Heraus aus dem Schattendasein
Bürgermeister Bernd Müller aus Bobingen im Nachbarlandkreis Augsburg ist SPD-Direktkandidat im Stimmkreis Aichach-Friedberg. Welche Akzente er setzen will / Serie (5)
Aichach Friedberg Der Meringer Bürgermeister Hans-Dieter Kandler tritt als Direktkandidat im Landkreis Augsburg an, sein Bobinger Kollege Bernd Müller bewirbt sich dagegen im Wittelsbacher Land um einen Sitz. Auf diese Weise wollen die Sozialdemokraten möglichst viele Erst- und Zweitstimmen bei der Bezirkstagswahl am 15. Oktober holen, wo sie derzeit noch mit vier von 27 Mandaten die zweitstärkste Fraktion stellen.
Warum wollen Sie Bezirksrat werden? Bernd Müller: Ich kandidiere für den Bezirkstag weil ich die „dritte kommunale Ebene“stärken möchte. Leider führt der Bezirk Schwaben mit seinen wichtigen sozialen und kulturellen Aufgabenstellungen seit Jahren ein Schattendasein im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit, in welchem die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen nach wie vor nicht ausreichend verankert sind. Dabei darf man sich nicht täuschen: Jede und jeder von uns kann im Laufe seines Lebens angewiesen sein, Hilfe in neurologischer oder psychiatrischer Hinsicht in Anspruch zu nehmen. Nicht zuletzt die Herausforderungen einer stets älter werdenden Gesellschaft mit den zunehmenden gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern erfordert die Gewährleistung ausreichend heimatnaher Versorgung in unserem Lebensraum.
Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe? Müller: Durch meine über 22-jährige, verantwortliche Tätigkeit als Erster Bürgermeister bin ich sicherlich in allen kommunalen Fragestellungen erfahren, insbesondere erachte ich meine Kompetenz in Krankenhausfragen für eine Arbeit im Bezirkstag als außerordentlich hilfreich. Seit 1996 bin ich ununterbrochen in meiner Eigenschaft als Bürgermeister und Verwaltungsrat mit der erfolgreichen Sicherstellung der stationären Krankenversorgung befasst, sowohl in Bobingen/ Schwabmünchen und als Kreisrat auch im Klinikum Augsburg (demnächst Uniklinik), ferner bin ich über den Bayerischen Städtetag in den Krankenhausplanungsausschuss des Freistaates Bayern entsandt.
Welches politische Projekt für den Landkreis würden Sie als erstes im Bezirkstag anpacken?
Müller: Ich bin es gewohnt, über den Tellerrand meiner eigenen Stadt zu wirken. Meine Kandidatur als Direktkandidat für den Landkreis Aichach-Friedberg sehe ich daher gemeinsam mit meinem Kollegen Kandler aus Mering, der im Landkreis Augsburg antritt, als starkes Zeichen, gemeinsam wechselseitig für unseren regionalen Lebensraum in Mittelschwaben Entscheidendes zu bewegen, beispielsweise ein stär- keres Engagements des Bezirks bei Angeboten für Menschen mit psychischer Erkrankung. In erster Linie wäre hier im Wittelsbacher Land eine psychiatrische Institutsambulanz – also eine ambulante Außenstelle eines der bezirkseigenen Krankenhäuser – an einer unseren Paarkliniken einzurichten, um Patienten aus dem Landkreis AichachFriedberg zu helfen, bei denen die Behandlung durch den niedergelassenen Arzt nicht ausreicht und möglichst einen mehrwöchigen Aufenthalt im Bezirkskrankenhaus zu ersparen. Fernziel ist eine psychiatrische Tagesklinik im Landkreis. Ein weiterer Punkt, der unbedingt angegangen werden muss, ist die oft dramatisch lange Wartezeit bei Psychiatern und Psychotherapeuten im Wittelsbacher Land. Auch wenn der Bezirk nicht unmittelbar im niedergelassenen Bereich tätig werden kann, ist er das politische Sprachrohr Nummer eins, um Verbesserungen bei der sogenannten „großen Politik“anzumahnen. Ferner wird sich nach meiner Einschätzung die Situation der Pflege durch fehlendes Fachpersonal auch bei uns in Schwaben weiter verschärfen. Dies in allen Bereichen, also sowohl im Krankenhaussektor, den Alten-und Pflegeheimen, sowie bei den ambulanten Diensten.
Was wollen Sie in den nächsten fünf Jahren im Bezirkstag für das Wittelsbacher Land erreichen?
Müller: Die Aufwertung des Pflegeberufs ist eines meiner Hauptanliegen. Umso dringlicher erscheint mir das starke Auftreten aller kommunalen Akteure, also aller Bezirks-und Kreisräte der Region gemeinsam mit den Landräten und Bürgermeistern. Ansätze für die Errichtung von Pflegeschulen sind da sicher der richtige Weg.
Welche Überschrift möchten Sie am Montag nach der Wahl nicht in der Zeitung lesen?
Müller: Nicht lesen möchte ich am Tag nach der Bezirkstagswahl, dass diejenigen, die sich als „Alternative“bezeichnen, auch in unserem schönen Schwaben erfolgreich wurden.