Rettungskräfte lernen Selbstverteidigung
Einsatzkräfte beklagen immer mehr Übergriffe. Eine Schulung soll sie auf auffällige Patienten vorbereiten. Was dahintersteckt
Reaktion auf die zunehmende Zahl von Übergriffen auf Rettungskräfte wird in Augsburg nun ein Kurs entwickelt, mit dem die Einsatzkräfte entsprechend geschult werden. „Viele Einsatzkräfte fühlen sich angesichts der täglich lauernden Risiken inzwischen überfordert. Deshalb haben wir uns dafür entschieden unsere Helfer gezielt zu Deeskalations- und Abwehrtechniken zu schulen“, sagt Günter Gsottberger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen.
In Zusammenarbeit mit Experten des Polizeisportvereins Augsburg wurde ein entsprechender Pilotkurs entwickelt und durchgeführt. Dabei wurden zunächst ehrenamtliche Helfer der Malteser und des BRK aus dem Bereich der Krisenintervention in Augsburg geschult. „Die Erkenntnisse und Rückmeldungen werden uns dabei unterstützen, für die Zukunft die richtigen Maßnahmen zu treffen, damit unsere Mitarbeiter in den verschiedenen Einsatzdiensten dieser Form von Gewalt adäquat begegnen können“, so Gsottberger.
Einer der Initiatoren für den Pilotversuch ist der ehrenamtliche Leiter des Kriseninterventionsteams der Augsburger Malteser, Matthias Schaumlöffel. Er sagt: „Gewalt – zumeist ohne Vorwarnung – gegen Einsatzkräfte ist ein Thema, das lange totgeschwiegen wurde. Wir in der Krisenintervention begegnen regelmäßig Menschen, welche sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden.“
Im Vordergrund stehe die möglichst gewaltfreie Beendigung von Situationen, in denen körperliche Angriffe ohne Flucht- oder Rückzugsmöglichkeiten für den Helfer abgewehrt werden müssen. Und da setzt die geplante Seminarreihe an. Es gehe um Deeskalation, aber auch um Techniken, um sich eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen. Michael Schwarz vom PSV ergänzt: „Für die Judoabteilung und für den Polizei- sportverein Augsburg war der Kurs schon deshalb erfolgreich, weil viele realitätsnahe Situationen behandelt werden konnten und wir unser Wissen und unsere Erfahrung weitergeAls ben konnten. Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmenden auf mögliche Übergriffe im Einsatz nun gut vorbereitet sind.“Es sei nicht hinnehmbar, dass Helferinnen und Helfer bei einem Notfall Sorge haben müssen, selber bedroht oder in jedweder Form angegriffen zu werden, bekräftigtGsott berg er. Die Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen appelliert auch an alle Kräfte in den verschiedenen Einsatzdiensten, jeden Fall von Gewalt zu melden und strafrechtlich verfolgen zu lassen.