Ritter, Trommler, Schmiede und Nachtwächter bevölkern Aichach
Auch dunkle Regenwolken können die ersten Festbesucher nicht vertreiben. Sie tummeln sich, ob gewandet oder nicht, schon früh in der Innenstadt
Aichach Das Fest ist noch gar nicht eröffnet, da geht es am Handkurbelkarussell auf dem Oberen Stadtplatz schon buchstäblich rund. Elsa und Rosa Wonnenberg lachen vergnügt und winken jedes Mal, wenn sie an Mama Tini Wonnenberg vorbeikommen. Die Handballer des TSV Aichach schieben kräftig an – so schnell, dass es einer Mama, die mit ihrer Tochter mitfährt, glatt schwindlig wird. Vier Stunden dauert eine Schicht für die Anschieber. Jetzt gerade sind die Männer dran, aber auch die Mädels kommen noch an die Reihe. „Das ist eine zusätzliche Trainingseinheit“, sagt Tini Wonnenberg, selbst erfolgreiche Handballerin, lachend. „Zu viert geht’s schon. Aber abends, wenn mehr Erwachsene drauf sitzen, wird’s schwerer.“
Unterdessen tragen Andrea Ettner, Elena Ettner und Katrin Trauner vom Mauerbacher Frauenbund kistenweise Blumenkränze zu ihrem Stand an der Bauerntanzgasse. Tagelang haben sie sie gebunden. Wie viele es sind, wissen sie nicht mehr. Irgendwann haben sie zu zählen aufgehört. Am Baderstand nahe dem Oberen Tor wartet die Familie Friedl auf Gäste. Thomas Friedl scherzt: „Die Leute sind dreckig, die brauchen unbedingt waschen.“Seit den ersten Markttagen betreibt die Familie ihren Baderstand. Dort werden Besucher auch buchstäblich in den Schwitzkasten genommen. Angesichts der drohenden Regenwolken womöglich sogar eine verlockende Aussicht. Schräg gegenüber legt sich Hans Failer ins Zeug. Der Rechenmacher hobelt energisch einen Holzstiel glatt.
Am Tandlmarkt stauen sich die Fußgänger. Ritter und Bogenschüt- zen warten auf ihren Einsatz auf der Bühne. Die Kaiser-MaximilianTrommler aus Kaufbeuren trommeln sich den Weg frei. Laut geht es auch am Stand von Franz Schmid aus Brenntenholz (Gerolsbach, Kreis Pfaffenhofen) zu. Bisher war er bei den Markttagen immer bei den Schiltberger Hofbergrittern dabei. Dieses Mal führt er das Schmiedehandwerk vor und haut gerade kräftig auf einen glühenden Nagel ein. Dass er ausgerechnet Schmid mit Nachnamen heißt, ist kein Zufall. „Alle meine Vorfahren waren Schmiede“, erzählt er. Sein Großvater habe sechs Brüder gehabt – „alles Schmiede“, sagt er.
Ein Stückchen weiter ziehen die Riddari León lautstark trommelnd durch die Bauerntanzgasse. Ein Hund am Wegrand macht große Augen und schaut nicht gerade so, als ob er dem Spektakel viel abgewinnen könnte. Anders die Schaulustigen. Sie kommen der Aufforderung zum „Jubel!“gerne nach und fotografieren eifrig. Immer wieder gehen die Blicke zum Himmel. Der Regen hat eingesetzt. An der Steubstraße und am Schlossplatz ist es noch ruhig. Ein dunkel gekleideter Nachtwächter, der schon mal vorzeitig nach dem Rechten sieht, schleckt an einem Eis in der Waffel.
Auch am Stadtmuseum wird gespeist. Hier haben gleich mehrere Vereine ihr Lager aufgeschlagen. Darunter de frommen Rotten aus Schrobenhausen: Sie sitzen an einem großen Holztisch beisammen und machen Brotzeit. Brot und Griebenschmalz, Wurst und Essiggurken werden hin- und hergereicht. 16 Erwachsene und zwei Kinder zählt die Truppe. Seit den ersten Mittelalterlichen Markttagen sind die Schrobenhausener in Aichach dabei. Waltraud Holzmayr sagt: „Die Stimmung ist immer gut. Das Wetter ist immer gut.“Die paar Regentropfen, die bisher an diesem Abend fielen, ändern nichts an ihrer Freude, wieder hier zu sein.