Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sind keine Selbstbedienungsläden!
Sehr geehrte Mitglieder des Europäischen Parlaments,
die Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland erreichen nahezu die gesamte Bevölkerung über 14 Jahren – gedruckt und digital, rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche. Hinter dieser Leistung stehen hochspezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie erhebliche Investitionen der Verlage. Gerade in einem Internet der Meinungen und Behauptungen sind unabhängige digitale Presseangebote wichtiger denn je. Sie wirken populistischen Strömungen entgegen und verteidigen damit die Demokratie gegenüber allen Anfeindungen. Professioneller Journalismus aus Verlagshäusern ist hierfür unverzichtbar. Die Digitalisierung hat die Arbeit in den Redaktionen enorm beschleunigt. Es gilt, schnell, umfassend und in einer journalistischen Top-Qualität zu berichten. Genau diese Qualität wird von kommerziellen Suchmaschinen und anderen digitalen Plattformen ausgebeutet. Fotos, Grafiken oder Teile von Presseartikeln werden kopiert und auf eigene Rechnung vermarktet, ohne den Verlagen auch nur einen Cent zu zahlen. Gegen diese Ausbeutung der verlegerischen und journalistischen Arbeit können sich die Zeitungsund Zeitschriftenverlage in ganz Europa kaum wehren. Denn: Die Presseverleger haben bis heute – anders als Rundfunkanbieter, Film- und Musikproduzenten – auf europäischer Ebene keine eigenen Rechte an ihren Produkten. Unglaublich, aber leider wahr. Diese Lücke muss jetzt nach zwei Jahren der politischen Diskussion endlich geschlossen werden! Am 12. September stimmen die Mitglieder des Europäischen Parlaments über die Reform des Urheberrechts ab. „Es ist eine Frage von Leben und Tod“, schrieb vor wenigen Tagen der Reporter der Agence France Presse AFP, Sammy Ketz, in einem offenen Brief an die EU-Parlamentarier. Zahlreiche Journalisten aus über 20 Ländern haben den Brief unterzeichnet und damit das Parlament aufgefordert, das Verlegerrecht zu stärken. Wir appellieren gemeinsam an die Mitglieder des Europäischen Parlaments: Geben Sie dem Qualitätsjournalismus im Internet eine Chance!
Sagen Sie Ja zum europäischen Verlegerrecht!