Für ein neues Rad verzichtet er auf Hawaii
Wolfgang Geiger aus Kissing bewältigt als Triathlet rund 200 Kilometer zu Fuß, mit dem Rad und schwimmend in zwölf Stunden. Beim Ironman in Hamburg feiert der 65-Jährige seinen bislang größten Triumph
Kissing Über 200 Kilometer in zwölf Stunden bewältigen. Allein die Vorstellung dieser Strapazen mag so manchen abschrecken. Doch für Wolfgang Geiger aus Kissing ist dies vor allem eines: Spaß. Geiger ist Triathlet und seinen bisher größten Erfolg feierte der 65-Jährige beim Ironman Hamburg Ende Juli: Er wurde deutscher Meister in seiner Altersklasse.
Bereits im Herbst hatte sich Geiger angemeldet, am Tag vor dem Rennen wurde klar, dass aus dem Triathlon ein Duathlon werden muss: Das Schwimmen wurde abgesagt, Grund dafür war die zu hohe Konzentration von gesundheitsgefährdenden Blaualgen in der Alster. Für Geiger ein Vorteil, weil das Schwimmen seine schwächste Disziplin ist. „Andererseits habe ich mich schon geärgert, weil es einfach kein richtiger Ironman mehr war.“Das Rennen begann mit einem sechs Kilometer langen Lauf, bevor der Wettkampf dann mit 180 Kilometer Radfahren weiterging. „Beim Radfahren habe ich mich sehr gut gefühlt.“In 5:20 Stunden schaffte er die 180 Kilometer, zum Schluss ging es auf die 42,195 Kilometer lange Marathonstrecke. Dort musste Geiger der Hitze Tribut zollen, in der Hansestadt hatte es an diesem Sommerwochenende – wie fast überall in Deutschland – weit über 30 Grad. Trotzdem erreichte er mit 20 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten nach 10:49 Stunden das Ziel. „Gerechnet habe ich damit nicht“, gibt er zu. Vor allem beim Marathon sei es nicht optimal gelaufen.
Dennoch qualifizierte er sich für die legendäre Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Relativ schnell entschied er aber, dort nicht anzutreten. „Es ist wahnsinnig teuer. Zu zweit wären es für zwei Wochen 10000 Euro, das muss nicht sein“, rechnet er vor. Fügt aber hinzu: „Ich habe es mir überlegt, es hätte mich schon gereizt, aber wenn man Pro und Contra abwägt, lohnt es sich nicht.“Das so gesparte Geld investierte er jetzt lieber in ein neues Rennrad. Für Geiger ist das Besondere am Triathlon die Vielseitigkeit: „Man hat mehr Abwechslung als beim Marathon.“Zudem sei die Belastung für die Gelenke nicht so groß. „Allgemein ist Triathlon abwechslungsreicher und ausgeglichener.“Geiger spielte lange Fußball beim Kissinger SC, mit 40 verletzte er sich am Knie. Dann fing er mit dem Joggen an und lief knapp ein Jahr später seinen ersten Marathon. An mehr als 40 Marathonrennen nahm er teil, bis er vor sechs Jahren 60 Jahre alt wurde. Dann kaufte er sich ein gebrauchtes Rennrad und begann mit dem Radfahren. „Und aus der Kombination von Laufen und Radfahren ist es dann der Triathlon geworden.“Das erste Mal in Kontakt mit der Sportart kam der Kissinger, als er seinen Sohn zu einem Ironman begleitete. „Ich war begeistert. Das Zuschauen hat mir so gut gefallen, dass ich selber einen machen wollte.“Vor allem die Stimmung hatte es ihm angetan.
Geiger begann mit kleineren Wettkämpfen, 2017 absolvierte Gei- ger dann seinen ersten Ironman in Frankfurt. Zwölf Stunden und eine Minute benötigte er. Und setzte so schon das Ziel für den nächsten Ironman: unter zwölf Stunden bleiben. Geiger suchte sich den Wettkampf in Hamburg aus und war über eine Stunde schneller als in Frankfurt, was allerdings vorwiegend am Auslassen des Schwimmens lag. „Ich habe Schwimmen nie so groß trainiert.“Im vergangenen Winter ging er viermal in der Woche ins Hallenbad, um sich zu verbessern. „Ich war der beste Kunde“, sagt Geiger lachend. „Besonders viel gebracht hat es allerdings nicht.“
In der Vorbereitung auf einen Ironman trainiert Geiger zwischen 16 und 18 Stunden in der Woche. „Das ist ein Grund, warum ich im nächsten Jahr keinen Ironman mache“, sagt er. „Der Aufwand ist gewaltig.“Im vergangenen Jahr ist Geiger 8000 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren und 2000 Kilometer gelaufen. 2019 möchte er zwei Halbdistanzen und zwei olympische Distanzen absolvieren. Hierbei schwimmt man 1,5 Kilometer, fährt 40 Kilometer Rad und läuft zehn Kilometer. Neben dem Training bleibt wenig Zeit. Wenn Geiger also einmal gerade nicht schwimmt, läuft oder radelt, liest er gerne und malt Bilder. Der 65-Jährige arbeitete früher bei der Polizei, inzwischen ist er in Rente.
Zum Schluss gibt Geiger zu: „Abgeschlossen mit Hawaii habe ich noch nicht. Vielleicht qualifiziere ich mich mit 70 ja noch einmal.“