Na toll! Wie Benjamin Blümchen meinen Berufswunsch prägte
Törööö! Wir Journalisten haben ja ein denkbar schlechtes Image. In diversen Berufsprestige-Rankings liegen wir abgeschlagen auf den hinteren Rängen, meist jedoch noch vor Werbefachleuten, Versicherungsvertretern oder Politikern. Aber ich will mich nicht beklagen. Kann ja nicht jeder Feuerwehrmann oder -frau sein. Die kamen einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge in 27 Ländern der Welt auf die höchsten Vertrauenswerte. Feuerwehrleuten sprachen „quer über den Globus mindestens 80 Prozent der Menschen hohes oder sehr hohes Vertrauen aus“, ergab die Studie „Trust in Professions 2015“des GfK Vereins, jenem Nürnberger „Think Tank der Marktforschung“.
Für all diese Werte gibt es viele Gründe. Aber seien Sie versichert: Wir Journalisten wollen gar keine Beliebtheitspreise gewinnen (zumindest die allermeisten von uns). Das wäre auch schlecht: Denn Journalisten müssen skeptisch sein, müssen kritisch sein, müssen immer wieder nachhaken. Wir müssen also unsere Arbeit möglichst gut machen. Nutzern sollte das Resultat gefallen, Politikern eher nicht. Jedenfalls kann es ein zweifelhaftes Vergnügen sein, wenn ein Politiker einen Journalisten für einen Artikel lobt. Oder, wie mein Kollege Roman Deininger von der Süddeutschen Zeitung kürzlich so treffend zum Verhältnis von Journalisten und Politikern schrieb: „Ein ziemlich guter Zustand ist es, wenn einen manche in der CSU für einen gefährlichen Kommunisten halten und zugleich manche in der SPD für einen menschgewordenen Anschlag auf die deutsche Sozialdemokratie.“
Jetzt habe ich mich aber verplappert, denn eigentlich wollte ich Ihnen von der für mich liebenswürdigsten Eigenheit meiner Branche erzählen – und warum ich schon als Kind nicht Feuerwehrmann werden wollte (wie „Grisu, der kleine Drache“), sondern Journalist. Zunächst zur Wahl meines Berufes: Daran trägt auch ein gewisser „Benjamin Blümchen“(im Bild) eine Mitschuld, der meine Eltern mit seinem „Törööö“in den Wahnsinn trieb. Der schrecklich nette Elefant lebt im Neustädter Zoo (reiner Zufall, dass meine Heimatstadt genauso heißt) – und erlebt allerhand Abenteuer. Mit dabei: Karla Kolumna. Eine rasende Reporterin, die auch bei „Bibi Blocksberg“vorkommt. Einmal muntert sie die Junghexe auf: „Bibilein, Reporterinnen können alles außer aufgeben.“Hach!
Karla Kolumna ist immer dort, wo was los ist, und kennt alles und jeden. Tolle Frau! Zugegeben, eine mit Eigenheiten. Ihr „Sensationell!“oder „Hallöchen“nervt genauso wie Blümchens „Törööö“. Aber das ist mir erst später aufgefallen. Als Kind fand ich es großartig. Und liebenswürdig ist es in beiden Fällen noch heute, auch wenn ich es auf meinen Blümchen-Hörspielkassetten nicht mehr hören kann. Weil ich keinen Kassettenrekorder mehr besitze.
Was mich nun endlich zu jener liebenswürdigen Eigenheit meiner Branche bringt. Ich weiß nicht, ob sie bundesweit verbreitet ist; ich weiß auch nicht, wie sie entstanden sein mag – aber ich habe diese Eigenheit über die Jahrzehnte in mehreren Redaktionen ganz verschiedener Medien in ganz verschiedenen Bundesländern beobachtet. Im Osten wie im tiefsten Süden wünschen Kollegen einem anderen Kollegen, der zu einem Termin (Interview, Pressekonferenz oder was immer) aufbricht: „Viel Spaß!“Fand ich immer schön. Gibt es in Ihrem Beruf auch solche liebenswürdigen Eigenheiten? Schreiben Sie mir:
wida@augsburger-allgemeine.de