Chinesen sind bei Grammer fast am Ziel
Damit setzen sich die Asiaten gegen einen bosnischen Investor durch
Amberg China setzt seine Einkaufstour in Deutschland fort. Der chinesische Autozulieferer Jifeng steht kurz davor, den bayerischen Autozulieferer Grammer aus Amberg (Oberpfalz) ganz zu übernehmen. Grammer und zwei Firmen des chinesischen Autozulieferers Jifeng unterzeichneten am Dienstag eine Investorenvereinbarung. Auf dieser Grundlage wird Jifeng ein Übernahmeangebot für alle ausstehenden Aktien der Grammer AG abgeben.
Vor genau einem Jahr hatte Grammer Jifeng als Aktionär an Bord geholt, um eine Machtübernahme durch die umstrittene bosnische Investorenfamilie Hastor zu verhindern. Zuletzt hielt Jifeng 26 Prozent an Grammer, Hastor 19 Prozent. Vereinbart sei bereits, dass Grammer selbstständig und börsennotiert bleibt und Management und Struktur erhalten bleiben, hieß es aus Industriekreisen. Jifeng will den Aktionären ihre Anteile mit einem Aufschlag von 17 Prozent über dem bisherigen Aktienkurs abkaufen – das Oberpfälzer Unternehmen wäre Jifeng damit 772 Millionen Euro wert. Die Finanzierung sei gesichert, hieß es aus Branchenkreisen.
Die Börse reagierte begeistert: Die Aktie schoss am Dienstag sogar um 21 Prozent nach oben. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sagte, bei einem Übernahmeangebot von Jifeng könnte die Familie Hastor aussteigen, und das könnte Grammer Aufträge aus der deutschen Autoindustrie wieder erleichtern. Peter Rothenaicher von der Baader Bank hält das Angebot der Chinesen angesichts des Wachstumspotenzials von Grammer etwa in den USA für „ziemlich niedrig“.
Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall, die sich vor einem Jahr heftig gegen die Machtübernahme von Hastor gewehrt hatten, äußerten sich noch nicht zu der bevorstehenden Übernahme durch die Chinesen.
Auch aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Die Vorgängerin von Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer, die jetzige bayerische Bauministerin Ilse Aigner (beide CSU), hatte zwar nach der Übernahme des Augsburger Roboterherstellers Kuka eine Initiative gegen unerwünschte Firmenübernahmen auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Entschließungsantrag Bayerns fand im Bundesrat Ende April auch eine Mehrheit. Vonseiten der Bundesregierung aber ist in dieser Sache bisher weiter
Berlin kann den Fall schon jetzt prüfen
nichts unternommen worden. Im konkreten Fall allerdings spielt dies keine Rolle. Die Bundesregierung könnte, wie ein Ministeriumssprecher in München sagte, auch nach geltendem Recht bereits eingreifen.
Grammer hat mit Kopfstützen und Mittelkonsolen für Autos und mit Sitzen für Traktoren, Baumaschinen und Lastwagen im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. In Amberg beschäftigt Grammer 2000 Mitarbeiter, in Deutschland insgesamt 3000, weltweit sind es 15 000 Mitarbeiter.
Jifeng produziert Kopfstützen und Armlehnen vor allem für chinesische Autobauer, ist aber viel kleiner als Grammer – der Umsatz im vergangenen Jahr betrug 250 Millionen Euro. Jifeng ist börsennotiert, gehört aber zum größten Teil der Familie Wang. Vorstand Jimin Wang sagte: „Wir haben den Ehrgeiz, in den nächsten fünf Jahren einer der weltweit führenden Autozulieferer zu werden. Durch die Zusammenarbeit mit starken Partnern wie Grammer werden wir unsere Position weiter ausbauen und in China, Europa und Nordamerika investieren.“Durch Grammer bekomme Jifeng Zugang zu internationalen Märkten, gemeinsam könnten sie Kosten sparen.