Wer hat gezockt?
Im Finanzskandal des Bistums Eichstätt streiten die Anwälte heftig
Eichstätt Der Finanzskandal beschäftigt das Bistum Eichstätt auch am Tag, nachdem es erstmals seine Bilanzen vorgelegt und sich als Wegbereiter in Sachen Transparenz präsentiert hat: Am Donnerstag stritten die Anwälte weiter darum, ob die Diözese früher ihr Geld risikoreich angelegt hat.
Das Bistum hatte im Februar mitgeteilt, dass ihm durch dubiose, zwischen 2014 und 2016 getätigte, US-Immobiliengeschäfte ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden sein könnte. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor des Bistums und einen Geschäftspartner von ihm wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Beide haben teilweise gestanden. Der Anwalt des früheren stellvertretenden Finanzdirektors, Ulrich Ziegert, warf dem Bistum am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung erneut „extreme Risikobereitschaft“– Renditeziele von bis zu zehn Prozent – und „Gier“vor und nahm den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in die Verantwortung.
Der Anwalt des Bistums, Ulrich Wastl, wies Ziegerts Vorwürfe am Donnerstag energisch zurück. Die Gegenseite bediene sich „urkundlich belegt wissentlich der Unwahrheit, um den Bischof zu schädigen und von eigenem Fehlverhalten abzulenken“, erklärte er. Ein tatsächlich festgelegtes Renditeziel zwischen acht und zehn Prozent habe es nicht gegeben. Als die fraglichen Immobiliendarlehen gewährt worden seien, habe das Renditeziel „tatsächlich Inflation plus zwei Prozent“betragen. Darüber hinaus sei „ausdrücklich das Gebot der Risikominimierung und Vermögenserhaltung“festgeschrieben worden. Ferner sei Bischof Hanke ab 2011 nicht mehr Mitglied des für die Genehmigung der generellen Anlagerichtlinien zuständigen Vermögensverwaltungsrats gewesen, so Wastl.
Sein Gegenüber Ziegert hatte als ein Beispiel für die frühere Risikobereitschaft des Bistums Schiffsbeteiligungen genannt. Verlust: fünf Millionen Euro. Das Bistum bestätigte diesen auf Anfrage. Der frühere Leitende Finanzdirektor – der einstige Vorgesetzte des Beschuldigten – habe das Investment 2012 getätigt. Die Rolle von beiden dabei werde derzeit intern untersucht. Zu weiteren fraglichen Abläufen im Vermögensverwaltungsrat könne man sich nicht äußern: Die Staatsanwaltschaft habe dem Bistum noch keine Akteneinsicht gewährt.
Die Katholiken, die Bischof Hanke im Vatikan angezeigt haben, forderten indes erneut eine „unabhängige Untersuchung“durch Rom.
Die Bemühungen um Transparenz hat sich das Bistum seit 2014, als es eine „Transparenzoffensive“startete, 4,5 Millionen Euro kosten lassen. Diese wurden für externe Berater ausgegeben, die die Verwaltungsstrukturen analysierten, bei der Erstellung der Bilanzen halfen oder die IT-Systeme anpassten.