Alle auf den Bitcoin
Vor allem kleinere EU-Mitglieder setzen große Hoffnungen in Kryptogeld. Die Finanzminister sehen die neuen Währungen kritisch
Brüssel/Wien Chance oder Risiko? Die EU-Mitgliedstaaten sind sich noch nicht einig, wie sie die sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin und andere einschätzen sollen. „Solche Guthaben in virtuellen Währungen könnten zu bedeutenden Veränderungen in der Finanzwelt werden“, lasen die Finanzminister der EU dann aber in einem Papier der österreichischen Ratspräsidentschaft, das sie am Freitag bei ihrem Treffen in Wien auf ihren Tischen vorfanden. Es sei „notwendig“, hieß es da weiter, die EU-Finanzmarktregulierung „zu überprüfen und zu stärken, um dieses neue Phänomen angemessen zu berücksichtigen“.
Im Unterschied zu konventionellem Bargeld oder anderen Finanzprodukten kommen die neuen Währungen ohne zentrale Kontrollinstanz einer Notenbank oder anderer Geldhäuser aus. Es gibt rund 4500 Kryptowährungen, von denen etwa 1000 einen täglichen Handelsumsatz von über 10000 Dollar (rund 8600 Euro) erreichen. Vor allem kleinere EU-Mitglieder wie Malta, Luxemburg oder Zypern sehen in den Bitcoin eine Chance für ihren Finanzplatz. Sie stehen neuen Regulierungen deshalb eher kritisch gegenüber.
Alle Minister waren sich allerdings einig, dass die Instrumente nicht nur Chancen bieten, sondern Gefahren bergen. „Wichtige Themen sind Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Steuerflucht“, heißt es in der Tischvorlage der Österreicher. Dagegen sei man nahezu machtlos. Die von der EU erlassene neue Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche wirkt noch nicht. Sie tritt in allen Mitgliedstaaten wohl erst 2020 in Kraft.
Markus Ferber, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses im Europäischen Parlament, betont: „Virtuelle Währungen sind regulatorisch noch immer der Wilde Westen.“Sie seien „extrem intransparent und anfällig für Manipulationen“.