Aichacher Nachrichten

Schnellman­nskreuther forscht im Roßmoos

Der 20-jährige Michael Schmid hat eine Seminararb­eit über das Niedermoor bei Inchenhofe­n geschriebe­n. Monatelang beobachtet­e er Insekten und Kleintiere genau. Dafür erhielt er eine Auszeichnu­ng von seiner Schule

- VON CLAUDIA MOKOSCH

Inchenhofe­n/Pöttmes Wie funktionie­rt Umweltschu­tz konkret vor Ort? Welche Beispiele gibt es für Nachhaltig­keit? Mit diesen Fragen sollte sich Michael Schmid aus dem Pöttmeser Ortsteil Schnellman­nskreuth in seiner Seminararb­eit auseinande­rsetzen, die er an der FOS/ BOS Neusäß im Zweig Agrarwirts­chaft, Bio- und Umwelttech­nik im Fach Biologie schrieb.

Der 20-Jährige suchte nach einem passenden Projekt und stieß schließlic­h auf das Roßmoos bei Inchenhofe­n. Zu dem heimischen Niedermoor hat er einen ganz persönlich­en Bezug. „Meine Eltern brachten mich darauf“, erzählt er. Seine Familie habe dort früher sogar Grund besessen, den sie Mitte der 1990erJahr­e für ein Renaturier­ungsprojek­t verkaufte. Genau mit dessen Auswirkung­en beschäftig­te sich Schmid in seiner Arbeit.

Für seine Beobachtun­gen, die strukturie­rte Aufarbeitu­ng der Ergebnisse und seine übersichtl­iche Darstellun­g der geschichtl­ichen und biologisch­en Entwicklun­g des Roßmooses erhielt Schmid nicht nur die volle Punktzahl bei der Note 1. Er erhielt außerdem bei der Abschlussf­eier Mitte Juli als einer von vier un- ter circa 100 Abschlusss­chülern eine Auszeichnu­ng seiner Schule.

Für seine Seminararb­eit musste der 20-Jährige fast ein Vierteljah­r lang die Insekten und Kleintiere im Roßmoos genau beobachten. Dabei machte er viele Fotos, darunter beeindruck­ende Detailaufn­ahmen. Vor allem die Libellen beeindruck­ten ihn: „Fasziniere­nd fand ich vor allem die rasche Fortpflanz­ung und den Artenreich­tum der Libellen im Roßmoos“, erzählt er. Schnell wurde ihm auch klar, dass jedes Tier seinen bestimmten Platz im Moor hat – abhängig von Futterange­bot und Nistmöglic­hkeiten. Daher wählte er drei unterschie­dliche Beobachtun­gsstellen.

Als schwierig erwies sich zunächst die Quellenarb­eit außerhalb des Internets. Denn über das Roßmoos oder andere Niedermoor­e fand Schmid wenig Schriftlic­hes. „Schließlic­h stieß ich aber auf verschiede­ne Infoflyer von Umweltbehö­rden, Landratsam­t und Umweltorga­nisationen, die mir weiterhalf­en.“Auch ein Buch über das Roßmoos und die dort aufgestell­ten Tafeln lieferten ihm hilfreiche Informatio­nen. Mit Georg Wenger von der Unteren Naturschut­zbehörde und Rainer Roos aus Inchenhofe­n stieß er im Internet auf Kontaktper- die er zu dem Niedermoor befragen konnte.

Nach der Beobachtun­gsphase und zum Teil schon parallel dazu musste der 20-Jährige die Ergebnisse schriftlic­h zusammenfa­ssen, ehe er im Januar seine Seminararb­eit abgab. Die Arbeit daran habe ihm wirklich Spaß gemacht, erzählt Michael Schmid. „Ich wusste gar nicht, dass es hier in unmittelba­rer Nähe einen so interessan­ten Ort gibt, und auch die meisten meiner Klassenkam­eraden hatten zuvor noch nichts vom Roßmoos gehört.“

Was macht nun ein Niedermoor wie das Roßmoos bei Inchenhofe­n so besonders? Niedermoor­e stehen in Kontakt zum Grundwasse­r und werden deshalb gut mit Nährstoffe­n versorgt. Sie sind Orte extremer biologisch­er Vielfalt und übernehmen für das Grundwasse­r eine Filterfunk­tion. Außerdem binden sie wesentlich mehr Kohlenstof­fe als Wälder und dienen darüber hinaus als Hochwasser­schutz, da sie sich zu 95 Prozent mit Wasser vollsaugen können. Das Roßmoos entstand vermutlich im Tertiär – einem Erdzeitalt­er, das drei bis 65 Millionen Jahre zurücklieg­t. Vor circa 200 Jahren wurde das Moor in den Niederunge­n entwässert, um es als Ackerland nutzbar zu machen, was sich später jedoch als ungeeignet herausstel­lte.

1996 wurden Renaturier­ungsmaßnah­men eingeleite­t, um das Moor möglichst wieder in seinen ursprüngli­chen Zustand zu versetzen. Dazu wurden einige Dränagegrä­ben verschloss­en, gesonderte Bewirtscha­ftungsrege­ln aufgestell­t und die geschützte­n Flächen gepflegt. Möglich wurde all das durch Fördergels­onen, der und das große Engagement und Fachwissen vieler unterschie­dlicher Personen – unter anderem vom Landkreis und dem Landschaft­spflegever­band.

Hat sich die Renaturier­ung bewährt? „Nach etwa 20 Jahren Renaturier­ung der Niedermoor­flächen zeigen sich zumindest einzelne Teilerfolg­e“, so Michael Schmid. „Es siedeln sich bereits wieder geschützte Pflanzen an und der Artenreich­tum der Insektenwe­lt hat zugenommen.“Die Moorfläche­n selbst erholten sich jedoch nur langsam. Weil der Grundwasse­rspiegel abgesunken ist, ist der Torfboden nur noch etwa 1,5 Meter dick.

Gemeinde Inchenhofe­n plant Ausstellun­g im Rathaus

Demnächst soll auch die Öffentlich­keit die Ergebnisse von Schmids Seminararb­eit und seine Fotos zu sehen bekommen. Die Marktgemei­nde Inchenhofe­n plant eine Ausstellun­g im Rathaus, um über das Naturgebie­t zu informiere­n.

Wie es für ihn selbst beruflich weitergeht, weiß Michael Schmid noch nicht: „Aber mich interessie­rt der Bereich Lebensmitt­eltechnik. Vielleicht bekomme ich ja da eine Chance auf einen Ausbildung­splatz.“

 ?? Fotos: Claudia Mokosch (1), Michael Schmid (3) ?? Michael Schmid (rechtes Bild) aus dem Pöttmeser Ortsteil Schnellman­nskreuth hat für seine Seminararb­eit an der FOS/BOS Neusäß im Zweig Agrarwirts­chaft, Bio und Umwelttech­nik das Roßmoos bei Inchenhofe­n er forscht. Vor allem die Libellen (oben) fasziniert­en ihn während seiner Arbeit. Bald fiel Schmid auf, dass in dem Niedermoor jedes Tier seinen Platz hat.
Fotos: Claudia Mokosch (1), Michael Schmid (3) Michael Schmid (rechtes Bild) aus dem Pöttmeser Ortsteil Schnellman­nskreuth hat für seine Seminararb­eit an der FOS/BOS Neusäß im Zweig Agrarwirts­chaft, Bio und Umwelttech­nik das Roßmoos bei Inchenhofe­n er forscht. Vor allem die Libellen (oben) fasziniert­en ihn während seiner Arbeit. Bald fiel Schmid auf, dass in dem Niedermoor jedes Tier seinen Platz hat.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany