Pflegeheim: Der Bedarf ist da
Aichach hat bald ein neues Pflegeheim. Das Haus an der Paar wird das erste Seniorenheim im nördlichen Landkreis sein, das mit Korian Deutschland ein großer Pflegekonzern betreibt. Wer sich deshalb Sorgen um die bereits bestehenden Einrichtungen wie die Heime der Arbeiterwohlfahrt und der Heilig-Geist-Spital-Stiftung macht, der kann wohl beruhigt sein: Der Bedarf für die zusätzlichen 86 Pflegeplätze ist mehr als vorhanden. Das hat die jährliche Erhebung des Landratsamts über die Auslastung der Pflegeheime im November 2017 belegt. Damals waren freie Heimplätze plötzlich Mangelware. Das lag zum einen daran, dass die Menschen immer älter werden und deutlich pflegebedürftiger sind als früher, wenn sie in ein Heim kommen. Zum anderen mussten Plätze frei bleiben, weil es an Personal fehlte. Die Konkurrenz um Pflegekräfte wird wohl der einzige Punkt sein, an dem die bestehenden Einrichtungen die neue Konkurrenz spüren werden. Leerstände sind voraussichtlich nicht zu befürchten. Im März waren alle Heimplätze im Landkreis belegt.
Vor fünf Jahren noch hatte die Altenhilfe im Landratsamt vor einem „Bauboom“im Pflegebereich gewarnt. Durch ein Überangebot an Plätzen entstehe ein Sog von der ambulanten in die stationäre Pflege, hieß es damals. Dadurch werde das Konzept „ambulant statt stationär“aufgeweicht. Dabei geben wohl die wenigsten Menschen ihre betagten Eltern leichten Herzens in ein Heim, nur weil ein Platz verfügbar ist. Wenn nicht familiäre Verbundenheit und der Wunsch der Senioren, daheim zu leben, dagegensprechen, dann sind es auch finanzielle Erwägungen: Heimplätze sind teuer.
Das Pflegestärkungsgesetz, das pflegende Angehörige eigentlich besser unterstützen soll, reicht aber längst nicht aus. Ambulante Pflegedienste und Physiotherapeuten, die Hausbesuche machen, sind mehr als gut ausgelastet. Kurzzeitpflege brauchen Familien oft, um zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt das Zuhause für den Pflegebedürftigen vorzubereiten. Pflegenden Angehörigen könnte sie auch mal Luft verschaffen, um sich zu erholen. Gerade hier gibt es aber den größten Mangel im Landkreis. Die Heime – auch das Haus an der Paar – bieten derzeit nur sogenannte „eingestreute Kurzzeitplätze“an. Das heißt, bei Vollbelegung gibt es schlichtweg keine Plätze. Wenn man pflegende Angehörige wirklich unterstützen will: Hier gibt es viel zu tun.