Der Herr der Noten
Organisierer, Kulturförderpreisträger, musikalischer Tausendsassa – Arnold Fritscher ist aus Aichachs Musikszene kaum wegzudenken. Noten begleiten den 59-Jährigen längst nicht nur in seiner Freizeit
Aichach Er ist aus der Aichacher Musikszene kaum wegzudenken: Arnold Fritscher ist weit mehr als „nur“Musiklehrer am Deutschherren-Gymnasium (DHG) in Aichach. Seine vielen musikalischen Projekte erwecken Aufmerksamkeit – an der Schule und in der Öffentlichkeit.
Seit 1993 ist er an der Schule tätig und für seinen praxisorientierten Unterricht bekannt. Mit seinen Schülern studiert er große Werke für Soli, Chor und Orchester ein, auch ein selbst geschriebenes Musical brachte er schon zur Aufführung. Er betreut die Schulband, organisiert Gesangs- und Konzertabende, reiste mit verschiedenen Ensembles mehrfach in die Aichacher Partnerstadt Gödöllö und feierte mit dem Chor Erfolge in Brüssel und Prag.
Bei einem Wettbewerb in der tschechischen Hauptstadt heimste der Schülerchor sogar den ersten Preis in der Kategorie Jazz/Rock/ Pop ein. Auch für Auftritte bei Aichacher Vereinen und Projekte mit anderen Musikgruppen, zum Beispiel mit dem Liederchor und dem Kammerorchester, ist Fritscher mit seinen Schülern gerne zu haben.
So vielfältig wie seine berufliche Tätigkeit ist sein ehrenamtliches Engagement in der Stadt Aichach. Unter anderem war er als Orchesterleiter und Notenschreiber an den sechs Veranstaltungen von „Christmas on the Rocks“maßgeblich beteiligt. Zehn Jahre leitete er das Aichacher Kammerorchester. Seit etwa fünf Jahren präsentiert Fritscher am Piano mit unterschiedlicher Besetzung im Rahmen einer Konzertreihe „Jazz für alle“in der Aichacher Wandelbar. Zudem organisiert und unterstützt er zahlreiche Einzelveranstaltungen, singt im evangelischen Kirchenchor und spielt unter anderem bei der Crazy Oak Big Band. Für seine Verdienste rund um die Musik wurde er 2016 mit dem Kulturförderpreis der Stadt Aichach ausgezeichnet.
Wenn man das Gemütlichkeit ausstrahlende Holzhaus der Fritschers in Aichach-Nord betritt, fallen einem die vielen Lektüren und Bücher auf, die auf dem Tisch liegen und in selbst geschreinerten Regalen stehen. Bei einer Tasse Kaffee, den er als „Grundnahrungsmittel“bezeichnet, erklärt Fritscher: „Meine Frau und ich lesen sehr gerne. Seit Kurzem bin ich sogar in einem Lesekreis.“In seinem Arbeitszimmer gehört seit Jahren nicht nur sein Klavier, sondern auch der Computer – quasi als Notenschreibmaschine – zu seinen meistgenutzten Arbeitsgeräten. Wenn er darauf neue Orchesternoten erstellt, können das schon mal Partituren für bis zu 20 Instrumente sein.
Um seiner Jazz-Leidenschaft zu frönen, fährt Fritscher regelmäßig zu Konzerten in den Birdland-Jazzclub nach Neuburg. Dort gehört der international bekannte Jazz-Trompeter Dusko Goykowich zu seinen Lieblingsinterpreten: „Mit ihm würde ich gern mal auf der Bühne stehen. Ich liebe seine melodischen, swingenden Mainstream-Interpretationen“, schwärmt Fritscher. Auch sonst sei er von Livemusik angetan. „Das kann auch Volksmusik oder zeitgenössische Musik sein.“Rock- oder Pop-Konzerte und -Festivals ziehen ihn weniger an – sie haben lokalen Bezug wie bei Stereowald“. Das Open-AirFestival fand 2014 und 2015 am Grubet bei Algertshausen statt. Gerne besucht er die jährlichen Klassikkonzerte am Münchner Odeonsplatz. Die absolute Stille, mit der die Besucher die Stücke begleiten, fasziniere ihn.
Die Familie ist musikalisch breit aufgestellt: Arnold Fritscher spielt Klavier, Posaune und Violoncello, seine Ehefrau Helga-SchallmayerFritscher Klavier, Geige und Bratsche. Die vier gemeinsamen Kinder, zwei Söhne und zwei Mädchen, sind ebenfalls musikbegeistert und spielen „in unterschiedlicher Intensität“Klavier, Geige, Horn und Cello. Die Frage nach einer gemeinsamen Hausmusik verneint Fritscher: „An Weihnachten singen wir zusammen, mehrstimmig, um meiner Mutter eine Freude zu bereiten.“
Wenn Fritscher selbst auf der Bühne steht, sieht man ihm kaum Lampenfieber an. „Ich versuche, nach außen ruhig zu wirken. Sonst stecke ich meine Mitspieler womöglich an“, sagt er schmunzelnd und ergänzt: „Ich bin ein alter Organisierer. Erst wenn ich das Gefühl habe, dass alles läuft, werde ich ruhig.“Ein Bert-Brecht-Zitat aus der Drei-Groschen-Oper hat er dabei immer im Hinterkopf: „Ja mach nur einen Plan und sei ein großes Licht, dann mach noch einen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht!“Für Fritscher bedeutet das, immer flexibel auf neue Situationen zu reagieren.
In Kürze wird er 60. Womit man ihm eine Freude bereiten könne? „Mit einem Zeit-Geschenk“, sagt er und lächelt. Denn seine Zeit sei immer zu knapp. Die Frage nach aktu„außer ellen Projekten bringt seine Augen zum Leuchten: „Ich organisiere gerade ein großes Benefiz-Konzert mit meiner Augsburger Band Baritone and Friends.“In ihr spielt er seit etwa 30 Jahren mit kurzen Unterbrechungen am Klavier. Mit dem „Big Band for Africa“-Konzert soll die Kopeyia School Brass Band in Ghana unterstützt werden. Für die Veranstaltung, die am 12. Oktober ab 19.30 Uhr im DHG stattfindet, schreibt Fritscher bereits Noten und Einladungen.
Als er die vergangenen Jahre gedanklich Revue passen lässt, sagt er: „Ich habe in meinem bisherigen Leben sowohl pädagogisch als auch musikalisch Höhepunkte und Katastrophen erlebt.“Wenn er in knapp sechs Jahren in Pension gehe, wolle er „endlich mal reisen, wenn andere nicht reisen“und sich Zeit nehmen – für all seine nicht-musikalischen Hobbys wie Bergwandern, Radfahren, Lesen und Heimwerken.
Die ganze Familie ist musikalisch aktiv