Herrenbach: Die ersten Bäume sind gefällt
Trotz enormer Anwohnerproteste hat die Stadt Augsburg am Dienstag mehrere Eschen, Ahorne und Erlen entfernen lassen. Die Bürger sprechen von Kahlschlag, die Stadt kündigt Ersatz an
Aller Bürgerprotest hat nichts genützt: Die ersten Bäume entlang des Augsburger Herrenbachs sind gefällt. Bis Mittwochabend werden insgesamt 34 zum Teil Jahrzehnte alte Eschen, Ahorne, Pappeln, Weiden und Erlen entfernt. Im Herbst und im kommenden Jahr wird es weitere Fällungen geben. Weil die Bäume bei Sturm umfallen und den Damm beschädigen könnten, lässt die Stadt insgesamt 96 Pflanzen beseitigen.
Es ist Dienstagmorgen, halb sieben, als die ersten Bewohner des Herrenbachviertels in der Heinestraße ankommen. Sie haben ein großes Transparent mitgebracht. „Lasst die Bäume leben“steht darauf. Als kurz vor sieben Uhr die ersten Baufahrzeuge ankommen, versperren die knapp 40 Bürger ihnen mit dem Transparent die Zufahrt. „Wir wollen hier unserem Willen Ausdruck verleihen, dass die Bäume stehen bleiben sollen“, sagt eine Frau. „Wenn sie uns versprechen, dass Sie diesen Kahlschlag noch einmal mit uns diskutieren, geben wir die Straße frei.“
Doch eine Diskussion gibt es an diesem Morgen nicht. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hatte die Fällung der 34 Bäume vergangene Woche angeordnet. Bei Stürmen bestehe die Gefahr, dass sie umfallen und ein Loch in den Damm reißen. „Dies hätte zur Folge, dass sich das im Oberlauf befindliche Wasser von
Eine Diskussion gibt es an diesem Morgen nicht
etwa 30 000 Kubikmetern in das dahinterliegende Wohngebiet oder in die Kleingartenanlage ergießen würde“, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Er selbst sprach am Montag bei einer kurzfristig anberaumten Info-Veranstaltung von einem „dramatischen Eingriff in Natur- und Artenschutz“. Doch die Stadt trage die Verantwortung für die Anwohner des Herrenbachs. Erben: „Was ist nun wichtiger? Bäume oder die Sicherheit der Bürger?“
Weil die Fällungen in die Vogelbrutzeit fallen, genehmigte die Regierung von Schwaben den Eingriff nur unter Auflagen. Geprüft wurde unter anderem, ob sie Nistplatz für Fledermäuse oder Vögel sind. „Wir haben jeden Baum untersucht“, sagt Anette Vedder, Leiterin des Amtes für Grünordnung. Abgesägt werden die Bäume in Stücken – angefangen von der Krone abwärts. „Jedes Stück, das wir absägen, wird noch einmal auf Tiere untersucht. Vogelnester würden wir vorsichtig auf Bäume versetzen, die nicht gefällt werden“, erklärt Vedder.
Zwischen Bürgern, Referenten und Polizei kommt es am Dienstagmorgen zu lautstarken Auseinandersetzungen. Die Polizei spricht Platzverweise aus, eine Frau, die sich zu Füßen eines zu fällenden Baumes niedergelassen hat, wird von den Beamten weggetragen. Ein Mann verschafft sich kurzerhand Zutritt zum Sperrgebiet und watet im Wasser den Baufahrzeugen hinterher. Auch um ihn kümmert sich die Polizei.
Wütend sind die Bürger vor allem, weil die Arbeiten so kurzfristig und gerade jetzt umgesetzt werden. „Die Vögel, die Sie heute vertreiben, kommen nie mehr zurück“, schreit eine junge Frau erbost Polizeibeamte und Politiker an. Gegen halb elf Uhr löst sich die Blockade schließlich auf, die Bürger wissen,