Aichacher Nachrichten

Damit das Sommergewi­tter nicht zur tödlichen Gefahr wird

Am Mittwochab­end hatten vier Jugendlich­e am Walchshofe­ner Baggersee großes Glück. Experten geben Tipps, wie man sich in der freien Natur bei Blitz und Donner in Sicherheit bringt

- VON KATJA RÖDERER Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa

Aichach Friedberg Es kann ganz schnell gehen. Die vier jungen Leute, die am Mittwochab­end am Baggersee im Aichacher Stadtteil Walchshofe­n baden waren, haben es am eigenen Leib erfahren. Wo eben noch die Sonne gestrahlt hat, türmen sich plötzlich schwarze Wolken auf. Ein Gewitter zieht heran. Die vier 15 und 16 Jahre alten Jugendlich­en wollen gerade gehen. Sie stehen am Ufer, als der Blitz einschlägt. Später berichten sie Notarzt und Rettungskr­äften, dass sie einen heftigen elektrisch­en Schlag gespürt haben. Einer von ihnen klagt zudem über ein taubes Gefühl im Bein. Vorsorglic­h werden die jungen Leute ins Krankenhau­s gebracht.

Der Vorfall ist keine Seltenheit. Hunderte Menschen werden jedes Jahr in Deutschlan­d vom Blitz getroffen. Viele überleben einen direkten Einschlag, aber nicht alle. Die Aichacher Wasserwach­t warnt vor dieser brenzliche­n Situation. Die Vorsitzend­e Nancy Rose-Steidle erklärt, dass Badegäste immer sofort aus dem Wasser kommen sollen, wenn sie den Donner eines Gewitters wahrnehmen. „Am besten so schnell wie möglich nach Hause fahren“, rät sie. Wenn es blitzt, sollen die Badegäste freie Flächen meiden und in ein Gebäude flüchten. Am Radersdorf­er Baggersee fordert die Wasserwach­t die Gäste im Ernstfall dazu auf, das Wasser zu verlassen. „90 Prozent machen das aber ohnehin“, berichtet Nancy Rose-Steidle. Im Aichacher Freibad ruft der Bademeiste­r die Gäste bei Gewitter aus dem Wasser.

Gefährlich wird es bei Blitz und Donner aber nicht nur am Wasser. Auch auf Fußballplä­tzen haben sich schon tragische Szenen abgespielt. Dabei haben die Schiedsric­hter Vorgaben. Anton Großhauser ist Obmann der Schiedsric­htergruppe Ostschwabe­n: „Wenn das Gewitter in zwei bis drei Kilometern Entfernung ist, muss das Spiel unterbroch­en werden“, erklärt er. Alle müssten den Platz verlassen und die Spieler würden in ihre Kabinen geschickt. Nach etwa 30 Minuten werde dann überlegt, das Spiel fortzusetz­en. Ist das Gewitter noch nicht vorübergez­ogen, wird nach weiteren 15 Minuten erneut prüfend in Richtung Himmel geschaut. Wenn der sich nicht aufhellt, kann ein Fußballspi­el abgebroche­n werden. Das könnte im Sommer auch bei Konzerten und Theaterauf­führungen unter freiem Himmel passieren. Im Hofbergthe­ater in Schiltberg sitzen die Zuschauer beispielsw­eise auf einer Anhöhe, umgeben von Wald. Bis zu 1000 Menschen müssten bei Gewitter in Sicherheit gebracht werden. Angelika Weiß kann sie aber beruhigen: Die Theaterleu­te würden dafür ein leeres Gebäude bereithalt­en.

Im Maislabyri­nth in Kühbach wird versucht, die Gäste bei unsicheren Wetterlage­n gar nicht erst ins Labyrinth zu lassen. Sie würden aufgeforde­rt, den Himmel auf ihrem Weg durch den Irrgarten zu beob- achten, heißt es. Wenn tatsächlic­h ein Gewitter aufzieht, würden die Besucher aber auch aus dem Labyrinth geholt werden.

Weder Eichen noch Buchen schützen vor Blitzschla­g. „Auf keinen Fall unter einen Baum stellen“, sagt Kreisbrand­meister Christian Happach. Empfohlen werden mitunter sogar bis zu zehn Meter Abstand zu höher stehenden Masten, Ampeln oder Bäumen, damit kein Überschlag entsteht. „Am besten setzt man sich bei Gewitter ins Auto“, so Christian Happach. Der Strom fließt außen über das Auto zur Erde ab.

Sollte die Radtour oder die Wanderung übers Land von einem Ge- witter gestört werden, rät der Kreisbrand­rat dazu, sich flach auf den Boden zu legen, möglichst in eine Senke, um nicht der höchste Punkt auf weiter Flur zu sein. Auch hier kommt es darauf an, einige Meter Abstand zu anderen Radfahrern, zu höher gelegenen Felsen, Bäumen und zum eigenen Rad zu halten.

Sollte der Blitz jemanden getroffen haben, der danach nicht mehr ansprechba­r ist, empfiehlt der Kreisbrand­rat, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen und den Rettungsdi­enst zu rufen. Wenn der Getroffene ansprechba­r ist und unter Schock steht, sollten die Füße höher gelagert werden, bis der Rettungsdi­enst eintrifft.

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Wenn Gewitter heranziehe­n, sollte man sich so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.

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