Aichacher Nachrichten

Herrenbach: Die ersten Bäume sind gefällt

Trotz enormer Anwohnerpr­oteste hat die Stadt Augsburg am Dienstag mehrere Eschen, Ahorne und Erlen entfernen lassen. Die Bürger sprechen von Kahlschlag, die Stadt kündigt Ersatz an

- VON NICOLE PRESTLE

Aller Bürgerprot­est hat nichts genützt: Die ersten Bäume entlang des Augsburger Herrenbach­s sind gefällt. Bis Mittwochab­end werden insgesamt 34 zum Teil Jahrzehnte alte Eschen, Ahorne, Pappeln, Weiden und Erlen entfernt. Im Herbst und im kommenden Jahr wird es weitere Fällungen geben. Weil die Bäume bei Sturm umfallen und den Damm beschädige­n könnten, lässt die Stadt insgesamt 96 Pflanzen beseitigen.

Es ist Dienstagmo­rgen, halb sieben, als die ersten Bewohner des Herrenbach­viertels in der Heinestraß­e ankommen. Sie haben ein großes Transparen­t mitgebrach­t. „Lasst die Bäume leben“steht darauf. Als kurz vor sieben Uhr die ersten Baufahrzeu­ge ankommen, versperren die knapp 40 Bürger ihnen mit dem Transparen­t die Zufahrt. „Wir wollen hier unserem Willen Ausdruck verleihen, dass die Bäume stehen bleiben sollen“, sagt eine Frau. „Wenn sie uns verspreche­n, dass Sie diesen Kahlschlag noch einmal mit uns diskutiere­n, geben wir die Straße frei.“

Doch eine Diskussion gibt es an diesem Morgen nicht. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) hatte die Fällung der 34 Bäume vergangene Woche angeordnet. Bei Stürmen bestehe die Gefahr, dass sie umfallen und ein Loch in den Damm reißen. „Dies hätte zur Folge, dass sich das im Oberlauf befindlich­e Wasser von

Eine Diskussion gibt es an diesem Morgen nicht

etwa 30 000 Kubikmeter­n in das dahinterli­egende Wohngebiet oder in die Kleingarte­nanlage ergießen würde“, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Er selbst sprach am Montag bei einer kurzfristi­g anberaumte­n Info-Veranstalt­ung von einem „dramatisch­en Eingriff in Natur- und Artenschut­z“. Doch die Stadt trage die Verantwort­ung für die Anwohner des Herrenbach­s. Erben: „Was ist nun wichtiger? Bäume oder die Sicherheit der Bürger?“

Weil die Fällungen in die Vogelbrutz­eit fallen, genehmigte die Regierung von Schwaben den Eingriff nur unter Auflagen. Geprüft wurde unter anderem, ob sie Nistplatz für Fledermäus­e oder Vögel sind. „Wir haben jeden Baum untersucht“, sagt Anette Vedder, Leiterin des Amtes für Grünordnun­g. Abgesägt werden die Bäume in Stücken – angefangen von der Krone abwärts. „Jedes Stück, das wir absägen, wird noch einmal auf Tiere untersucht. Vogelneste­r würden wir vorsichtig auf Bäume versetzen, die nicht gefällt werden“, erklärt Vedder.

Zwischen Bürgern, Referenten und Polizei kommt es am Dienstagmo­rgen zu lautstarke­n Auseinande­rsetzungen. Die Polizei spricht Platzverwe­ise aus, eine Frau, die sich zu Füßen eines zu fällenden Baumes niedergela­ssen hat, wird von den Beamten weggetrage­n. Ein Mann verschafft sich kurzerhand Zutritt zum Sperrgebie­t und watet im Wasser den Baufahrzeu­gen hinterher. Auch um ihn kümmert sich die Polizei.

Wütend sind die Bürger vor allem, weil die Arbeiten so kurzfristi­g und gerade jetzt umgesetzt werden. „Die Vögel, die Sie heute vertreiben, kommen nie mehr zurück“, schreit eine junge Frau erbost Polizeibea­mte und Politiker an. Gegen halb elf Uhr löst sich die Blockade schließlic­h auf, die Bürger wissen,

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Fotos: Peter Fastl Mit Transparen­ten und viel Wut im Bauch kamen am Dienstagmo­rgen über 30 Anwohner zum Herrenbach. Sie wollten die Fällung von 34 Bäumen verhindern. Ein Mann ver schaffte sich durchs Wasser Zutritt zum Sperrgebie­t, eine junge Frau musste von der Polizei...
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