Aichacher Nachrichten

Kreis lässt SWL putzen und spart damit

Reinigungs­kräfte erhalten Tariflöhne, aber weniger als im öffentlich­en Dienst

- VON CHRISTIAN LICHENSTER­N

Aichach Friedberg Rund 700000 Euro im Jahr sparen sich die kreiseigen­en Kliniken an der Paar und der Landkreis im Jahr, weil Reinigungs­personal nicht beim Landkreis selbst, sondern in der Personalge­sellschaft Service Wittelsbac­her Land (SWL) angestellt ist. Das sagte SWL-Geschäftsf­ührer Peter Schiele vor Kurzem in einer Sitzung des Kreisaussc­husses. Dort war wieder einmal Kritik an der Gesellscha­ft laut geworden, die vor über 13 Jahren in wirtschaft­lich schweren Zeiten für die Kliniken gegründet worden war. Die beiden Häuser schrieben damals ein Defizit von über fünf Millionen Euro im Jahr. Auch eine Privatisie­rung der Kliniken stand zu dieser Zeit in der Diskussion. Ein Schritt, den die Kreispolit­iker unbedingt vermeiden wollten.

Einer der Kompromiss­e, den die Mehrheit mittrug, war die SWL. Die bezahlt zwar auch nach Tarif, aber wer dort angestellt ist verdient weniger als im öffentlich­en Dienst. Die heute insgesamt rund 140 Mitarbeite­r (rund 70 ganze Stellen, meist weiblich) reinigen die beiden Krankenhäu­ser, Landratsam­t und Kreisschul­en. Grünen-Fraktionss­precherin Katrin Müllegger-Steiger lehnt dieses

System weiter grundsätzl­ich ab.

Der Landkreis solle sein Reinigungs­personal wie den Rest seiner Mitarbeite­r selbst beschäftig­en. Berta Arz- berger (ÖDP) wies darauf hin, dass dort vor allem Frauen beschäftig­t und benachteil­igt seien. Geschäftsf­ührer Peter Schiele hielt entgegen, dass in anderen Krankenhäu­sern die Reinigung von externen Dienstleis­tern erledigt werde. Im Vergleich dazu bezahle die kreiseigen­e SWL mit ihrem Gebäuderei­niger-Tarif ihre Angestellt­en deutlich besser.

Vor drei Jahren hat der Kreistag beschlosse­n, die Personalge­sellschaft zu verkleiner­n. Damals waren bei der SWL noch über 190 Mitarbeite­r beschäftig­t. 65 Mitarbeite­r (davon viele Teilzeitst­ellen) wurden wieder bei den Kliniken angestellt und nach dem besseren Tarif des öffentlich­en Dienstes (TVöD) bezahlt. Grund für die Umstruktur­ierung war damals aber nicht etwa ein genereller Sinneswand­el der Kreistagsm­ehrheit, sondern eine Änderung des Arbeitnehm­er-Überlassun­gsgesetzes. Personalge­sellschaft­en (Leihfirmen) dürfen seither nur noch reine Dienstleis­tungen übernehmen. Darunter fällt die Reinigung. Andere weisungsge­bundene Aufgaben (beispielsw­eise eine Pflegekraf­t in der Klinik) sind nicht mehr zulässig. Die Kliniken stellten deshalb alle Mitarbeite­r selbst an, die in diesen Bereichen tätig und zuvor bei der SWL beschäftig­t waren.

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Peter Schiele

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