Bald bringen die Hirten ihre Tiere wieder ins Tal
Trotz der extremen Trockenheit ist die Saison bisher unterm Strich gut verlaufen
Immenstadt Der Alpsommer endet in den nächsten Wochen. Dann heißt es für Tiere und Hirten Abschied nehmen von den grünen Bergwiesen und der alpwirtschaftlichen Idylle. In den Tälern werden Herden und Hirten beim Viehscheid gefeiert. Ausgelassene, feucht-fröhliche Stimmung herrscht bei den Festen, die Einheimische wie Touristen anlocken (alle Termine auf der Grafik). Unterm Strich ziehen die Älpler eine positive Bilanz des Bergsommers – trotz der Schwierigkeiten durch die extreme Trockenheit in den vergangenen Wochen.
„Es war ein Super-Sommer, so einen würd’ ich gleich wieder nehmen“, sagt Franz Hage, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA). Die Organisation vertritt die Interessen von 695 Alpen zwischen Bodensee und Königswinkel. Der Alpsommer begann heuer nach dem Winter vergleichsweise früh, weil der Schnee im April und Mai bei warmem Frühjahrswetter rasch geschmolzen war. „Das Futter ist zunächst sehr gut gewachsen“, sagt Hage, der die Alpe Seifenmoos bei Immenstadt bewirtschaftet. Ab August habe die Trockenheit dann einigen Alpen Schwierigkeiten bereitet. „Aber es hat in Sachen Trockenheit schon schlimmere Jahre gegeben.“
„Das Graswachstum hat jetzt wegen der anhaltenden Trockenheit spürbar nachgelassen“, berichtet Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des AVA. Weil kein Wasser mehr da war, hätten einige Alpen sogar die Saison frühzeitig beendet und die Hirten seien mit den Tieren ins Tal zurückgekehrt. Von der Trockenheit besonders betroffen waren die Alpen in den Vorbergen. Je weiter südlich, desto häufiger brachten immer wieder Regengüsse und Gewitter etwas Wasser. Fast auf allen Alpen in der Region gab es in diesem Sommer Mehrarbeit, weil wochenlang Wasser für die Tiere transportiert werden musste. Etwa 28000 Jungrinder – Schumpen genannt – , 2500 Milchkühe, 400 Pferde sowie 300 Ziegen und Schafe sind derzeit noch in der Sommerfrische. Anfang September beginnen die Viehscheide.
Immer mehr Alpen im Allgäu haben eine Lizenz zum Bewirten von Wanderern und Mountainbikern. Inzwischen dürfen 170 Alpen kalte Speisen und Getränke anbieten. Für viele ist das ein netter Zuerwerb oder sogar ein zweites wirtschaftliches Standbein. Ganz auf Produkte aus der Region bei der Bewirtung der Gäste setzt der Verein Allgäuer Alpgenuss. Ihm gehören inzwischen 65 Alpen und 100 Partnerbetriebe an. Diese garantieren, dass nur regionale Produkte aus nächster Nähe auf den Tisch kommen. Viele Alpen, die Touristen bewirtschaften, verkaufen auch nach dem Viehscheid noch Speisen und Getränke.
Angesichts der jüngsten Wolfsrisse im Allgäu hat sich der Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Bergbauernfragen, Alfons Zeller (Burgberg), gegen eine Wiederansiedlung des Wolfs ausgesprochen. „Wehret den Anfängen“, sagt er. Auch in der Schweiz gebe es permanent Konflikte, weil ein wirksamer Herdenschutz nicht möglich sei. Der Einsatz von Hütehunden sei nicht unproblematisch. Auch der Alpwirtschaftliche Verein hat sich wiederholt gegen eine Ansiedlung von Wölfen ausgesprochen. In der Kulturlandschaft sei kein Platz für den Wolf, sagt Hage und drängt auf eine Abschussgenehmigung. Bisher ist aber noch kein Fall von einem Wolfsriss auf einer Alpe bekannt geworden.