Aichacher Nachrichten

Echsheim: Ein Dorfklub will nach oben

Fußball Der Verein aus dem Pöttmeser Oberland hat in den vergangene­n Jahren einige Erfolge gefeiert. Was den SVE so stark macht und warum sich die Kefer-Truppe auch nicht von der dramatisch­en Relegation­sniederlag­e aufhalten lässt

- VON SEBASTIAN RICHLY »

Pöttmes Echsheim/Reicherste­in Ob Mallorca wirklich genau 1206 Kilometer vom Sportplatz des SV Echsheim-Reicherste­in (Markt Pöttmes) entfernt liegt, weiß niemand so genau. Sicher ist nur, dass die Fußballer des SVE jeden Sommer auf die spanische Insel fliegen und dort ihren Saisonausk­lang feiern. Damit das kein Spieler vergisst, haben die Kicker an ihrem Sportplatz einen Wegweiser angebracht. Unvergesse­n sind in Echsheim auch die drei Meistersch­aften in Folge. Von 2013 bis 2015 schaffte der Dorfverein den Durchmarsc­h von der B-Klasse bis in die Kreisliga. Auch diesen Ereignisse­n wurde in Form von „Straßensch­ildern“am Sportplatz ein Denkmal gesetzt (siehe Bild unten).

Hier am nordwestli­chen Rand des Wittelsbac­her Landes hat man eben seinen eigenen Humor. Echsheim mit seinen rund 400 Einwohnern gehört politisch wie der noch deutlich kleinere Nachbarort Reicherste­in zur Gemeinde Pöttmes. Die Echsheimer legen aber großen Wert auf ihre Eigenständ­igkeit. Vor 40 Jahren wurde Echsheim bei der Gebietsref­orm ein Teil des Marktes. Zuvor war das 400-Seelen-Dorf eine eigenständ­ige Gemeinde im Landkreis Neuburg. Der Verein wurde bereits 1959 gegründet. Während der Trainingse­inheiten parken Autos mit unterschie­dlichen Kennzeiche­n am Sportplatz. „Wir sind hier im Dreilandkr­eiseck zwischen Neuburg-Schrobenha­usen, Donau-Ries und Aichach-Friedberg, Grenzregio­n also“, sagt SVE-Vorsitzend­er Daniel Sturm. Deshalb ist den Echsheimer­n auch die Bezeichnun­g Pöttmeser Oberland lieber, das sie zusammen mit den Orten auf der Höhe zwischen Donaumoos und Kleiner Paar mit Reicherste­in, Wiesenbach und Kühnhausen bilden.

Und im Pöttmeser Oberland wird mittlerwei­le richtig gut Fußball gespielt. Auch wenn die Kicker aktuell wieder in der Kreisklass­e spielen, so können sie nach wie vor mit den größeren Vereinen des nördlichen Landkreise­s mithalten. Im TotoPokal etwa scheiterte „Eaxa“, wie die Einheimisc­hen ihr Dorf im Dialekt nennen, erst im Elfmetersc­hießen am Landesliga­absteiger TSV Aindling. In der vergangene­n Saison hätte der SVE beinahe erneut den Aufstieg in die Kreisliga geschafft. Erst in der dritten Runde der Relegation endete nach einem Elfmeterkr­imi der Traum von der Rückkehr ins Oberhaus des Fußballkre­ises. Wenn man nach dem Erfolgsgeh­eimnis des kleinen Vereins fragt, bekommt man immer wieder dieselbe Antwort. „Wir hatten zwei starke Jahrgänge in der Jugend. Die kamen genau zu dieser Zeit zu den Erwachsene­n“, sagt nicht nur Abteilungs­leiter Bernd Brugger. Eine weitere Stärke der Echsheimer ist nach eige- ner Aussage das Zusammenge­hörigkeits­gefühl. Vereinsche­f Daniel Sturm, der das Tor der Zweiten hütet, bringt es auf den Punkt: „Wir sind ein eingeschwo­rener Haufen. Jeder muss bei uns anpacken, das bringen wir den Spielern schon in der Jugend bei.“So wird etwa das Sportheim in Eigenregie geführt. „Da gibt es wechselnde­n Dienst. Jeder muss mal ran.“

Ein weiteres Geheimnis liegt in der Zusammense­tzung des Kaders. Der „eingeschwo­rene Haufen“besteht fast ausschließ­lich aus Spielern aus der Region. Die meisten kommen wie Kapitän Simon Landes aus Echsheim. Spielertra­iner Matthias Kefer ist Baarer. Der neue Co-Trainer Alexander Gerbl ist als gebürtiger Ehekirchen­er schon fast ein Exot. Bernd Brugger, der als Verteidige­r auch auf dem Platz steht, erklärt: „Fast alle kommen aus der näheren Umgebung. Das ist natürlich ein Vorteil, weil sich die Mannschaft gut kennt.“Während andere Teams vermehrt auf Spieler von außerhalb setzen, bleibt der SVE seiner Linie treu: „Bei uns gibt es nach wie vor kein Geld zu verdienen. Wenn jemand zu uns kommen möchte, dann ist er aber herzlich willkommen.“

Am Sonntag startet der SVE in Joshofen in die neue Spielzeit. Nach den Plätzen drei und zwei nehmen die Echsheimer erneut den Aufstieg ins Visier: „Seit 2012 spielen wir entweder oben oder unten mit. Eine ruhige Saison gibt es bei uns eigentlich nicht“, weiß Bernd Brugger. Druck ist den Mannen aus dem Oberland ohnehin fremd, das weiß vor allem Spielertra­iner Matthias Kefer zu schätzen: „Wir wollen natürlich oben mitspielen, aber der Aufstieg ist kein Muss“, so der 29-Jährige, der in seine fünfte Saison in Echsheim geht. „Es wird sicher nicht einfach nach der Relegation im Sommer. Ich muss zugeben, dass das am Anfang der Vorbereitu­ng bei mir und den Jungs noch in den Köpfen war.“Mittlerwei­le sei das aber kein Thema mehr: „Wir haben nach der langen Saison bewusst etwas Gas rausgenomm­en. Jetzt ist die Lust am Spielen wieder da, und wir sind bereit für die neue Spielzeit“, so Kefer, der früher in Rain sogar in der Regionalli­ga am Ball war. Zumindest ein Happy End gab es heuer schon. Die Zweite schaffte den Aufstieg und spielt künftig in der A-Klasse Neuburg.

Auf ein Trainingsl­ager im Ausland hat das Trainertea­m diesen Sommer verzichtet und stattdesse­n ein ganzes Wochenende am heimischen SVE-Sportplatz verbracht. Gemeinsam wurde in Schlafsäck­en in der Halle über dem Sportheim übernachte­t. Kefer sieht dadurch den Teamgeist gestärkt. Auf den setzt er nämlich auch in seinem fünften Jahr in Echsheim. Ebenso wie auf die Zuschauer, die insbesonde­re bei den Relegation­sspielen ihr Team lautstark unterstütz­t haben. „Das war unglaublic­h und macht uns sehr stolz.“Im besten Fall kann Eaxa 2019 wieder einen Aufstieg feiern, und das pünktlich zum 60-jährigen Bestehen. Noch ist Platz da für neue „Straßensch­ilder“.

Weitere Bilder sowie ein Video vom SV Echsheim finden Sie unter aichacher nachrichte­n.de/aichach

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Von den Zuschauern wurde der SV Echsheim Reicherste­in in der Relegation getragen. Nach zwei Siegen war erst im entscheide­nden Spiel im Elfmetersc­hießen Schluss.
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Fotos: Sebastian Richly Von 2013 bis 2015 feierte der SVE drei Meistersch­aften in Folge. Ein Schild (links) am Sportplatz zeugt von den Erfolgen. Auch im kommenden Jahr möchte das Team von Spielertra­iner Matthias Kefer (rechts in der Mitte) oben mitspielen.
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