Für eine Handvoll Euro
Millionen Deutsche haben nur Niedriglohn
Wiesbaden Trotz annähernder Vollbeschäftigung in vielen Regionen läuft auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht alles rund. Belege dafür hat am Montag das Statistische Bundesamt in einer Datensammlung zur „Qualität der Arbeit“zusammengefasst. Sie zeigt, dass immer mehr Beschäftigte auch am Wochenende arbeiten und vor allem Führungskräfte überlange Arbeitszeiten haben. Zudem zeigt die Statistik einen großen Niedriglohnsektor.
Nach einer ebenfalls am Montag vorgestellten, von der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie leben 12,3 Prozent der Erwerbstätigen dauerhaft in prekären Umständen. Rund vier Millionen Menschen fänden sich über mehrere Jahre in perspektivlosen Jobs mit geringem Einkommen und mangelnder sozialer Absicherung. Größte Teilgruppe seien Frauen im Haupterwerbsalter, die meistens Kinder hätten.
Das Forscherteam um Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin und Markus Promberger von der Uni Erlangen-Nürnberg macht die unsichere Situation der Menschen nicht nur am Arbeitsverhältnis fest, sondern fragte auch nach Armut, Überschuldung oder Wohnverhältnissen. Die DatenGrundlage
Frauen bekommen häufiger Niedriglöhne
stammt aus den Jahren 1993 bis 2012. Der Mindestlohn sei für die Betroffenen eminent wichtig, könne aber die Probleme nicht allein lösen, erklären die Forscher. Sie sprachen sich für weitere Umverteilung und strengere Arbeitsmarktregeln etwa zu Befristungen, Leiharbeit und Werkverträgen aus.
Das Statistische Bundesamt beziffert die Niedriglohnquote für das Jahr 2014 auf 21,4 Prozent der Beschäftigten. Sie verdienten weniger als zehn Euro in der Stunde. Frauen mussten sich häufiger (Quote: 27,2 Prozent) mit niedrigen Löhnen zufriedengeben als Männer (15,8 Prozent). Sie arbeiten zudem häufiger in gering bezahlten Dienstleistungsberufen und sind in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt.
Positive Aspekte des deutschen Arbeitsmarktes sind bei den Sozialversicherungen zu finden: So waren 2017 nahezu alle Beschäftigten krankenversichert, knapp 89 Prozent hätten Anspruch auf Arbeitslosengeld I.