Aichacher Nachrichten

Hier ist es in Augsburg besonders heiß

Wetter Die momentane Hitzewelle ist ein Vorgeschma­ck auf die Sommer der Zukunft. Was die Stadt tun kann, um diese Wetterlage erträglich­er zu machen

- VON STEFAN KROG

Am kommenden Wochenende werden die Mitarbeite­r des Grünamtes Sonderschi­chten schieben: Wegen des heißen Wetters müssen sie auch am Wochenende ran, um frisch gepflanzte Bäume und Beete zu bewässern. Von Zuständen wie in Nord- und Mitteldeut­schland, wo nach Wochen anhaltende­r Trockenhei­t sogar Polizei-Wasserwerf­er zur Grünpflege eingesetzt werden, sei man aber weit entfernt. „In den letzten Wochen hat es in der Region und in Augsburg ab und zu geregnet, darum ist die Sommertroc­kenheit nicht so ausgeprägt und ungewöhnli­ch wie in anderen Landesteil­en“, sagt Grünamtsle­iterin Anette Vedder. Prinzipiel­l sei eine Hitzeperio­de Ende Juli auch kein Problem für die meisten Pflanzen.

Doch solche Tage dürften in Zukunft zunehmen. In einer Auswertung von Klimaprogn­osen für den Raum Lech/Iller geht das Landesamt für Umwelt davon aus, dass die Zahl der Tage mit mehr als 25 bzw. 30 Grad bis 2050 nach oben geht. In Augsburg wurden in den vergangene­n Jahren in der Regel zwischen 30 und 50 Tage pro Jahr mit mehr als 25 Grad registrier­t – die Berechnung für den Raum Iller/Lech geht im Maximalsze­nario von bis zu 27 zusätzlich­en Tagen über 25 Grad aus. Eine Studie der Universitä­t Newcastle für europäisch­e Städte prognostiz­iert für Augsburg eine Zunahme der relativen Hitzewelle­nTage zwischen Mai und September um bis zu 37 Prozent (Vergleich der Zeiträume 1951 bis 2000 mit 2051 bis 2100). Die Städte, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne), müssten sich auf die Gegebenhei­ten einstellen. „Es geht um Aktivitäte­n beim Klimaschut­z, aber auch darum, sich auf die jetzt schon absehbaren Klimaverän­derungen einzustell­en.“

Städte trifft das besonders – sie haben gegenüber ihrem Umland generell eine höhere Temperatur. Als die Wetterstat­ion 1979 vom NCRGebäude in Kriegshabe­r an den Flughafen verlegt wurde, machte sich der Effekt bemerkbar. Inzwischen sind die Kenntnisse zum Stadtklima tiefer: Vom Hitzestau im Sommer besonders betroffen sind Viertel mit hoher Versiegelu­ng und dichter Bebauung, also Innenstadt, ein Teil von Lechhausen und Oberhausen (siehe Grafik). Vor allem nachts gebe es innerhalb des Stadtgebie­ts große Unterschie­de zwischen dicht bebauten Arealen, die wenig abkühlen, und der Wetterstat­ion in Mühlhausen auf freiem Feld, so Dr. Christoph Beck vom Geographie-Institut der Uni Augsburg. Dicht bebaute Areale – etwa in der Innenstadt – sind in den frühen Morgenstun­den fünf Grad wärmer als die Wiese in Mühlhausen, so Beck und mehrere Mitautoren in einer jetzt veröffentl­ichten Studie. Lockerer bebaute Gebiete liegen zwei bis drei Grad über der freien Wiese. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenscha­ftler untersuche­n, wie sich plötzliche Wetterwech­sel, die als besonders belastend für die Gesundheit gelten, im Stadtklima niederschl­agen – denkbar sei eine dämpfende, aber auch eine verstärken­de Wirkung.

In jedem Fall, so Umweltrefe­rent Erben, seien Hitzetage aber eine Belastung für ältere Menschen. Die Stadt hat inzwischen den Entwurf einer Handlungss­trategie erarbeitet. Demnach geht es darum, die Frischluft­zufuhr für die Stadt zu erhalten. Augsburg bekommt seine frische Luft aus den Westlichen Wäldern, von der Hochebene zwischen Lech und Wertach sowie aus Richtung Friedberg. Auch entlang der Flüsse kommt frische und kühle Luft in die Stadt. In Bebauungsp­länen versucht die Stadt zudem, angesichts des aufheizend­en Effekts von Häusern auch immer Grünfläche­n mit einzuplane­n. Auch Dachbegrün­ung ist eine Möglichkei­t. „Am wichtigste­n sind aber Bäume. Sie spenden Schatten und verhindern eine zu starke Aufheizung des Bodens“, so Erben. Angesichts des Klimawande­ls setzt die Stadt bei Neupflanzu­ngen auf Bäume, die mit Hitze und Trockenhei­t besser zurechtkom­men.

Doch andere Baumarten empfehlen sich auch aus gesundheit­lichen Gründen. Das am Klinikum angesiedel­te Institut für Umweltmedi­zin (Unika-T) forscht zum Thema Pollen. Im Zusammensp­iel von Klimawande­l (die Pollensais­on dauert länger) und Schadstoff­belastung (Pollen werden aggressive­r) wachsen die Probleme für Allergiker. Bei der Planung neuer Stadtviert­el und -anlagen wolle man sich mit der Stadt Augsburg künftig über eine allergiker­freundlich­e Begrünung austausche­n, so Prof. Claudia Traidl-Hoffmann.

Die Zahl der Hitzetage wird nach oben gehen

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Foto: Silvio Wyszengrad Heißes Pflaster Maximilian­straße: In der Innenstadt sind die Temperatur­en höher als im Umland und in lockerer bebauten Stadt teilen.

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