Wenn die Wut der Fans durchbricht
Wie schnell in der Glitzer-Welt des Profi-Fußballs die Stimmung umschlagen kann, ist regelmäßig zu sehen, wenn der Erfolg ausbleibt. Wütende Fans eines Klubs blockieren dann die Ausfahrt eines Busses, um die Spieler zur Rede zu stellen oder verweigern den Kickern die Unterstützung. Eine bislang nicht gekannte Eskalation hat vor kurzem Bas Dost erlebt. Der Niederländer spielt seit zwei Jahren bei Sporting Lissabon.
An einem Nachmittag im Mai stürmten Maskierte das Trainingszentrum des portugiesischen Klubs. Wegen einer Niederlagenserie und der Hetze des damaligen Präsidenten gegen das eigene Team, kochte der Zorn bei den Hooligans hoch. Rund 50 von ihnen prügelten mit Fäusten, Gürteln und Eisenstangen auf Trainer, Betreuer und Spieler des Klubs ein. Es gibt mehrere Verletzte – einer davon ist Bas Dost. Er musste an der Stirn genäht werden. Danach kündigte er fristlos seinen Vertrag – ebenso wie zahlreiche Mitspieler und sein Trainer.
Für den Verein bedeutete das nicht nur einen Imageschaden, sondern auch einen Verlust von Transfererlösen. Denn transferrechtlich bedeutete das, dass die damit vertragslos gewordenen Spieler ablösefrei wechseln durften. Während Sporting darum stritt, ob die Kündigungen rechtens waren, verließen die besten Kicker den Klub zum Nulltarif. Und die Vereinsführung blamierte sich nach Kräften weiterhin: Der neue Trainer Sinisa Mihajlovic wurde nach nur neun Tagen im Amt wieder entlassen – weil er die Örtlichkeit des Trainingslagers ändern wollte. Der 18-fache portugiesische Meister gab während der Sommerpause ein Bild des Jammers ab und setzte für den Begriff „Chaosverein“völlig neue Maßstäbe, anhand derer hiesige Skandal-Klubs wie 1860 München oder der HSV wie seriös geführte DAX-Konzerne wirken.
Für die Sporting-Fans, die mit einer Demonstration ihr Verständnis und ihre Solidarität mit den Vereinsangestellten bekundeten, war das vor allem zum Heulen. Und doch gibt es mittlerweile wieder einen Funken Hoffnung. Entzündet hat ihn Bas Dost. Der Niederländer hat mittlerweile einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben. Seine Begründung wirkt angesichts der Geschehnisse etwas kurios: „Viele schlechte Dinge sind passiert, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das mein Klub ist.“Rein rational ist das nur schwer zu erklären, schließlich hätte Dost bei einem Wechsel alleine schon ordentlich Handgeld für seine Unterschrift erhalten. Vielleicht hat der Niederländer auch sein Herz an Sporting verloren – trotz allem. Auch dieses Mal gibt es erste Nachahmer, Mitspieler Bruno Fernandes hat sogar für fünf weitere Jahre unterschrieben. Heute startet Sporting in die neue Saison.