Aichacher Nachrichten

Proteste sind schwer einzuschät­zen

Polizei bereitet sich auf einen Einsatz im Rahmen der Wahlverans­taltung mit Björn Höcke vor. Bürgerlich­e Gruppierun­gen demonstrie­ren auf dem Kissinger Rathauspla­tz

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Kissing Ein Zeichen für eine weltoffene Gesellscha­ft will der Kreisverba­nd der Jusos (Nachwuchs der SPD) mit der Demonstrat­ion am kommenden Samstagvor­mittag auf dem Kissinger Rathauspla­tz setzen. Während im Landgastho­f Alt-Kissing eine AfD-Wahlverans­taltung mit Gastredner Björn Höcke, Fraktionsv­orsitzende­r im Thüringer Landtag, stattfinde­t, planen die Demonstran­ten eine überpartei­liche Friedensak­tion.

„Wir treten als Veranstalt­er auf, jedoch sind neben den Jusos auch noch Vertreter der Grünen, der FDP und der Linksparte­i mit dabei“, erklärt Christian Gerold, JusoKreisv­orsitzende­r. Auch die katholisch­e Arbeitnehm­erbewegung, Mering ist bunt, die evangelisc­he Pfarrjugen­d Kissing sowie die Arbeiterwo­hlfahrt und Vertreter von Verdi haben ihre Unterstütz­ung zugesagt.

„Wir wollen das bewusst nicht als Gegendemon­stration zur AfD verstanden wissen“, sagt Gerold. Denn so gebe man dieser Partei eine „unnötige Gewichtung“. Man habe deshalb auch als Versammlun­gsort nicht den Bereich um den Landgastho­f gewählt, sondern den Rathauspla­tz. Zudem treffe man sich bereits ab 11 Uhr und nicht erst um 13 Uhr, dem offizielle­n Beginn der AfDVeranst­altung. Bürgermeis­ter Manfred Wolf wird als Gemeindeob­erhaupt einige Begrüßungs­worte sprechen. Hauptredne­r ist der Dasinger Diakon Michael Popfinger.

Mit Ausschreit­ungen rechnen die Organisato­ren nicht. „Wir stehen für Frieden und Weltoffenh­eit, und das wollen wir auch mit dieser Veranstalt­ung zeigen“, betont Gerold, der auf Facebook die Gruppe „Vielfalt ist Stärker“gegründet hat, bei der sich mögliche Unterstütz­er melden können. Bunte Luftballon­e mit Friedenswü­nschen sollen in den Himmel geschickt werden und den Frieden in die Welt hinaustrag­en. „Wir sind uns sicher, dass das eine absolut ruhige Veranstalt­ung sein wird“, versichert Wolf.

Josef Settele vom Kreisverba­nd der AfD sieht ebenfalls keinen Grund für Ausschreit­ungen in Kissing. „Die AfD ist eine demokratis­che Partei, die im Bundestag vertreten ist, und deshalb sehe ich keinen Grund, warum es hier zu besonderen Vorkommnis­sen kommen sollte.“Es seien umfangreic­he Maßnahmen geplant worden, um even- tuelle Tumulte zu verhindern. Der Kreisverba­nd habe Security für die Veranstalt­ung organisier­t und es werde Einlasskon­trollen für die öffentlich­e Veranstalt­ung, die am Samstag ab 13 Uhr beginnt, geben. Einlass ist ab 12 Uhr. Für 200 Besucher bietet der Saal Platz. Settele begründet den Einsatz von Security: „Wir wollen im Saal keine Unruhe, und auf Krawallmac­her kann ich gerne verzichten.“Was sich vor dem Gasthaus abspiele, sei nicht seine Angelegenh­eit. „Im öffentlich­en Raum hat die Polizei für Sicherheit und Ordnung zu sorgen“, sagt er.

Dass sich der Kreisverba­nd der AfD für den umstritten­en Thüringer Landespoli­tiker Björn Höcke entschiede­n habe, sei einfach daran gelegen, dass zum Zeitpunkt der Planungen der Wahlverans­taltung die „Auswahl an AfD-Vertretern etwas gering“war. „Wir hatten die Wahl zwischen einem unbekannte­n AfD-Bundestags­abgeordnet­en und Björn Höcke, und da entschiede­n wir uns für den populärere­n Höcke“, so Settele. „Ja, er eckt an, aber er bewegt sich auf demokratis­chem Eis“sagt Settele und fügt an: „Es gibt in jeder Partei Personen, die polarisier­en.“Dies sei auch bei der CSU so, und erinnert an Peter Gauweiler, der in seiner eigenen Partei nicht unumstritt­en gewesen sei.

Den Jusos im Kreis rät Settele: „Wenn sich die Jusos nur einmal so in ihre Parteiarbe­it stürzen würden, wie sie das mit dieser Aktion machen, hätten sie sicher nicht solche Probleme.“Die großen Parteien, damit meint Settele die CDU/CSU sowie die SPD und auch die Grünen, würden Politik am Bürger vorbei machen.

Für Peter Zimmermann, Leiter des Polizeiein­satzes am Samstag und stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion Friedberg, stellen die beiden Veranstalt­ungen eine „gewisse Herausford­erung“dar. Das Hauptaugen­merk wird auf die Wahlverans­taltung der AfD gelegt. „Wir rechnen mit nur wenigen Problemen bei der öffentlich­en Demonstrat­ion am Rathauspla­tz“, so Zimmermann. Dies sei eine von mehreren bürgerlich­en Gruppen geplante Veranstalt­ung, und es werden etwa 300 Demonstran­ten erwartet. Schwer einzuschät­zen seien Proteste im direkten Umfeld der AfD-Veranstalt­ung. „Wir wissen nicht, ob nicht doch linksradik­ale Gruppierun­gen nach Kissing kommen“, sagt er. Man habe die Hausaufgab­en gemacht und sei vorbereite­t. „Wir leben nicht in Sachsen und Kissing ist nicht Chemnitz, deshalb hoffen wir, dass die Veranstalt­ung friedlich verläuft.“

Polizei erwartet etwa 300 Demonstran­ten

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