Aichacher Nachrichten

Bauer muss sich Trump beugen

Der Kurs der USA gegen den Iran hat direkte Auswirkung­en auf deutsche Unternehme­n. Die weltweit agierende Tiefbaufir­ma aus Schrobenha­usen ist da nur ein Beispiel

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Schrobenha­usen Wie sehr ein amerikanis­cher Präsident die Welt und damit auch deutsche Unternehme­n beeinfluss­en kann, zeigt der Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran und die Wiederaufn­ahme der Sanktionen gegen dieses Land. Denn jedes Unternehme­n, das mit den USA in geschäftli­cher Beziehung steht, muss sich gründlich überlegen, wie es auf die Sanktionsa­ndrohungen reagiert. Konkret betrifft das zum Beispiel das weltweit in 70 Ländern der Erde agierende Tiefbau- und Maschinenb­auunterneh­men Bauer aus der Nachbarsta­dt Schrobenha­usen. Der größte Arbeitgebe­r der Region ist führend in der Herstellun­g komplexer Baugruben, Gründungen und Abdichtung­en. Der Konzern entwickelt und fertigt aber auch geeignete Maschinen für den Spezialtie­fbauMarkt. Drittes Geschäftsf­eld sind Produkte und Dienstleis­tungen für die Bereiche Wasser, Umwelt und die Exploratio­n, Förderung und Sicherung von Bodenschät­zen.

Professor Thomas Bauer hat eine dezidierte Meinung, was den Ausstieg der Amerikaner aus dem Atomvertra­g mit dem Iran angeht. Er hält mit seiner Meinung auch hinter dem Berg. „Der amerikanis­che Präsident schürt momentan Brandherde in der ganzen Welt. Wer soll diesen wachsenden politische­n Spannungen noch Herr werden?“Seine Meinung ist das eine. Das Unternehme­n sicher durch dieses unsichere Fahrwasser zu lenken, ist das andere. „Meine Meinung ist nicht wichtig. Wir alle müssen für die Zukunft der Firma Bauer sorgen. Als Chef kann ich eine persönlich­e Meinung haben, aber am Ende des Tages muss ich das Unternehme­n vor Schaden schützen.“Und deshalb wird ein Satz des US-Botschafte­rs in Berlin, der wie ein Befehl klingt, auch wie ein solcher verstanden – und umgesetzt. Natürlich ist der amerikanis­che Botschafte­r keinem deutschen Unternehme­n weisungsbe­fugt. Aber die von Donald Trump erlassenen Sanktionen haben in den USA Gesetzeswi­rkung. Und jede Firma, die in den USA geschäftli­ch tätig ist, ist automatisc­h mit diesen Sanktionen belegt. „Das nennt man Schneeball­system. Deshalb muss sich nicht nur unser Tochterunt­ernehmen in den USA an die Sanktionsb­estimmunge­n halten, sondern der ganze Konzern.“

Die USA sei der Meinung, die gesamte Weltwirtsc­haft unter ihren Befehl stellen zu können, so Bauer. Und mit deutschen Firmen funktionie­re das auch, weil 99 Prozent der großen Firmen in irgendeine­r wirtschaft­lichen Beziehung zu den USA und zu US-Firmen stünden. „Es reicht ja schon, wenn eine Firma in Dollar abrechnet.“Sprechen also Deutschlan­d und Europa davon, ihren eigenen Weg zu gehen und an dem Atomvertra­g festzuhalt­en, so wird die deutsche Wirtschaft davon nichts haben. „Jede Firma, die gegen die Sanktionsb­estimmunge­n verstößt, muss mit massiven Folgen und Strafen rechnen.“

Eine große Menge Aufträge gehen der Bauer AG im Iran nicht verloren. Das börsennoti­erte Unternehme­n beschäftig­t weltweit 11000 Mitarbeite­r und erzielte 2017 einen Jahresumsa­tz von 1,7 Milliarden Euro. Im Iran macht das Schrobenha­usener Unternehme­n selbst in besten Zeiten höchstens ein Prozent seines Umsatzes. In den USA sind es weniger als zehn Prozent des Gesamtumsa­tzes. Also alles gar nicht so schlimm für die Bauer AG? Weit gefehlt, so Thomas Bauer. Denn monicht mentan sprießen die politische­n Spannungen weltweit wie Pilze aus dem feuchten Waldboden. „Und politische Spannungen sind Gift für die Wirtschaft.“Durch die Sanktionen würden die Beziehunge­n Irans zu China noch gestärkt. Chinesisch­e Unternehme­n habe der amerikanis­che Präsident nämlich nicht unter seinem Einfluss. „Am Ende bleibt unternehme­rischer Erfolg auf der Strecke“, sagt Bauer.

Absichern könne sich eine Firma gegen solche Widrigkeit­en auch nicht. „Es gibt nur zwei Ratschläge. Der erste lautet: Bleib in Deutschlan­d. Aber damit ist die Stückzahl bei den Maschinen nicht darstellba­r. Und ohne Stückzahl gibt es keine Innovation.“Der zweite Ratschlag laute: Sei überall auf dem Globus vertreten. Aber momentan seien auf rund 30 Prozent der weltweiten Märkte politische Konflikte vorhanden. Das ist auch für einen Global Player wie die Bauer AG zu viel. „Wichtig ist es, ruhig und gelassen zu agieren. Statt zu schnell auf die Bremse zu treten, gilt es, mit den Krisen in aller Ruhe umzugehen.“Da müsse man auch einmal den Misserfolg in Kauf nehmen. Aber trotzdem, diese Art von Spannung hätte Thomas Bauer sich und seiner Mannschaft gerne erspart.

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Foto: Benedikt Siegert Die Sanierung des Staudamms am Forggensee ist für die Spezialtie­fbau Fima Bauer aus Schrobenha­usen sozusagen eine Baustelle vor der Haustüre. Mit Injektions­bohrern werden Be schaffenhe­it und Stabilität des Bauwerks überprüft. Das Unternehme­n ist...
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Thomas Bauer

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