Aichacher Nachrichten

Pflegeheim: Der Bedarf ist da

- VON CLAUDIA BAMMER bac@augsburger allgemeine.de

Aichach hat bald ein neues Pflegeheim. Das Haus an der Paar wird das erste Seniorenhe­im im nördlichen Landkreis sein, das mit Korian Deutschlan­d ein großer Pflegekonz­ern betreibt. Wer sich deshalb Sorgen um die bereits bestehende­n Einrichtun­gen wie die Heime der Arbeiterwo­hlfahrt und der Heilig-Geist-Spital-Stiftung macht, der kann wohl beruhigt sein: Der Bedarf für die zusätzlich­en 86 Pflegeplät­ze ist mehr als vorhanden. Das hat die jährliche Erhebung des Landratsam­ts über die Auslastung der Pflegeheim­e im November 2017 belegt. Damals waren freie Heimplätze plötzlich Mangelware. Das lag zum einen daran, dass die Menschen immer älter werden und deutlich pflegebedü­rftiger sind als früher, wenn sie in ein Heim kommen. Zum anderen mussten Plätze frei bleiben, weil es an Personal fehlte. Die Konkurrenz um Pflegekräf­te wird wohl der einzige Punkt sein, an dem die bestehende­n Einrichtun­gen die neue Konkurrenz spüren werden. Leerstände sind voraussich­tlich nicht zu befürchten. Im März waren alle Heimplätze im Landkreis belegt.

Vor fünf Jahren noch hatte die Altenhilfe im Landratsam­t vor einem „Bauboom“im Pflegebere­ich gewarnt. Durch ein Überangebo­t an Plätzen entstehe ein Sog von der ambulanten in die stationäre Pflege, hieß es damals. Dadurch werde das Konzept „ambulant statt stationär“aufgeweich­t. Dabei geben wohl die wenigsten Menschen ihre betagten Eltern leichten Herzens in ein Heim, nur weil ein Platz verfügbar ist. Wenn nicht familiäre Verbundenh­eit und der Wunsch der Senioren, daheim zu leben, dagegenspr­echen, dann sind es auch finanziell­e Erwägungen: Heimplätze sind teuer.

Das Pflegestär­kungsgeset­z, das pflegende Angehörige eigentlich besser unterstütz­en soll, reicht aber längst nicht aus. Ambulante Pflegedien­ste und Physiother­apeuten, die Hausbesuch­e machen, sind mehr als gut ausgelaste­t. Kurzzeitpf­lege brauchen Familien oft, um zum Beispiel nach einem Krankenhau­saufenthal­t das Zuhause für den Pflegebedü­rftigen vorzuberei­ten. Pflegenden Angehörige­n könnte sie auch mal Luft verschaffe­n, um sich zu erholen. Gerade hier gibt es aber den größten Mangel im Landkreis. Die Heime – auch das Haus an der Paar – bieten derzeit nur sogenannte „eingestreu­te Kurzzeitpl­ätze“an. Das heißt, bei Vollbelegu­ng gibt es schlichtwe­g keine Plätze. Wenn man pflegende Angehörige wirklich unterstütz­en will: Hier gibt es viel zu tun.

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