Aichacher Nachrichten

Musik, die ins Ohr und Herz geht

Die Echoes of Swing halten seit 20 Jahren die Fahne des traditione­llen Jazz hoch. Ihre Stücke bieten Freiraum für Improvisat­ionen und versprühen gute Laune. Etwas fehlt aber

- VON UDO SCHNAFT

Die Sommerpaus­e ist vorbei, an etwa fünf bis sechs Terminen pro Monat finden im Jazzclub in der Philippine­Welser-Straße also wieder Konzerte statt. Deshalb kann sich der Augsburger Jazzfan noch vor Weihnachte­n auf echte Klassiker wie Tony Lakatos oder Matthias Bublath, auf Vertreter der neuen Generation Jazz mit Einflüssen aus der Popularmus­ik wie Dr. Syros oder Tobias Hoffmann und auf lokale Größen wie Ersin Erkan und sein Anatolian Project freuen.

Den Auftakt des Programms machte am Donnerstag ein echter Top-Act. Bei der Formation „Echoes of Swing“kamen vor allem die Fans des traditione­llen Jazz auf ihre Kosten. Die vielfach ausge- zeichnete Gruppe um den Saxofonist­en Chris Hopkins ist derzeit auf zwanzigjäh­riger Jubiläumst­our, was in der heutigen Zeit ein echtes Statement ist.

Echoes of Swing bewegen sich stilistisc­h im weiten musikalisc­hen Feld zwischen Ragtime und Bebop, also einem Bereich des Jazz, der von modernen Bands heutzutage bedauerlic­herweise zu häufig lediglich als historisch­e Basis des Jazz abgestempe­lt wird. Dabei bietet dieses Genre – nennen wir es leger Old-Time-Jazz – sehr viele Möglichkei­ten des Entertainm­ents. Die Musik geht schnell ins Ohr, bietet trotzdem viele Freiräume für Improvisat­ion, versprüht gute Laune und spielt sich wie bei dieser Combo nicht nur mithilfe stimmungsv­oller Moderation leicht in die Herzen der Zuhörer.

Eine weitere Besonderhe­it der Band: Sie kommt ohne Bassinstru­ment aus. Pianist Bernd Lhotzky ist deshalb umso mehr mit der linken Hand gefordert, meistert diese Herausford­erung jedoch bravurös. Hut ab vor diesem technische­n Können, zeitgleich begleitend und solierend über die Form zu jagen. Dennoch: Der warme Ton eines Kontrabass­es fehlt gelegentli­ch. Vor allem Schlagzeug­er Oliver Meves wirkte – obwohl beeindruck­end stilecht minimalisi­ert spielend – zuweilen etwas allein gelassen. Auch wenn der perkussive, hämmernde Klang der tiefen Oktaven des Klaviers den Vintage-Sound des Quartetts unterstütz­t, hätte man die wunderschö­ne Ballade „Everything happens to me“vielleicht lieber im Duett SaxofonPia­no genossen, oder dann doch bei den vielfach raffiniert ausgewählt­en Swing Nummern, wie Duke Ellingtons „On a turquoise cloud“oder Sidney Bechets „Southern Sunset“einen Kontrabass gewünscht.

Erfrischen­d lebendig zeigten sich dafür die Soli von Trompeter Colin Dawson und seine ebenso charmanten Ansagen wie seine Auswahl an akustische­n Effekten und Dämpfern. Vor allem aber das Zusammensp­iel der beiden Bläser beeindruck­te zutiefst. Hier hörte man die zwanzig Jahre Banderfahr­ung deutlich! Die schön gesetzten und detaillier­t durchdacht­en Mehrstimmi­gkeiten der Themen – mal mit, mal ohne Zutun des Pianos, mal eng gesetzt, mal im kompletten Verzicht der klassische­n Terzschich­tung – bei all der Reduzierun­g der Instrument­e unterm Strich ein gelungenes Konzept, dem der Erfolg definitiv recht gibt. Auf dass die Gruppe noch weitere 20 Jahre die Fahne hochhält!

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Beeindruck­end im Zusammensp­iel waren beim Auftritt im Jazzclub Trompeter Colin Dawson (links) und Saxofonist Chris Hopkins.
Foto: Michael Hochgemuth Beeindruck­end im Zusammensp­iel waren beim Auftritt im Jazzclub Trompeter Colin Dawson (links) und Saxofonist Chris Hopkins.

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