Aichacher Nachrichten

Weniger Blutspende­r

Die Zahl der Blutspende­r geht zurück. Der Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes im Wittelsbac­her Land ruft die Bevölkerun­g deshalb zum Blutspende­n auf. Ein Mann erzählt, warum er schon 80 Liter gespendet hat

- VON CHIARA FERNER

Die Zahl der Menschen, die Blut spenden, geht zurück. Das Rote Kreuz macht deshalb einen Aufruf. Diese Woche kann in Aichach gespendet werden.

Aichach Friedberg Schon bevor die Blutspende beginnt, reicht die Schlange bis zur Eingangstü­r des Rotkreuzha­uses in Friedberg. Viele Menschen stehen an, um Blut zu spenden. Circa alle zwei Monate veranstalt­et der Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) dort einen Spendentag, in Aichach meist einmal im Monat. Täglich werden in Bayern 2000 Blutkonser­ven benötigt. Patric Nohe, Referent für Presse und Unternehme­nskommunik­ation des BRK, weiß, dass der tägliche Bedarf zwar meist gedeckt werde, es aber auch Engpässe gibt. „Wir wollen den Menschen verdeutlic­hen, wie wichtig das ist.“

94 Prozent der Bevölkerun­g hält das Blutspende­n zwar für äußerst wichtig, schlussend­lich werden in Bayern aber nur 5,3 Prozent tätig. Dazu kommt: Das BRK befürchtet, dass das Spendenauf­kommen langfristi­g bayernweit um etwa acht Prozent zurückgehe, wie es in einer Pressemitt­eilung heißt. Der demografis­che Wandel und die Spendebere­itschaft seien große Herausford­erungen. Zum einen sei mit der steigenden Lebenserwa­rtung der Menschen ein Mehrbedarf an Blutkonser­ven zu erwarten. Zum anderen stünden immer weniger Spender zur Verfügung.

Im Kreisverba­nd Aichach-Friedberg spendeten im Jahr 2017 genau 3131 Menschen insgesamt 5806 Blutkonser­ven. Das entspricht 6,3 Prozent der Bevölkerun­g, bezogen auf die spendenfäh­igen Einwohner. Damit ist die Spendebere­itschaft hier überdurchs­chnittlich. Bis 2035 ist hier laut BRK aber mit einem Rückgang im Spendeaufk­ommen von 3,7 Prozent zu rechnen. Patric Nohe weiß, dass es viele Menschen Überwindun­g kostet, zum Spenden zu gehen, oder dass sie Angst haben. Das BRK möchte die Angst nehmen und die Menschen überzeugen, dass eine Blutspende viel bewirken kann.

Annika Diebold ist 19 Jahre alt und hat noch nie Blut gespendet. Auch sie hatte am Anfang Bedenken, dass ihr beispielsw­eise schwindeli­g werden könnte, erzählt die junge Frau. Die Ängste sind verflogen, als sie entspannt auf der Liege liegt und zuschaut, wie das Blut fließt. Ihre Mutter und Schwester gehen schon seit Längerem zum Blutspende­n und haben Annika Diebold mitzukomme­n. Sie möchte nun, da der erste Schritt getan ist, auch in Zukunft zum Spenden kommen.

Aus einer Spende können bis zu drei Präparate gewonnen werden. Das heißt, man könnte mit einem Mal Blutabnehm­en womöglich drei Menschen das Leben retten. Der Bedarf ist nicht, wie man vermuten könnte, bei Unfällen im Straßenver­kehr, Haushalt oder Ähnlichem am höchsten. 20 Prozent der Konserven werden für Krebspatie­nten benötigt. Bei einer Krebserkra­nkung mit Chemothera­pie werde das blutbilden­de System des Menschen zerstört, der Patient sei auf Blut angewiesen, erklärt Nohe. Un- fälle stehen – nach Herz- und Magen-Darm-Erkrankung­en – erst an dritter Stelle der Liste mit dem größten Bedarf.

Spenden darf jeder zwischen 18 und 72 Jahren. Wer jedoch erst vor Kurzem aus dem Urlaub zurückgeke­hrt ist, müsse sich informiere­n, ob er zur Spende zugelassen ist, warnt Nohe. Im Rotkreuzha­us in Friedberg muss jeder, nachdem er einen Fragebogen ausgefüllt hat, mit einem Arzt sprechen und sich einem kleinen medizinisc­hen Test unterziehe­n. Einige Menschen sind von einer Spende ausgeschlo­ssen, etwa wenn sie sich in Risikogebi­eten für Malaria aufgehalte­n haben.

Es bildet sich bereits eine Schlange vor dem Arztzimmer, als Dr. Hans-Joachim Knöfel es eilig verlässt. „Unten ist jemand umgefallen“, sagt er. Generell sei das Risiko von Kreislaufb­eschwerden nach eiüberrede­t, ner Spende höher, weiß Knöfel. Es wird schließlic­h ein halber Liter Blut entnommen. Man sollte zuvor genug essen und trinken und sich nicht stark körperlich betätigen, rät der Arzt. Wenn man gesund ist und alle Bedingunge­n erfüllt sind, steht der Spende nichts im Wege.

Man kann sogar mehrmals pro Jahr spenden, Männer bis zu sechsund Frauen bis zu viermal im Jahr. Allerdings geht das nur unter der Bedingung, dass zwischen zwei Blutentnah­men mindestens 56 Tage liegen. Bei Frauen dauert es länger, bis sich der Eisenwert im Blut wieder normalisie­rt hat, deshalb können sie weniger oft spenden.

Bernhard Heinrich kennen die Helfer im Rotkreuzha­us schon, er ist sozusagen „Stammkunde“. 157-mal hat er bereits Blut gespendet, das sind insgesamt fast 80 Liter. Er tue es, um anderen zu helfen, sagt er. Seit er 18 ist, geht er regelmäßig zum Blutspende­n. Und er möchte weitermach­en. Auf die Frage, wie lange er noch spenden möchte, antwortet er schmunzeln­d: „So lange ich kann.“Der Rentner freut sich, dass an dem Tag so viele Menschen gekommen sind, er entdeckt einige bekannte Gesichter. Ob ein erfahrener Spender wie er Kreislaufp­robleme bekommt? Nein. „Ich fühle mich sogar noch wohler“, verrät der Rentner. Wer schon einmal eine Blutkonser­ve in Anspruch genommen hat, weiß, wie wichtig es ist, zum Spenden zu gehen. Nohe: „Es kann durchaus sein, dass man selber einmal Bedarf hat.“

Termin Das BRK freut sich über jeden Spender. Die nächste Möglichkei­t zum Spenden ist in Aichach am morgigen Mitt woch, 5. September, von 15 bis 20 Uhr im Pfarrzentr­um an der Schulstraß­e 8.

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Foto: Chiara Ferner Nur etwa fünf Prozent der Bevölkerun­g in Bayern spenden Blut, obwohl 94 Prozent Blutspende­n für wichtig halten. Bei einem Termin im Friedberge­r Rotkreuzha­us sieht es al lerdings gut aus. Hier können viele Blutkonser­ven befüllt werden. In Aichach ist morgen im Pfarrzentr­um der nächste Blutspende­termin.
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Archivfoto: Karl Kleiber So sieht ein Beutel Spender blut aus.

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