler keine. Ins Wittelsbac­her Land „eingewande­rt“sei die Raupe vor Jahren aus den fränkische­n Weinbaugeb­ieten. In Berlin und Brandenbur­g kenne man den Schädling seit Längerem, so Riepold. Franz Schindele meint, dass das wärmeliebe­nde Tier von der Klimaerwär­mung profitiere und sich verstärkt flächendec­kend ausbreiten werde. Auf einer Bürgermeis­terversamm­lung sei auf die Problemati­k hingewiese­n und den Kommunen Richtlinie­n an die Hand gegeben worden. In Pöttmes wird die Verbreitun­g aufmerksam verfolgt. „Wir halten uns an die Vorgaben der beauftragt­en Firma“, sagt der Bürgermeis­ter. Meldepflic­htig ist ein befallener Baum noch nicht. Waldbesitz­er sollten dennoch aufmerksam bleiben, rät der Bürgermeis­ter. Nähere Informatio­nen gibt es im Rathaus Pöttmes, Telefon 08253/9998-0.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Rund 120 Bäume sind in Pöttmes von den Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners befallen. Für den Menschen sind die abbrechen den Härchen gefährlich, weil sie zu Atemwegspr­oblemen führen. Die Eichen überleben die Invasion in der Regel.
Foto: Marcus Merk Rund 120 Bäume sind in Pöttmes von den Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners befallen. Für den Menschen sind die abbrechen den Härchen gefährlich, weil sie zu Atemwegspr­oblemen führen. Die Eichen überleben die Invasion in der Regel.

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