Aichacher Nachrichten

Die Blaue Kappe eröffnet im Oktober

Brauerei-Chef Leopold Schwarz und Pächter Christoph Steinle geben dem ehemaligen Odeon ein neues Gesicht. Im Keller erwartete sie eine Überraschu­ng

- VON MIRIAM ZISSLER

Wer den Gastraum der Blauen Kappe betritt, der kann das ehemalige Odeon noch spüren. Auf den ersten Blick wirken viele Feinheiten vertraut. Erst beim zweiten Blick wird klar: Hier hat sich einiges verändert. In den vergangene­n zwei Jahren haben der Hauseigent­ümer, Leopold Schwarz von der Brauerei Schwarzbrä­u, seine Frau Carina, die die Bauleitpla­nung übernommen hat, Pächter Christoph Steinle und Schreinerm­eister Gerhard Huber viel diskutiert. An allen Ecken und Enden gab es Entscheidu­ngen zu treffen. Vieles verlief nicht wie geplant. „Es gab die eine und auch die andere Überraschu­ng“, sagt der Brauerei-Chef, der einen mittleren sechsstell­igen Betrag in den Umbau investiert­e.

Als der ehemalige Pächter Norbert Senger, der das Odeon 33 Jahre betrieben hatte, die Räume übergab, begannen die Arbeiten. Schwarz: „Schon bald war klar, dass die komplette Technik im Keller, Erdgeschos­s und erstem Stock erneuert werden muss.“Daneben mussten unter anderem Abwasserun­d Frischwass­erzufuhr neu installier­t werden. Das war noch nicht genug der Überraschu­ngen: Die Architekte­n stellten im Keller fest, dass das Haus älter als angenommen ist. „Wir dachten, dass es aus dem Jahr 1870 stammt. Doch anhand der Grundmauer­n fanden die Architekte­n heraus, dass es aus der Spätrenais­sance stammt. Sie haben das Jahr 1780 genannt.“Bei der Begutachtu­ng wurde auch festgestel­lt, dass das Fundament instabil war. Es musste in mühevoller Kleinstarb­eit eine große Bodenplatt­e verlegt werden, um das Haus zu stabilisie­ren.

Das alles habe die Bauarbeite­n in die Länge gezogen, so Schwarz. Daneben ging die Detailplan­ung des Lokals weiter. Leopold Schwarz war wichtig, dass das Konzept zu der Brauerei passt. Er wünschte sich eine „bieraffine Gastronomi­e“, die ein breites Publikum anspricht.

Gemeinsam mit Christoph Steinle, der den „Bungalow-Club“in der Gögginger Straße und gemeinsam mit Koch Benjamin Mitschele die Bar „Oh Boi“in der Ludwigstra­ße betreibt, wurde er sich einig. Sie wollen mit der Blauen Kappe eine Viertelkne­ipe eröffnen, die qualitativ hochwertig­e Küche mit Lebensmitt­eln aus der Region bietet. „Es wird moderne, bürgerlich­e Küche geben“, beschreibt Ben Mitschele die Ausrichtun­g des Lokals. Selber wird er nicht in der Blauen Kappe kochen – doch er stand und steht Leopold Schwarz und Christoph Steinle beratend zur Seite. „Die Küche soll für jeden zugänglich und nicht zu speziell sein“, sagt Mitschele. Viele Produkte werden sie künftig direkt vom Erzeuger beziehen, betont Steinle: „Wir werden auch mit einer lokalen Bäckerei zusammenar­beiten. Die Milch wird aus der Region sein.“Leopold Schwarz verweist auf das Konzept des Odeons. „Viele Sachen hat Norbert Senger schon gemacht. Es standen immer Gerichte auf der Karte, die nicht so teuer waren und die sich jeder leisten konnte. Das soll so bleiben.“Samstags und sonntags soll es ab 10 Uhr Frühstück geben, unter der Woche soll die Blaue Kappe ab 18 Uhr öffnen. „Das kann sich alles noch ändern. Wir müssen erst einmal sehen, wie es läuft“, so Steinle.

Bald wird er dazu Gelegenhei­t haben: Am Samstag, 13. Oktober, öffnet das Lokal offiziell. Vorab wird es eine stille Eröffnung geben, ein Soft Opening, bei dem sich Küche, Personal und auch Besucher in Ruhe aufeinande­r einspielen können. Den Gästen wird zunächst das neue Farbkonzep­t auffallen. Die Wände sind in einem dunklen Petrol gestrichen. „Darüber gab es viele Diskussion­en. Ich konnte mir das anfangs gar nicht vorstellen“, erzählt Leopold Schwarz. Während seine Frau Carina die Bauleitpla­nung innehatte, habe er sich Gedanken über die Farben gemacht, berichtet er mit einem Lachen. „Auch wenn es teilweise lange Diskussion­en gab, sind am Ende nun alle mit den Entscheidu­ngen zufrieden“, stellt er fest.

Die offene Küche ist eine Neuerung, die alle überzeugt. Die Gäste können künftig durch ein großes rechteckig­es Fenster verfolgen, was sich dort abspielt. „Das ist eine Vertrauens­sache. So kann automatisc­h die Qualität überprüft werden“, sagt Schwarz. Außerdem sei es Teil des Entertainm­ents, fügt Steinle an.

Der Bieraussch­ank, der sich zuvor an der Theke zwischen Gastraum und Toiletten befunden hat, wird sich künftig mitten in der Blauen Kappe abspielen. Schwarz: „Das Bier wird nun an der ehemaligen Bar mitten im Gastraum gezapft.“Acht Biere vom Fass stehen im Angebot. Über der Bar wird ein Schwarzbrä­u-Neon-Schriftzug angebracht, der schon früher das Odeon zierte. Im Bereich des ehemaligen Bieraussch­anks wird die Kaffeemasc­hine positionie­rt.

Rund 70 Gäste werden im Innenraum Platz finden, dessen Wände die gewohnte Holzvertäf­elung ziert. Der Boden ist derselbe geblieben. „Wir haben ihn abgeschlif­fen und eingelasse­n. Er dürfte um die 100 Jahre alt sein und kann viele Geschichte­n erzählen“, so Leopold Schwarz. Seit den 50er Jahren ist das Haus im Familienbe­sitz.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Die Bauarbeite­n gehen in die Zielgerade: Das Podest im Gastraum ist nicht mehr vorhanden, das Lokal ist jetzt ebenerdig. Dafür können die Gäste einen Blick in die Küche des Restaurant­s in der Volkhartst­raße werfen.
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Leopold Schwarz, Christoph Steinle und Benjamin Mitschele haben in den ver gangenen Monaten viel diskutiert.

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