Die Hochzoller treibt eine große Sorge um
Sie hat nicht direkt mit der Landtagswahl zu tun. Für die große Politik gibt es aber auch Empfehlungen
Es ist der Abschlusstag unserer AZAktion, bei der die Lokalredaktion von Bürgerinnen und Bürgern wissen wollte, welche Themen vor der Landtagswahl die Menschen bewegen. Es ging am Freitag auf den Zwölf-Apostel-Platz in Hochzoll, an dem ab mittags der Wochenmarkt stattfindet. Kaum steht unser Stand um 12 Uhr, sind die ersten Hochzoller da. Christl Christof gehört dazu. Ihr geht es nicht um die Landtagswahl. Sie hat ein Problem, das sich vor der eigenen Haustüre abspielt: „In Hochzoll-Süd fehlt ein Supermarkt.“Das ist vor allem für die älteren Personen ein sehr großes Problem. Der für den Zwölf-ApostelPlatz versprochene Supermarkt lasse seit zwei Jahren auf sich warten, sagt sie: „Und jetzt macht dann auch noch der Rewe in der Hochzoller Straße zu.“Dass die Hochzoller einen Supermarkt in ihrem Viertel vermissen, wird nicht nur einmal geäußert. „Da wird der ZwölfApostel-Platz für Millionen umgebaut, und dann kommt der Markt noch immer nicht. Das ist doch ein Witz“, schimpft ein Hochzoller.
Brigitte Zobel spricht über die Wahl. Wen sie wählen werde, weiß sie, bleibe aber ihr Geheimnis. „Ich bin gespannt, wie es ausgeht.“Eines müsse sie aber auch mal loswerden: „Ich mache mir wegen der Flüchtlinge keine Sorge. Das sind Menschen wie wir.“Gernot Gruber brennt das Thema Integration von Migranten auf den Nägeln. Der Augsburger besitzt seit 32 Jahren einen Schrebergarten in der Anlage im Hochfeld. Früher habe es noch gemeinsame Gartenfeste gegeben, man unterhielt sich mit den Nachbarn über die Zäune hinweg, erzählt er. Heute sei alles anders. „In den Schrebergärten sind fast nur noch Russlanddeutsche und Türken, die wollen nur unter sich bleiben. Ein Gespräch kommt da gar nicht mehr zustande.“Für den 77-Jährigen ist das ein Beispiel misslungener Integration. „Bei der Integration fehlt es hinten und vorne.“Gruber wünscht sich von der Politik, den Zuzug an Ausländern zu begrenzen. An den Landtagswahlen jedenfalls werde er seine Kreuzchen setzen. „Wählen ist für mich Bürgerpflicht. Aber ich werde keine rechtsradikale Partei wählen“, betont er.
Eva Weckerle weiß, dass das Thema Flüchtlinge viele Menschen bewegt. Dennoch sieht sie in der Diskussion ein Problem. „Die Art der Debatte verursacht bei einfacher gestrickten Menschen, ohne das böse zu meinen, Ängste. Ich finde, die Politik kocht es insgesamt zu hoch.“Dabei gebe es andere wichtige Themen, die hinten runter fallen würden. „Flächenfraß, Lohngleichheit bei Männern und Frauen, Plastikmüll in den Meeren oder die Massentierhaltung und die damit verbundene Nitratbelastung der Böden und des Grundwassers“, zählt die 51-Jährige auf. Zudem beschäftige sie der Umstand, dass viele Schulklassen zu groß seien. „Wir bräuchten auch mehr Psychologen und Sozialarbeiter an den Schulen, um präventiv mit Kindern zu arbeiten.“Justin-Danny Mrosek ist in der Mittagspause an den AZ-Stand gekommen. Ihm geht es um ein Thema aus dem sozialen Bereich: „Es kann doch nicht sein, dass es für Erzieher, Kinderpfleger oder Sozialassistenten keine Ausbildungsvergütung gibt.“
Tags zuvor im Univiertel ist es eine Direktkandidatin, die den Mitarbeitern der Lokalredaktion an der Haltestelle der Universität Augsburg einen Besuch abstattet: Margarete Heinrich (SPD) kommt von einem Wahlkampftermin in ihrem Wahlkreis. Sie hat sich mit Senioren im Univiertel getroffen. „Sie haben mir von den Themen berichtet, die ihnen auf den Nägeln brennen. Es ging um Rente, bezahlbare Wohnungen, Pflegenotstand, Altersarmut und die Angst was wird, wenn man selber krank wird“, berichtet sie. Zwei bis drei Termine habe sie derzeit täglich. „Ich habe acht Monate durchgearbeitet und nun meinen kompletten Jahresurlaub genommen. So habe ich den Kopf dafür frei“, sagt sie und muss schon wieder weiter. Ein Student meldet sich später zu Wort. „Von der Politik gibt es nur Reaktionäres, keine Visionen“, sagt er und springt in die Straßenbahn.