Wenn die Worte fehlen
Den Kindern kommt der Wortschatz abhanden
Augsburg Das Abc können die meisten Kinder schon vor dem ersten Schultag. Doch aus Buchstaben werden nicht automatisch Worte: Der Wortschatz von Schulanfängern wird immer eintöniger. „Wir beobachten seit mehreren Jahren, dass die Sprachgewandtheit der Kinder abnimmt“, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. „Das bedeutet nicht zwangsweise, dass die Mädchen und Buben nicht sprechen können, aber die Vielfalt der Wörter und die Flexibilität im Wortschatz sinkt: Die Kinder sprechen immer eintöniger.“
Die Gründe dafür sind nach Einschätzung der Pädagogin vielfältig: In den neuen Medien werde immer mehr mit Abkürzungen und mit simplem Wortschatz gearbeitet, in den Familien weniger miteinander verbal kommuniziert und auch in den Kindergärten und Krippen weniger auf gemeinsames Singen und Reimen geachtet. „Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Schulstart“, sagt Fleischmann. „Früher konnten die Lehrer auf viel mehr Reime, Singspiele, Rhythmik und Lieder aufbauen.
Heute herrscht da teilweise viel Nachholbedarf.“Neben der Sprachgewandtheit nimmt laut Fleischmann auch die Sprechfähigkeit ab – immer mehr Kinder haben Lautbildungs- oder Wort- und Satzbildungsstörungen. Einer der Gründe ist laut Gesundheitsministerium der steigende Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in der Schuleingangsuntersuchung. Wie Familien die Einschulung inszenieren, lesen Sie auf der Dritten Seite. Und allen Schulkindern schenken wir heute eine digitale Capito-Ausgabe. Kostenlos unter: augsburger allgemeine.de/capitokompakt