Ihr „R“rollt sie gern
Die aus dem Memelland stammende Lena Valaitis sieht heute noch fast so aus wie zu ihren großen Schlagerzeiten. Und abgehoben ist die 75-Jährige nie
Ob es so oder so oder anders kommt, so wie es kommt, so ist es recht“. Diese Refrainzeile ihres ersten großen Hits passt wie für sie gemacht auf die Sängerin Lena Valaitis. Eine bewegte Kindheit, Erfolge in den 70er und 80er Jahren und die Entschlossenheit, den Rost der Jahre nicht an sich heranzulassen. Denn wer rastet, der rostet bekanntlich, sagt das Klischee. Lena Valaitis ist davon weit entfernt. Sie singt auf Galas und bei Fernsehauftritten und verbündet sich schon mal mit Kolleginnen wie Peggy March und Ireen Sheer und trällert mit ihnen zusammen internationale Oldies.
Und so wie es kommt, so ist es recht. „Ich bin frei“, singt sie in ihrem aktuellen Titel, „grenzenlos frei. Ich bin einfach ich und ich bin glücklich dabei.“Man glaubt es ihr. Kaum zu glauben aber ist, dass die Wahlmünchnerin heute schon 75 Jahre alt wird. Mit ihrem Lächeln, ihrer typischen Frisur (Ponyfransen, Mittelscheitel) und ihrem Charme kommt sie weitaus jünger rüber. Und das „R“geht ihr rollend über die Zunge – noch immer ihr vokales Erkennungszeichen.
Lena Valaitis wurde am 7. September 1943 im damaligen Memel (heute Klaipeda/Litauen) geboren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder – der Vater war gefallen – in den Westen. Die Odyssee führte die Familie auf die Ostseeinsel Fehmarn und nach Memmingen, wo Lena zur Schule ging. Danach besuchte sie das litauische Gymnasium im hessischen Hüttenfeld, das sie vor dem Abitur verließ, um in Frankfurt bei der Post eine Ausbildung zu machen.
Weil sie eine schöne Stimme hatte, wollte ihr Gesangslehrer sie zur Opernsängerin ausbilden. Aber die Lena von der Post zog es zum Schlager. Ihr Produzent und Autor Jack White wusste, dass Schlager Fast Food sind, die Appetit machten, musikalisch aber von geringem Nährwert sind.
Es reihte sich ein Hit an den anderen: „So wie ein Regenbogen“, „Wer gibt mir den Himmel zurück“, „Ein schöner Tag“(Amazing Grace) und vor allem der Ohrwurm „Da kommt Jose´, der Straßenmusikant“, bei dessen südländischem Frohsinn im HeinoStil auch eine sprachliche Panne (spanisch statt portugiesisch) inklusiv war.
Egal. Wichtiger war „Johnny Blue“, der größte Erfolg der Lena Valaitis. Die Nummer des Hitkomponisten Ralph Siegel schaffte 1981 in Dublin den zweiten Platz beim Grand Prix, der heute Eurovision Song Contest heißt. „Das war die Sternstunde meiner Karriere“, sagt Valaitis. Die düsterste war 2008 der Tod ihres zweiten Ehemanns, des Schauspielers und Kabarettisten Horst Jüssen (Klimbim). Die Sängerin fiel in ein tiefes emotionales Loch, aus dem sie schließlich herausfand. „Ich bin froh, dass ich nie abgehoben habe. Und nie war ich verzweifelt, wenn ich mal keinen Erfolg hatte.“