Alle suchen nach Mabon
Beim Mabonfest auf Schloss Pichl bevölkern Geister und Kräuterhexen, Zwerge und Zauberer den Wald. Große und kleine Besucher feiern mit ihnen die Tagundnachtgleiche – bei keltischer Musik und viel Sehenswertem
Aindling Pichl Die Naturgeister haben am Wochenende wieder einmal rund um Schloss Pichl bei Aindling regiert. Viele Liebhaber der germanischen Kultur, aber auch zahlreiche Neugierige erlebten von Freitagabend bis Sonntag ein Erntedankfest der besonderen Art.
Kaum ging man durch das Tor aufs Festgelände, spürte man förmlich, dass man nun die „Anderswelt“betreten hat. Seltsame Wesen empfangen dort die neugierigen Besucher. Sie stellen sich gerne vor als Waldgeist, Kräuterhexe, Sonne, Erde, Nacht, Zauberer, Zwerg oder stolzieren als Pfau oder Hirsch verkleidet über das Gelände. Alle freuen sich, ihr Mabonfest zu feiern. Dieses Fest findet immer im Herbst zur Tagundnachtgleiche statt und gilt als Ursprung unseres heutigen Erntedankfestes.
Gandalf, der Chef der Magier, und Catweazle, ein 900 Jahre alter Zauberer, der eine Zeitreise in die Neuzeit verkraften muss, geben gerne Auskunft über den Ursprung des Mabonfestes. Das Wichtigste heute ist, dass alle im Wald nach Mabon suchen, dem Sohn der Muttergöttin Modron, die bei den Kelten auch als Mutter der Erde galt. Er war lange verschollen und seine Wiederkehr wurde mit einem großen Fest gefeiert, dem Fest der Tagundnachtgleiche.
Dieser Tag bedeutet aber auch, mit Freude und voller Dankbarkeit auf den vergangenen Sommer zurückzuschauen. Andererseits beginnt man, sich auf die dunkle Jahreshälfte vorzubereiten. Aufgeladen mit der Wärme des Sommers, voller Energie, gesättigt von der Vielzahl der genossenen Früchte, kommt das Gefühl auf, sich nun wieder auf die Beschäftigung im warmen Haus einzustellen. Anlass also, ein großes Fest zu feiern. Unser heutiges Erntedank.
Dies fiel an diesem Wochenende nicht schwer. Allerlei Düfte und schöne Kleinigkeiten, bunte Kleider, wie man sie sonst kaum findet, diverse Schmuckstücke, Trommeln aus der Trommelwerkstatt, Kinderkleidung aus Naturmaterialien und vieles mehr konnten bestaunt und natürlich auch erworben werden.
Casiopaia, eine Königspython, und Cortana, eine Boa, zwei lebende Schlangen, entwickelten sich zum Publikumsliebling. Sie durften auch berührt werden. Ihre Besitzer, Andrea Färber und Tobias Lutschjak, erzählten gerne über Haltung und Leben ihrer Haustiere. Nachdem die erste Scheu überwunden war, machte das Streicheln der seltenen Tiere sichtlich Spaß.
Zahlreiche Besucher freuten sich über die vielen Möglichkeiten, sich selbst aktiv zu betätigen. Während die Männer durch einen Hang-up ihre Wirbelsäule dehnen ließen, genossen es die Frauen eher, sich unter riesige Trommeln zu legen, um durch die beim Trommeln entstehenden heilsamen Schwingungen zu entspannen. Andere machten sich zusammen mit einer Schamanin auf die Suche nach ihrem Krafttier oder befragten das Knochenorakel. Keltische Märchen und Musik sowie eine Klangreise rundeten das vielseitige Angebot ab.
Ein besonderes Erlebnis für Familien bot die Begehung des Waldpfades. Voller Eifer machten sich die Kinder auf den Weg, um Mutter Erde bei der Suche nach ihrem verlorenen Sohn zu helfen. Ganz ne- benbei erlebten sie an den verschiedenen Stationen Natur pur. Da Frederik die Maus nur Sonnenstrahlen für den Winter sammeln wollte, halfen die Kinder beim Nüssesuchen. Die Kräuterhexe zeigte Salbei, Minze, Brennnessel und Hagebutte und erklärte deren Verwendung. Trotzdem galt es, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hirsch, Amsel und Eule mussten aufgespürt werden, um weitere Hinweise zu geben, wo man nach dem verlorenen Sohn suchen sollte. Auf dem ganzen Pfad erzählten die Naturgeister viel Wissenswertes über den Wald und seine Pflanzen und Tierwelt, sogar Regenwürmer konnten bestaunt und berührt werden.
Catweazle, der 900 Jahre alte Zauberer, sorgte für große Heiterkeit mit seiner Abneigung gegen Handys und Spielekonsolen. Sonne und Nacht erklärten ausführlich und für jedes Kind verständlich die Tagundnachtgleiche und den Sinn des Erntedankfestes. Nach dem Barfußparcours gelangten die Familien zum angestrebten Ziel. Beim großen Lagerfeuer saß Oberon, der König der Elfen, und Mutter Erde erspähte ihren Sohn Mabon. Aus Freude über die Heimkehr des Sohnes wurden alle zu einem Fest eingeladen. Beim gemeinsamen Stockbrotbacken stellten die kleinen Besucher noch viele Fragen an Mabon und an ihre Eltern. So manches Stadtkind hatte an diesem Tag zum ersten Mal die Gelegenheit, den Wald näher kennenzulernen.
Nach einem ereignisreichen Nachmittag bestand die Möglichkeit, sich am reichhaltigen kulinarischen Angebot in der Schlemmergasse zu laben. Bei Einbruch der Dunkelheit versammelten sich Akteure und Besucher fröhlich und entspannt im Innenhof bei keltischer Musik und Tanz und Unterhaltung. Während am Samstag eine fantastische Feuershow den Tag beendete, symbolisierte man zum Festabschluss am Sonntag das Verschwinden des Lichts mit Kerzen, die auf Holzscheiten im See schwammen.