Friedenshäuschen heißen die Welt willkommen
Mitte Oktober findet ein internationaler Kongress statt, der 420 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern nach Augsburg führt. Sie verbindet ein Anliegen, das gerade in der Gastgeberstadt besonders gepflegt wird
Der eine tut’s im Sportverein, der andere ist bei einer sozialen Einrichtung engagiert, Betätigungsfelder gibt’s aber auch in Nachbarschaftshilfen, Pfarreien, Rettungsorganisationen sowie Musik- und Kulturvereinen und, und, und. Freiwilliges Engagement ist an vielen Stellen vorzufinden – gerade in Augsburg, wo laut einer Statistik der Stadt nahezu jeder Dritte sich ehrenamtlich betätigt.
Auch dies mag mit ein Grund dafür sein, warum die Wahl auf Augsburg fiel, um eine große internationale Veranstaltung auszurichten. Erstmals überhaupt in der 25-jährigen Geschichte der Weltfreiwilligenkonferenz kommen die Teilnehmer nach Deutschland. Ihr Ziel ist Mitte Oktober der Kongress am Park. Bereits jetzt sind 420 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern angemeldet. Die Bedeutung der Veranstaltung lässt sich nicht allein am umfangreichen Tagungsprogramm ablesen, sondern auch an der Liste der Gäste. Hochrangige Vertreter verschiedener Organisationen, die mit bürgerschaftlichem Engagement zu tun haben, sprechen in Augsburg. Die Bundesregierung ist mit Entwicklungsminister Gerd Müller vertreten.
In der Stadt ist das FreiwilligenZentrum der Ansprechpartner, der sich um die Betreuung der Gäste kümmert. Dabei sollen persönliche Kontakte eine wichtige Rolle spielen. „Die Gäste aus aller Welt sollen sich in unserer Stadt zum einen wohl fühlen“, sagt Wolfgang Krell, Geschäftsführer des Freiwilligen-Zentrums. Augsburg möchte sich darüber hinaus als Gastgeber als sympa- thische, weltoffene Stadt zeigen. Deshalb setzen die Veranstalter auf das Engagement der Augsburger. „SymPaten“nennen sich Personen, die an den Tagen der Weltfreiwilligenkonferenz im Stadtgebiet unterwegs sein werden. Sie stehen als gut sichtbare Ansprechpartner an ausgewählten Orten (Hauptbahnhof, Königsplatz) in der Stadt, um die Gäste aus aller Welt durch Augsburg zu lotsen. Für diese SymPaten gab es eigens Schulungen.
Das Lokalkolorit zeigt sich unter anderem dadurch, dass den Gästen der Konferenz Augsburger Friedenshäuschen überreicht werden. Die Eheleute Monika und Werner Mayer haben diese Idee zu einem Erfolgsprojekt gemacht. Es handelt sich um die einzigartigen kleinen Friedensbotschaften aus Holz, die so einfach von Hand zu Hand weitergeben lassen und die Friedensbotschaft aus Augsburg in die ganze Welt hinaustragen.
Der ernste Charakter der Weltfreiwilligenkonferenz nimmt Bezug auf eine gesellschaftspolitische Herausforderung, die das Gastgeberland Deutschland seit einigen Jahren zu bewältigen hat. Es ist der Umgang mit Flüchtlingen. Dazu heißt es aus Sicht der Organisatoren: „Die internationalen Gäste sollen kennenlernen, in welch herausragender Weise sich Bürger für Flüchtlinge eingesetzt haben.“
Augsburg wird vom 15. bis 20. Oktober Gastgeber der 25. IAVE Welt-Freiwilligenkonferenz sein. IAVE steht für internationaler Verband für Freiwilligenaktivitäten. Im Veranstaltungsprogramm stehen zwölf Podiumsdiskussionen und 32 Workshops. Unterstützt wird der Kongress abseits der lokalen Sponsoren von der UPS-Stiftung, die 50 000 US-Dollar zur Verfügung stellt. Dokumentiert werden soll das freiwillige Engagement, das auch in vielen Unternehmen vorhanden sei, heißt es.
Neben der Hauptkonferenz gibt es ein Welt-Jugendfreiwilligenforum. Hier spannt sich der Bogen zu einem der Hauptredner beim Kongress. Felix Finkbeiner, 20, hatte im Alter von neun Jahren die Idee entwickelt, dass Kinder Klimagerechtigkeit einfordern könnten, in dem sie Millionen von Bäumen in der Welt pflanzen. Finkbeiner gründete 2007 die Kinder- und Jugendinitiative Plant for the Planet. Auch dieses Projekt ist ähnlich wie die Augssich burger Friedenshäuschen eine Erfolgsgeschichte. Bisher haben mehr als 63 000 Kinder und Jugendliche aus 58 Ländern an Schulungen und Fortbildungen der Plant-for-thePlanet-Akademien teilgenommen. Die Kinder und Jugendlichen halten Vorträge, sie sehen sich als Botschafter für Klimagerechtigkeit. Ihr Ziel ist es, insgesamt eine Billion Bäume mit Unterstützung von Menschen anzupflanzen.