Harley Davidson: Wie die Firma zum Buhmann wurde
Das Verhältnis zwischen der Kult-Marke und US-Präsident Trump ist zerrüttet, der Gewinn sinkt
Milwaukee US-Präsident Donald Trump hat schon etliche Unternehmen aufs Korn genommen, doch derzeit richtet sich sein Zorn vor allem gegen die Motorrad-Ikone Harley-Davidson. Trump drohte der Firma kürzlich gar mit dem „Anfang vom Ende“, sollte sie wirklich wegen des von ihm angezettelten Handelsstreits mit der EU einen Teil ihrer Produktion ins Ausland verlagern. Nun bangt der über 115 Jahre alte Traditionshersteller nicht nur vor den Folgen der Vergeltungszölle, sondern auch vor Trump und seinen Anhängern. Im zweiten Quartal musste das Unternehmen aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin schon deutliche Abstriche machen. Der Gewinn sank um mehr als sechs Prozent auf 242,3 Millionen Dollar, wie Harley-Davidson am Dienstag mitteilte – rund 206,9 Millionen Euro.
Bei Harley-Davidson ist der USPräsident besonders empfindlich. Denn vor dem Zerwürfnis hatte er die Firma noch als Inbegriff von „Made in America“umgarnt. Nach seinem Amtsantritt lud er die Harley-Chefs ins Weiße Haus ein und jubelte ihnen zu: „Wir sind stolz auf euch!“Die Charme-Offensive kam nicht von ungefähr: Harley steht mit seinem „Easy Rider“-Image zwar noch immer als Symbol für Freiheitsliebe und Individualismus. Als Stammkunden gelten aber keine linken Althippies, sondern eher konservative weiße Männer – vereint etwa in der Initiative „Bikers for Trump“. Umso erboster war Trump, als das Unternehmen im Zuge des Handelskonflikts mit der EU ankündigte, als Reaktion auf Vergeltungszölle einen Teil der Produktion aus den USA abzuziehen. Trump fühlte sich hintergangen, tagelang polterte er bei Twitter. Die Tirade gipfelte in der Drohung, internationale Motorrad-Firmen ins Land zu holen. Bei Harley hält man sich zu Trumps Attacken bedeckt. Die Verschiebung von Produktionskapazitäten sei notwendig, um drastische Preiserhöhungen für Kunden in Europa – immerhin der zweitwichtigste Markt für den Hersteller – und Schaden für das Geschäft zu vermeiden. Bis die Produktion neu aufgestellt sei, dürfte es aber neun bis 18 Monate dauern. Bis dahin dürften die neuen Zölle der EU die Herstellungskosten im Schnitt um 2200 Dollar pro Motorrad erhöhen.
Die Angriffe aus Washington kommen damit zum ungünstigsten Zeitpunkt. Der Motorradhersteller kämpft im US-Heimatmarkt – nicht zuletzt wegen seiner alternden Kundschaft – ohnehin schon länger mit sinkender Nachfrage. Nun könnten Trumps Attacken die Verkäufe noch weiter drücken. Denn es gibt durchaus viele Amerikaner, die die Schuld eher bei Harley-Davidson sehen. Sogar US-Angestellte der Firma stärken Trump den Rücken. Harley suche lediglich eine Ausrede, um die Produktion in den USA zu reduzieren.