Leere Läden sind wie Patienten
Handel Damit die Friedberger Ludwigstraße wieder besser aussieht, packt der Citymanager persönlich an
Friedberg Die Leerstände in Ludwigund Bahnhofstraße sind vielen Friedbergern ein Dorn im Auge – und auch dem Citymanager Thomas David. Damit sie wenigstens nicht ganz so unangenehm ins Auge stechen, hat er das Thema angepackt. In einem Schaufenster an der Ludwigstraße 13 (früher Rübsamen) präsentiert seit Kurzem Koffer Kopf seine Waren – als Zwischennutzung in Absprache mit dem Eigentümer bis zur neuen Vermietung.
Die Plakate, die das heruntergekommene Haus Nummer 28 an der Straßenbiegung schräg gegenüber verunstalten, hat David unlängst eigenhändig abgerissen. Allerdings musste er gleich erkennen, dass das eine Sisyphosaufgabe ist. Denn einen Tag später hatte ein Zirkus dort schon neue Werbezettel aufgehängt. Auch hier steht der Citymanager in Kontakt mit dem Inhaber. Der augenblickliche Plan sei es, mithilfe einer Gruppe Ehrenamtlicher die Scheiben mit Friedberg-Fotografien abzukleben. Für alle Leerstände in der Stadtmitte hat Thomas David, der im Dezember sein Amt antrat, „Patientenakten“angelegt. Nun zeigen sich ihm zufolge erste Heilungserfolge und es gibt weitere Ideen – „das konkrete Ergebnis halbjähriger Bemühungen“. Die Stadt will sich auch im Hinblick auf die Landesausstellung 2020 aufhübschen, um keinen schlechten Eindruck auf die 100 000 erwarteten Besucher zu machen. Eine Idee in diesem Zusammenhang sei es gewesen, das Gebäude Ludwigstraße 17 anzustreichen, berichtet David. Das war unlängst sogar Thema im Bauausschuss. Bürgermeister Roland Eichmann, SPD, ist strikt dagegen. „Ich weigere mich, bei Häusern, die die Eigentümer verlottern lassen, öffentliche Mittel einzusetzen“, sagte der Bürgermeister. Der Bau sei „ein fauler Zahn in einem sonst ganz hübschen Gebiss“. Sein Parteikollege Roland Fuchs könnte dagegen dem Gedanken etwas abgewinnen, baufällige Häuser zur Landesausstellung mit bedruckten Planen zu verhängen. So wurde es zum Beispiel in Augsburg während der Renovierung von Rathaus oder Schaezlerpalais gehandhabt. Handlungsbedarf sieht Fuchs vor allem an der Bahnhofstraße. Citymanager David nahm unlängst an dem Bürgerrundgang zur Vorbereitung der Landesausstellung teil. Auch dort wurde die Bahnhofstraße angesprochen. Allerdings lasse sich nicht immer alles schnell umsetzen, berichtet David. Das erläutert er anhand eines Beispiels, das aktuell den verheerendsten Eindruck macht: die Bauernbräustraße mit ihren vielen Baustellen. Für den Bauzaun um das einsturzgefährdete Weinnest hätte er Ideen – dieser ist allerdings nicht im Besitz der Stadt. Dass die Stelle wenigsten ein bisschen aufgepeppt werden kann, bewies unlängst Karin Weindl vom Handarbeitsladen gegenüber. Nach einer Nähaktion hängte sie kurzerhand die produzierten Patchwork-Decken an dem Zaun auf. Und das sah doch gleich besser aus ...
Handlungsbedarf vor allem an der Bahnhofstraße