Vom Herzenswunsch zum Neubau
Gut acht Jahre wird es dauern, bis die Schiltberger nach den ersten Überlegungen ihr neues Kombi-Gebäude für Feuerwehr und Gemeinde einweihen können. Was dahintersteckt und wie die gemeinsame Heimat verwirklicht wird
Schiltberg Der Neubau des Rathauses und der Feuerwehrzentrale befindet sich in Schiltberg auf der Zielgeraden. Nach der geplanten Fertigstellung Ende des Jahres werden Gemeindeverwaltung und Feuerwehrler erstmals unter einem gemeinsamen Dach beheimatet sein. Der Kombi-Bau besitzt eine längere Vorgeschichte. Da war zunächst die Feuerwehr. Sie schrieb der Gemeinde am 7. März 2011 einen Wunschzettel. Auf dieser „Agenda 2018“standen, verteilt auf den Zeitraum bis 2018, ein Mehrzweckfahrzeug, ein neues Feuerwehrhaus und ein neues Löschfahrzeug. Das Papier gab Bürgermeister Josef Schreier seinem Gemeinderat bereits zehn Tage später in der nächsten Sitzung zur Kenntnis. Nach gut einem Jahr war im Juni 2012 das Transportfahrzeug für die Wehr gekauft und damit der erste Wunsch erfüllt.
Schwieriger sollte sich die Standortsuche für das Feuerwehrhaus gestalten. Im Februar 2013 prüfte der Gemeinderat zunächst vier Grundstücke. Sie lagen im Gewerbegebiet, in der Unteren Ortsstraße, östlich des neuen Friedhofs und in der Schwertbergstraße. Eine neue Option ergab sich im Juli 2013 mit dem Erwerb des ehemaligen Gasthofs Kaupp in der Ortsmitte.
Bevor der Bürgermeister seine Unterschrift unter den Kaufvertrag setzte, hatte sich der Gemeinderat in der März-Sitzung mit einer Machbarkeitsstudie des Architekten Josef Obeser (Wollomoos) auseinandergesetzt. Neubau oder Sanierung eines bestehenden Objekts in ein Bürgerhaus mit Raumschießanlage und Feuerwehrhaus lautete die Fragestellung.
Das Projekt wurden bereits in einem frühen Planungsstadium von einem Arbeitskreis der freiwilligen Feuerwehr begleitet. Gemeindechef Schreier war für dessen fachlichen Rat stets dankbar. Nach den Neuwahlen im März 2014 bestand er in verkleinerter Form noch aus drei Wehrmännern. Sie erachteten den bisherigen Entwurf als nicht optimal. Neben der Feuerwehr meldete auch der Kindergarten Raumbedarf an. Mit Rücksicht auf die neue Gesetzeslage und die Bedürfnisse der Eltern war bereits im März 2012 der Neubau einer Kinderkrippe beschlossen und nach den Plänen von Architekt Martin Schäffler (Rapperzell) gebaut worden. Im Mai 2013 wurde Richtfest und im Februar 2014 Einweihung gefeiert. Die Kleinsten waren also versorgt, aber im Kindergarten herrschte Enge. Den akuten Handlungsbedarf vermerkte ein Gemeinderat in seinen Aufzeichnungen im Juli 2014: „Der Gemeinderat wurde informiert über die Entwicklung der Kinderzahlen und die daraus resul- tierende erforderliche dritte Kindergartengruppe. Diese ist derzeit (2013/2014) im Keller untergebracht. Mittelfristig soll hier eine andere Räumlichkeit gesucht werden.“Sie könnte in direkter Nachbarschaft auf der anderen Seite des Pausenhofes liegen, lautete eine Überlegung, wenn die Gemeindeverwaltung ausziehen und sich eine neue Bleibe suchen würde.
Die Lösung präsentierte Josef Schreier nach den Sommerferien. Zum Tagesordnungspunkt „Künftig benötigte Räumlichkeiten für Feuerwehr, Gemeindeverwaltung und dritte Kindergartengruppe“legte er dem Gemeinderat eine von ihm und seinen beiden Stellvertretern erarbeitete Planskizze vor, die auf dem freien Grundstück zwischen Mehrzweckhalle und Sparkasse den inzwischen realisierten Neubau vorsah. Die direkte Anbindung zum künftigen Bürgerhaus war ein weiteres Plus. Bereits in der Oktober-Sitzung folgte durch Archi- tekt Josef Obeser der nahezu fertige Plan mit dem detaillierten Raumprogramm. Es teilt sich auf in die eigenständigen Bereiche der Gemeinde und der Wehr und die gemeinsam genutzten Einheiten wie Sitzungssaal und die sanitären Einrichtungen. Nach einer weiteren Ratssitzung erfuhr die Öffentlichkeit den neuen Sachstand, die Schlagzeile in den Aichacher Nachrichten lautete im November 2014: „Feuerwehr bekommt ein neues Haus zusammen mit der Gemeinde“.
Ein ganzes Jahr genossen dann andere Themen Priorität, wie etwa Bürgerhaus, Breitbandausbau oder Asylunterkünfte. Erst im November 2015 stand das Projekt Gemeinde und Feuerwehr wieder auf der Tagesordnung. Zusätzlich wurde nun die Unterkellerung des Hauptgebäudes gewünscht. Ab Januar 2016 war die Gemeinde beschäftigt mit der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans und der Beteiligung von Behörden, mit Anträgen und Bescheiden, mit Ausschreibungen und Auftragsvergaben, wie man sie von vielen kommunalen Bauten kennt. Regierung, Landratsamt und weitere Träger öffentlicher Belange prüften und genehmigten. Auf den Tag genau sechs Jahre nach der Abfassung der Agenda erfolgte im März 2017 der Baubeginn. Den Oberbodenabtrag beaufsichtigte ein Angestellter des Landesamtes für Denkmalpflege. Es gab nur unbedeutende Scherbenfunde, keinen Befund und daher die sofortige Freigabe des Platzes. Im April hob die Firma Kreitmair aus Weilach die Baugrube aus. Am 18. Juli versammelten sich die Repräsentanten der Gemeinde und der Feuerwehr, der Architekt, die Baufirmen und die Nachbarn zur feierlichen Grundsteinlegung. Mitte Oktober vollzog die Firma Köchl (Schiltberg) die Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten, und Mitte November dankte die Gemeinde allen Beteiligten mit einer Hebauffeier im Bürgerhaus.
Aber da war doch noch etwas? Ja, der dritte Wunsch aus der „Agenda 2018“der Freiwilligen Feuerwehr Schiltberg, das neue Löschfahrzeug, ein HLF 10. Ist inzwischen ebenfalls erledigt. Das Fahrzeug wurde bestellt in der Gemeinderatssitzung im August 2018.