Sind deutsche Aktien noch zukunftsfähig?
Neben politischen Konflikten scheinen sich verhaltene Konjunkturentwicklungen und die mangelnde Verbesserung der Standortqualitäten als Handicap für europäische und deutsche Aktien auszuwirken. Tatsächlich setzen internationale Anleger bei ihrer Aktienauswahl eher auf „America First“. Ohnehin hat der deutsche AktienLeitindex Dax mit seinen Auto-, Bank- und Versorgeraktien hausgemachte Probleme.
Autowerte spüren den Dieselabgasskandal. Zudem unterstreicht die zweite Gewinnwarnung des Autozulieferers Continental in diesem Jahr die Abkühlung der globalen Auto-Nachfrage. Die Ertragslage der Versorger hat sich seit der Energiewende eingetrübt. So gerät der Dax seit Jahresbeginn selbst gegenüber der Aktienkonkurrenz aus der Eurozone ins Hintertreffen. Drohen deutsche Aktien ins Hintertreffen zu geraten?
Immerhin atmet der Dax durch die regelmäßige Überprüfung seiner Indexmitglieder. So könnte der Zahlungsabwickler Wirecard an die Stelle der Commerzbank treten. Im Übrigen sind aktuell deutsche Aktien gemäß Kurs-Gewinn-Verhältnis so günstig bewertet wie zuletzt Anfang 2016. Das verleiht ihnen Nachholpotenzial. Und überhaupt, solange die Weltwirtschaft wächst, kommt man an deutschen Aktien nicht vorbei.
Gut auch, dass es deutsche Mittelstandsaktien gibt: Während der Kapitalabzug vor allem Standardtitel aus dem Dax betrifft, geraten die deutschen Mittelstandsindizes in den internationalen Anlegerfokus. Zahlreiche mittelständische Werte besetzen mit ihren spezialisierten Qualitätsprodukten, Industriepatenten und einer effizienten Kostenstruktur die Position als Weltmarktführer in zahlreichen Nischenmärkten. Das gilt auch für Technologietitel aus dem TecDax, die vom Megathema Digitalisierung profitieren. Die deutsche Aktienkultur ist also gerade wegen der Industriegüterkultur lebendig, auch wenn sie im Standardindex immer weniger Platz findet.