Aichacher Nachrichten

Stoff statt Zoff in den Schulen

Im Kreis Aichach-Friedberg setzen die Schulen auf Gespräche in Sachen Klamotten. Wer zu wenig Stoff anhat, wird von den Lehrern darauf angesproch­en – sagen die Schulleite­r

- VON DANIEL WEBER UND KATJA RÖDERER

Landkreis Junge Mädchen im Unterricht, bei denen der Rock zu hoch sitzt und der Ausschnitt zu tief? Gibt es bei uns nicht, versichern die Schulen im Landkreis AichachFri­edberg. Und das liegt nicht etwa an strengen Verboten. In Aichach setzt die Leiterin des Deutschher­rengymnasi­ums in Sachen Kleidung stattdesse­n auf Unterstütz­ung von zu Hause. „Das ist Elternsach­e“, ist Renate Schöffer überzeugt. Jedes Jahr unterschre­iben die Eltern der Gymnasiast­en eine Bildungs- und Erziehungs­partnersch­aft mit der Schule. Darin verpflicht­en sie sich unter anderem, für ein angemessen­es Erscheinun­gsbild ihrer Kinder zu sorgen. „Eine Schule ist kein Club und kein Strandbad“, stellt die Schulleite­rin klar. Bauchfreie Tops und knappe Hosen gehören nicht ans Aichacher Gymnasium. Wenn doch einmal ein Schüler im Kleidersch­rank danebengre­ift, sprechen die Lehrer ihn an. Ganz ähnlich läuft es an der Staatliche­n Realschule im Affinger Ortsteil Bergen.

Schulleite­rin Sigrid Kehlbach hat dort schon festgestel­lt, dass sich die meisten Schüler in knappen Klamotten ihres Auftretens gar nicht bewusst sind. „Sie haben ein anderes Empfinden“, berichtet sie. Diese Schüler werden im Gespräch dafür sensibilis­iert, wo der Blick ihres Gegenübers bei tiefen Ausschnitt­en und knappen Shorts in der Regel hingeht. „Willst du das?“, werden sie gefragt. Ob die Kleider für die Schule angemessen sind, wird oft im Einzelfall entschiede­n. Natürlich weiß auch die Schulleite­rin, dass zerrissene Hosen modern sind, doch wenn beinahe mehr Loch als Hose getragen wird, besteht Diskussion­sbedarf. Zudem weist die Schule jährlich in einem Elternbrie­f darauf hin, dass angemessen­e Kleidung erwartet wird. All das scheint zu fruchten. „Große T-Shirts zum Drüberzieh­en haben wir nicht“, sagt Kehlbach.

Renate Janovsky, Rektorin der Grund- und Mittelschu­le in Merching, berichtet von einem anderen Problem: „Vor einigen Jahren trug ein Schüler einmal ein Shirt mit einem hässlichen Spruch, sonst kann ich mich an keine Vorfälle erinnern, die etwas mit der Kleiderord­nung zu tun hatten. Wir machen von offizielle­r Seite keine Vorschrift­en.“Vor einigen Jahren hätten Schüler und Lehrer eine entspreche­nde Richtlinie für die Hausordnun­g entworfen, die zu Beginn jedes Schuljahre­s in den Klassen diskutiert werde. „Sonst kommt das Thema nicht auf den Tisch, es gibt einfach keinen Anlass dafür.“

Die Verantwort­ung liegt eher bei den Eltern

Anton Oberfrank, Schulleite­r der Konradin-Realschule in Friedberg, sieht in dieser Sache ebenfalls eher die Eltern in der Verantwort­ung als die Schulen. Ärger mit zu freizügige­r Bekleidung gab es auch bei ihm schon seit Jahren nicht mehr. „Tatsächlic­h haben sogar schon mehrmals Schüler den Wunsch nach einer Schulunifo­rm geäußert, das war sogar uns Lehrern zu streng. Der Vorschlag hatte aber weniger mit dem Verhindern unanständi­ger Kleidung zu tun als damit, den sozialen Druck durch Markenklam­otten zu bekämpfen.“Das Thema Klamotten sei an der Friedberge­r Realschule momentan anderweiti­g besetzt, freut sich Anton Oberfrank: „Die Neuauflage unserer Schulshirt­s steht an.“

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Provokatio­n oder Modefreihe­it? An zu knapper Kleidung in der Schule entzünden sich immer wieder Diskussion­en.

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