Verschleierte Probleme
Es ist eine gute Nachricht, dass es genug Lehrer an den bayerischen Schulen gibt. Es ist eine schlechte Nachricht, dass das überhaupt infrage gestellt werden muss. Die jüngsten Informationen aus dem Kultusministerium sind jedenfalls nur ein weiterer Beweis dafür, dass die schulische Personalpolitik oft nicht viel mehr ist als die Verwaltung von Mängeln.
Insbesondere an Grund- und Mittelschulen wurde zuletzt über fehlende Lehrer geklagt. Eine Reaktion des Ministeriums war es, arbeitslosen oder angestellten Lehrern anderer Schularten mit einem Beamtenvertrag zu winken, damit sie an eine Grund- oder Mittelschule wechseln. Die Aktion scheint zu wirken, doch verschleiert sie mindestens zwei Probleme. Erstens: Die „Wechsler“wurden jahrelang für denselben Beruf, aber mit ganz anderen Schwerpunkten ausgebildet. Zweitens: Das Interesse an einem Wechsel ist bei vielen nur darin begründet, dass sie in ihrer eigentlichen Schulart keine Chance auf eine Beamtenstelle sehen – weil es dort zu viele Lehrer gibt.
Das Ministerium muss versuchen, die Ströme der Studierenden so zu lenken, dass es überall genügend Lehrer gibt. Fraglich ist, ob das gelingen kann, solange es die Mehrklassengesellschaften gibt, in denen verbeamtete Lehrer mehr verdienen als angestellte Kollegen oder Grundschullehrer weniger als Gymnasiallehrer.