Echsheim: Ein Dorfklub will nach oben
Fußball Der Verein aus dem Pöttmeser Oberland hat in den vergangenen Jahren einige Erfolge gefeiert. Was den SVE so stark macht und warum sich die Kefer-Truppe auch nicht von der dramatischen Relegationsniederlage aufhalten lässt
Pöttmes Echsheim/Reicherstein Ob Mallorca wirklich genau 1206 Kilometer vom Sportplatz des SV Echsheim-Reicherstein (Markt Pöttmes) entfernt liegt, weiß niemand so genau. Sicher ist nur, dass die Fußballer des SVE jeden Sommer auf die spanische Insel fliegen und dort ihren Saisonausklang feiern. Damit das kein Spieler vergisst, haben die Kicker an ihrem Sportplatz einen Wegweiser angebracht. Unvergessen sind in Echsheim auch die drei Meisterschaften in Folge. Von 2013 bis 2015 schaffte der Dorfverein den Durchmarsch von der B-Klasse bis in die Kreisliga. Auch diesen Ereignissen wurde in Form von „Straßenschildern“am Sportplatz ein Denkmal gesetzt (siehe Bild unten).
Hier am nordwestlichen Rand des Wittelsbacher Landes hat man eben seinen eigenen Humor. Echsheim mit seinen rund 400 Einwohnern gehört politisch wie der noch deutlich kleinere Nachbarort Reicherstein zur Gemeinde Pöttmes. Die Echsheimer legen aber großen Wert auf ihre Eigenständigkeit. Vor 40 Jahren wurde Echsheim bei der Gebietsreform ein Teil des Marktes. Zuvor war das 400-Seelen-Dorf eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Neuburg. Der Verein wurde bereits 1959 gegründet. Während der Trainingseinheiten parken Autos mit unterschiedlichen Kennzeichen am Sportplatz. „Wir sind hier im Dreilandkreiseck zwischen Neuburg-Schrobenhausen, Donau-Ries und Aichach-Friedberg, Grenzregion also“, sagt SVE-Vorsitzender Daniel Sturm. Deshalb ist den Echsheimern auch die Bezeichnung Pöttmeser Oberland lieber, das sie zusammen mit den Orten auf der Höhe zwischen Donaumoos und Kleiner Paar mit Reicherstein, Wiesenbach und Kühnhausen bilden.
Und im Pöttmeser Oberland wird mittlerweile richtig gut Fußball gespielt. Auch wenn die Kicker aktuell wieder in der Kreisklasse spielen, so können sie nach wie vor mit den größeren Vereinen des nördlichen Landkreises mithalten. Im TotoPokal etwa scheiterte „Eaxa“, wie die Einheimischen ihr Dorf im Dialekt nennen, erst im Elfmeterschießen am Landesligaabsteiger TSV Aindling. In der vergangenen Saison hätte der SVE beinahe erneut den Aufstieg in die Kreisliga geschafft. Erst in der dritten Runde der Relegation endete nach einem Elfmeterkrimi der Traum von der Rückkehr ins Oberhaus des Fußballkreises. Wenn man nach dem Erfolgsgeheimnis des kleinen Vereins fragt, bekommt man immer wieder dieselbe Antwort. „Wir hatten zwei starke Jahrgänge in der Jugend. Die kamen genau zu dieser Zeit zu den Erwachsenen“, sagt nicht nur Abteilungsleiter Bernd Brugger. Eine weitere Stärke der Echsheimer ist nach eige- ner Aussage das Zusammengehörigkeitsgefühl. Vereinschef Daniel Sturm, der das Tor der Zweiten hütet, bringt es auf den Punkt: „Wir sind ein eingeschworener Haufen. Jeder muss bei uns anpacken, das bringen wir den Spielern schon in der Jugend bei.“So wird etwa das Sportheim in Eigenregie geführt. „Da gibt es wechselnden Dienst. Jeder muss mal ran.“
Ein weiteres Geheimnis liegt in der Zusammensetzung des Kaders. Der „eingeschworene Haufen“besteht fast ausschließlich aus Spielern aus der Region. Die meisten kommen wie Kapitän Simon Landes aus Echsheim. Spielertrainer Matthias Kefer ist Baarer. Der neue Co-Trainer Alexander Gerbl ist als gebürtiger Ehekirchener schon fast ein Exot. Bernd Brugger, der als Verteidiger auch auf dem Platz steht, erklärt: „Fast alle kommen aus der näheren Umgebung. Das ist natürlich ein Vorteil, weil sich die Mannschaft gut kennt.“Während andere Teams vermehrt auf Spieler von außerhalb setzen, bleibt der SVE seiner Linie treu: „Bei uns gibt es nach wie vor kein Geld zu verdienen. Wenn jemand zu uns kommen möchte, dann ist er aber herzlich willkommen.“
Am Sonntag startet der SVE in Joshofen in die neue Spielzeit. Nach den Plätzen drei und zwei nehmen die Echsheimer erneut den Aufstieg ins Visier: „Seit 2012 spielen wir entweder oben oder unten mit. Eine ruhige Saison gibt es bei uns eigentlich nicht“, weiß Bernd Brugger. Druck ist den Mannen aus dem Oberland ohnehin fremd, das weiß vor allem Spielertrainer Matthias Kefer zu schätzen: „Wir wollen natürlich oben mitspielen, aber der Aufstieg ist kein Muss“, so der 29-Jährige, der in seine fünfte Saison in Echsheim geht. „Es wird sicher nicht einfach nach der Relegation im Sommer. Ich muss zugeben, dass das am Anfang der Vorbereitung bei mir und den Jungs noch in den Köpfen war.“Mittlerweile sei das aber kein Thema mehr: „Wir haben nach der langen Saison bewusst etwas Gas rausgenommen. Jetzt ist die Lust am Spielen wieder da, und wir sind bereit für die neue Spielzeit“, so Kefer, der früher in Rain sogar in der Regionalliga am Ball war. Zumindest ein Happy End gab es heuer schon. Die Zweite schaffte den Aufstieg und spielt künftig in der A-Klasse Neuburg.
Auf ein Trainingslager im Ausland hat das Trainerteam diesen Sommer verzichtet und stattdessen ein ganzes Wochenende am heimischen SVE-Sportplatz verbracht. Gemeinsam wurde in Schlafsäcken in der Halle über dem Sportheim übernachtet. Kefer sieht dadurch den Teamgeist gestärkt. Auf den setzt er nämlich auch in seinem fünften Jahr in Echsheim. Ebenso wie auf die Zuschauer, die insbesondere bei den Relegationsspielen ihr Team lautstark unterstützt haben. „Das war unglaublich und macht uns sehr stolz.“Im besten Fall kann Eaxa 2019 wieder einen Aufstieg feiern, und das pünktlich zum 60-jährigen Bestehen. Noch ist Platz da für neue „Straßenschilder“.
Weitere Bilder sowie ein Video vom SV Echsheim finden Sie unter aichacher nachrichten.de/aichach