Vergessene Geschichten
Hollywood braucht neue Geschichten. Remakes und Fortsetzungen sind zwar erfolgreich, aber der Kinogänger möchte auch was Frisches. Nach einem neuen Papillon- oder Ben-Hur-Film, dem achten oder neunten StarWars-Teil und der hundertsten Marvel-Produktion will der Zuschauer wieder überrascht werden. Was aber tun?
Sich hinsetzen und mal richtig kreativ sein, sich tagelang als Drehbuchautor von der Außenwelt abschotten und was Innovatives kreieren? Lieber nicht. Viel zu viel Arbeit. Die Lösung steht nur eine Armlänge entfernt im Bücherregal. Etwas verstaubt, aber weitgehend unbekannt. Eine Geschichte, die noch keiner verfilmt hat.
Aktuelles Beispiel: „BlacKkKlansman“von Spike Lee. Ein afroamerikanischer Polizist unterwandert in den 1970er Jahren dank der Hilfe eines weißen Kollegen den Ku-Klux-Klan. Der Film basiert auf der realen Geschichte von Ron Stallworth, der im Jahr 2014 seine Autobiografie veröffentlichte. Wer das Buch noch nicht kannte, wird im Kino wirklich mit was Neuem überrascht.
Freilich ist das Erzählen, oder sollte man nicht lieber gleich Nacherzählen sagen, von Autobiografien, historischen Romanen und Bestsellern keine Neuheit. Auffällig aber bleibt die Fülle dieser Filme: weit mehr als 100 – allein 2018. Die wenigen Drehbuchautoren, die keine Fortsetzungen und Remakes schreiben, scheinen eine chronische Schreibblockade zu haben. Sind denn wirklich schon alle Geschichten erzählt? Aber abseits der Filmstudios gibt es Gewinner: die Schriftsteller. Sie können sich freuen, dass ihre vor Jahren geschriebenen Werke einen zweiten Frühling erleben. „Das Buch zum Film“heißt es als Werbung in der Buchhandlung ganz vorne am Eingang neben den Neuerscheinungen.