Mit Trommelwirbel in die Vergangenheit
Bei der Eröffnung zieht Herzog Ludwig im Barte hoch zu Ross in Aichach ein. Volk und Bürger lassen sich von kurzem Regenschauer nicht stören. Pfalzgraf Klaus hat eine besondere Ehrung vorbereitet
Aichach Die letzten Strohballen werden gestern Abend noch kurz vor der Eröffnung der Mittelalterlichen Markttage in Aichachs Innenstadt verteilt. Dann ist es so weit. Mit viel Getrommel und Fanfarenklängen starten die Markttage. „Ein gar mächtig und feines Fest“, preist Marktmeisterin Martina Baur die kommenden drei Tage an. Pfalzgraf Klaus (Bürgermeister Klaus Habermann) kann hohen Besuch begrüßen: Der Wittelsbacher Herzog Ludwig im Barte (Alois Schmid) zieht hoch zu Ross mit seiner Gefolgschaft ein. Für die Eröffnung hat der Pfalzgraf eine besondere Ehrung vorbereitet.
Die Frauen tragen lange Gewänder und Kopfschmuck, die Männer Wams. Handy und Smartphone sind für die kommenden drei Tage verpönt. Das „Spielzeug des Teufels“solle man steckenlassen, wünscht sich der Pfalzgraf. Den Händlern vergönnt er, dass sie gute Geschäfte machen und nach drei Tagen mit vielen Silberlingen heimfahren können. Nicht ohne Hintergedanken: „In drei Jahren sollen sie ja gerne wiederkommen.“
Viel Handgeklapper gibt es für die „Mannen vom Bauhof“. Pfalzgraf Klaus lobt sie, weil sie „beim Aufbau fast Übermenschliches geleistet haben“. Schon die ganze Woche sind die Bauhof-Mannen damit beschäftigt, die Innenstadt für die Mittelalterlichen Markttage vorzubereiten. Der Pfalzgraf ist der Ansicht: „Das Handgeklapper haben sie sich verdient.“
Bei der Vereidigung der Stadtwachen und der beiden Nachtwächter (Franz Gutmann und Bernhard Rössner) erfahren die Zuschauer auch, was zu deren Aufgaben gehört. Die Nachtwächter zum Beispiel müssen die Stunden ansagen und auf brandigen Geruch achten. „Vollsoffene Personen“können von den Stadtwachen einer „peinlichen Befragung“unterzogen werden. Und wer zu unflätig ist, muss damit rechnen, von den Wachen an den Pranger gestellt zu werden.
„Die hauen heuer ganz schön auf den Putz“, staunt eine Besucherin, als der Herzog hoch zu Ross in die Stadt einzieht. Er werde der Stadt Ansehen und Wohlstand bringen, ist Pfalzgraf Klaus überzeugt. Als Freund und Beichtvater von Ludwig im Barte begrüßt der Deutschordensmann Johannes Halbritter (Stadtpfarrer Herbert Gugler) den Herzog. Der hat große Pläne. Er will die Stadtmauer ausbauen und einen Schutzbund gründen. Das jedenfalls will er dem Volk in einem Dialog mit Pfalzgraf und Marktmeisterin verkünden. In der Aufregung verliert der Darsteller des Herzogs aber den roten Faden und hat einen Hänger. „Ich bin von der Rolle“, meint er kopfschüttelnd, weil er einfach nicht mehr so richtig in seinen Text reinkommt.
Pfalzgraf Klaus verspricht dem Herzog trotzdem, ihn bei seinen Plänen zu unterstützen. Auch wenn das Stadtsäckel nicht so gut gefüllt sei. Deshalb hofft der Pfalzgraf, dass die Stadtwachen, die von den Besuchern den Pflastersold kassieren, „möglichst viele Silberlinge eintreiben“werden. Auch, damit die Marktmeisterin, wenn sie nach drei Tagen Rechenschaft abgibt, nicht am Pranger stehen muss.
Für Martina Baur sind die achten Mittelalterlichen Markttage die ersten, die sie organisiert. Unterstützt wird sie dabei im Hintergrund von Marianne Breitsameter, die als „Marianne von Stockensave“das Fest schon sieben Mal organisierte. Als Anerkennung ernennt Pfalzgraf Klaus sie dafür zur Ehrenmarktmeisterin und überreicht ihr eine Ehrenkette.