Aichacher Nachrichten

54 Mitarbeite­r verlieren ihren Job

Beim Kissinger Unternehme­n Van der Molen haben sich alle Hoffnungen auf einen Investor zerschlage­n. Die Arbeit ist eingestell­t

- VON GÖNÜL FREY Archivfoto: Fridtjof Atterdal

Kissing Das Unternehme­n Van der Molen galt als einer der Kissinger Vorzeigebe­triebe. Nun steht der Spezialist für Getränkeab­füll- und Mischanlag­en vor dem Aus. Am Montag wurde das Insolvenzv­erfahren eröffnet. Alle Hoffnungen auf einen Investor haben sich zerschlage­n. 54 Mitarbeite­r in Kissing verlieren damit ihren Job.

Bestellter Insolvenzv­erwalter ist Robert Hänel, Partner der Kanzlei Anchor Rechtsanwä­lte. Für diese erläutert Philipp Ziegler nun den Stand des Verfahrens. „Der Betrieb ist stillgeleg­t“, sagt er. Eigentlich hatte er darauf gehofft, dass sich ein Käufer findet, der das Unternehme­n weiterführ­t. Die Van der Molen GmbH entwickelt und produziert Prozessanl­agen für die Getränkein­dustrie im In- und Ausland. Damit können Softdrinks, Fruchtsäft­e, Mineralwas­ser, Bier, Milchprodu­kte und andere Nahrungsmi­ttel produziert werden. Van der Molen hat seinen Sitz seit 1990 in Kissing. Der Name stammt von dem holländisc­hen Firmengrün­der, der 1969 in Augsburg die erste Niederlass­ung eröffnete. Zu den Kunden zählten auch Hersteller bekannter Marken wie Coca Cola, Pepsi Cola, Schweppes oder Heineken. In beinahe allen Teilen der Welt finden sich Anlagen, die am Kissinger Standort konzipiert wurden. Nach Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens gab es auch einige Interessen­ten, wie Philipp Ziegler bestätigt. Noch vergangene Woche war ein neuer möglicher Investor auf der Bildfläche erschienen. „Wir waren sehr, sehr hoffnungsv­oll“, sagt der Wirtschaft­sjurist. Doch auf die letzten Minuten habe es sich leider anders entwickelt. Letzten Endes sei den Bewerbern das Risiko zu groß geworden. Die meisten hätten nur bestimmte Teile des Betriebs weiterführ­en wollen – fürchteten aber, dass sich Mitarbeite­r vor Gericht einklagen könnten, erläutert Ziegler.

Nun wird alles sehr schnell gehen. Den Mitarbeite­rn wurden zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt gekündigt. „Wir stellen gerade ein Abwicklung­steam zusammen, mit dem wir Restarbeit­en erledigen können“, sagt der Anwalt.

Nicht immer bedeutet die Insolvenz für ein Unternehme­n das sofortige Aus. Oftmals kann ein Insolvenzv­erwalter den Betrieb noch monatelang weiterführ­en und gewinnt so Zeit für die Suche nach Investoren. Doch im Kissinger Fall waren die Umstände ungünstig.

„Eigentlich war es ein Wunder, dass wir den Betrieb überhaupt über die Antragspha­se bis zur Eröffnung aufrechter­halten konnten“, sagt Ziegler. Wie berichtet, musste die Firma im Juni Insolvenza­ntrag stellen. „Zu dem Zeitpunkt war fast keine Liquidität mehr vorhanden“, berichtet der Wirtschaft­sjurist. Hinzu kommt, dass es bei dem hoch spezialisi­erten Unternehme­n eigentlich kein Tagesgesch­äft gibt. „Das Projektges­chäft zieht sich über Jahre hinweg. Da war es schlichtwe­g nicht tragbar, noch weiterzuma­chen“, erläutert er.

Hinzu sei Druck vonseiten einer Bank gekommen, die eine Grundschul­d auf das Firmengelä­nde eingetrage­n hat und den Verkauf forderte. Entspreche­nd löst der Insolvenzv­erwalter den gesamten Betrieb auf und veräußert die einzelnen Bestandtei­le. „Eine Übernahme ist wohl nicht mehr möglich. Es ist unglaublic­h schade“, sagt Philipp Ziegler.

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Van der Molen hat unter anderem eine Filtereinr­ichtung für Zucker für Afrika hergestell­t.

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