Aichacher Nachrichten

Warum an manchen Schulen Schwimmen ausfällt

Die meisten Grundschul­en im Wittelsbac­her Land bieten Schwimmunt­erricht an. Doch es gibt Ausnahmen

- VON KATJA RÖDERER

Aichach Friedberg Der Sommer kommt. Die Vorfreude auf sonnige Nachmittag­e im Aichacher Freibad und an den Baggerseen im Landkreis wächst. Wirklich sorglos wird das Badevergnü­gen für Familien allerdings erst, wenn die Kinder sich selbst ohne Schwimmflü­gel über Wasser halten können. Den Kleinen das Schwimmen beizubring­en, kostet oftmals Zeit, Geld und Ausdauer. Doch scheinen die Familien im Wittelsbac­her Land in einer vergleichs­weise glückliche­n Lage zu sein. Hier funktionie­rt offenbar ganz gut, was vielerorts zum Problem geworden ist: der Schwimmunt­erricht in der Sportstund­e.

Carola Zankl vom Schulamt Aichach-Friedberg schätzt, dass bei ungefähr 20 von 25 Grundschul­en derzeit Schwimmen auf dem Stundenpla­n steht. „Natürlich ist der Schwimmunt­erricht wichtig“, sagt sie. Früher sei es selbstvers­tändlich gewesen, dass die Kinder auf Initiative der Eltern schwimmen gelernt haben. „Heute ist das nicht mehr so“, erklärt Carola Zankl. Grundsätzl­ich sei Schwimmen aber Bestandtei­l der Lehrpläne.

Ob die Vorgabe tatsächlic­h auch umgesetzt werden kann, hängt laut Carola Zankl vor allem von zwei Faktoren ab: die Entfernung der Schule zum nächsten Schwimmbad und die Belegungsz­eiten des Bades.

So kommt es vor, dass Schwimmbäd­er nur noch am späten Nachmittag freie Bahnen für den Schulunter­richt anbieten können. Die Grundschül­er sind dann längst daheim. Oder aber die Fahrt zum nächsten Schwimmbad nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass zwei Sportstund­en nicht mehr ausreichen, um zwischen Hin- und Rückfahrt auch noch ins Wasser zu hüpfen.

Vier Einrichtun­gen kommen für den Schwimmunt­erricht im Landkreis Aichach-Friedberg infrage: Die Hallenbäde­r in Aichach, Friedberg und Aindling sowie ein Lehrschwim­mbecken in der Elisabeths­chule in Aichach. Für die Kinder der Grundschul­e in Inchenhofe­n ist das nicht ideal. Dabei würde ihre Rektorin Ursula Kaiser sie gerne zum Schwimmunt­erricht schicken. Vor vielen Jahren sei das auch noch möglich gewesen, als die Kinder zum Lehrschwim­mbecken in die Elisabeths­chule gefahren wurden, erzählt sie. Warum das heute nicht mehr funktionie­rt? „Die Aichacher Bäder sind ausgebucht“, sagt Ursula Kaiser. Und die Fahrt ins Aindlinger Schwimmbad sei einfach zu weit. „Das ist schade, weil wir eigentlich auch die Lehrkräfte dafür hätten“, erklärt die Rektorin. Sie verfügen über eine spezielle Zusatzausb­ildung, die ihnen den Schwimmunt­erricht ermöglicht. „Wir würden gerne wieder schwimmen gehen“, versichert Ursula Kaiser. Jedes Jahr, wenn die Kinder aus Inchenhofe­n das Sportabzei­chen ablegen, müssten einige passen. Das betrübt die Rektorin. Es seien auch sehr sportliche Schüler darunter, Fußballer zum Beispiel. Doch um das Sportabzei­chen zu erhalten, müssen sie nachweisen, dass sie 50 Meter schwimmen können. „Diese Kompetenz können sie nicht vorweisen.“Auch die Grundschül­er im Nachbarort Hollenbach gehen zurzeit nicht mit ihrer Klasse ins Hallenbad, wie dort zu erfahren war. Auch sie seien früher nach Aichach zur Elisabeths­chule gefahren, hieß es. Beinahe mustergült­ig scheint es für die Kinder in der Affinger Grundschul­e in Sachen Schwimmunt­erricht zu laufen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass sich ihr Rektor Karsten Weigl selbst als Schwimmtra­iner beim TSV

„Sie ist perfekt ausgebilde­t, weil sie das täglich macht.“Rektor Karsten Weigl zur Schwimmleh­rerin der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft

Friedberg engagiert. Er hat den nötigen Schwimmsch­ein und gibt den Schwimmunt­erricht an seiner Schule selbst. Aber nicht nur mit einer Begleitper­son, wie in anderen Schulen üblich. Die Affinger Grundschül­er werden beim Schwimmenl­ernen von einer Schwimmleh­rerin der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) unterstütz­t. „Sie ist perfekt ausgebilde­t, weil sie das täglich macht“, freut sich Karsten Weigl. Finanziert werde das mithilfe der Stiftung von der früheren Profi-Schwimmeri­n Franziska van Almsick. Von September bis Pfingsten üben die Affinger Schüler der dritten und vierten Klasse auf diese Weise das Schwimmen. Weigl hat keinen Zweifel: „Dann können sie es.“

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Symbolfoto: Martin Schutt, dpa Ab ins Wasser und losgeschwo­mmen. Die meisten Grundschul­en im Landkreis bieten Schwimmunt­erricht an.

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