Aichacher Nachrichten

Alle suchen nach Mabon

Beim Mabonfest auf Schloss Pichl bevölkern Geister und Kräuterhex­en, Zwerge und Zauberer den Wald. Große und kleine Besucher feiern mit ihnen die Tagundnach­tgleiche – bei keltischer Musik und viel Sehenswert­em

- VON ALBERTINE GANSHORN

Aindling Pichl Die Naturgeist­er haben am Wochenende wieder einmal rund um Schloss Pichl bei Aindling regiert. Viele Liebhaber der germanisch­en Kultur, aber auch zahlreiche Neugierige erlebten von Freitagabe­nd bis Sonntag ein Erntedankf­est der besonderen Art.

Kaum ging man durch das Tor aufs Festgeländ­e, spürte man förmlich, dass man nun die „Anderswelt“betreten hat. Seltsame Wesen empfangen dort die neugierige­n Besucher. Sie stellen sich gerne vor als Waldgeist, Kräuterhex­e, Sonne, Erde, Nacht, Zauberer, Zwerg oder stolzieren als Pfau oder Hirsch verkleidet über das Gelände. Alle freuen sich, ihr Mabonfest zu feiern. Dieses Fest findet immer im Herbst zur Tagundnach­tgleiche statt und gilt als Ursprung unseres heutigen Erntedankf­estes.

Gandalf, der Chef der Magier, und Catweazle, ein 900 Jahre alter Zauberer, der eine Zeitreise in die Neuzeit verkraften muss, geben gerne Auskunft über den Ursprung des Mabonfeste­s. Das Wichtigste heute ist, dass alle im Wald nach Mabon suchen, dem Sohn der Muttergött­in Modron, die bei den Kelten auch als Mutter der Erde galt. Er war lange verscholle­n und seine Wiederkehr wurde mit einem großen Fest gefeiert, dem Fest der Tagundnach­tgleiche.

Dieser Tag bedeutet aber auch, mit Freude und voller Dankbarkei­t auf den vergangene­n Sommer zurückzusc­hauen. Anderersei­ts beginnt man, sich auf die dunkle Jahreshälf­te vorzuberei­ten. Aufgeladen mit der Wärme des Sommers, voller Energie, gesättigt von der Vielzahl der genossenen Früchte, kommt das Gefühl auf, sich nun wieder auf die Beschäftig­ung im warmen Haus einzustell­en. Anlass also, ein großes Fest zu feiern. Unser heutiges Erntedank.

Dies fiel an diesem Wochenende nicht schwer. Allerlei Düfte und schöne Kleinigkei­ten, bunte Kleider, wie man sie sonst kaum findet, diverse Schmuckstü­cke, Trommeln aus der Trommelwer­kstatt, Kinderklei­dung aus Naturmater­ialien und vieles mehr konnten bestaunt und natürlich auch erworben werden.

Casiopaia, eine Königspyth­on, und Cortana, eine Boa, zwei lebende Schlangen, entwickelt­en sich zum Publikumsl­iebling. Sie durften auch berührt werden. Ihre Besitzer, Andrea Färber und Tobias Lutschjak, erzählten gerne über Haltung und Leben ihrer Haustiere. Nachdem die erste Scheu überwunden war, machte das Streicheln der seltenen Tiere sichtlich Spaß.

Zahlreiche Besucher freuten sich über die vielen Möglichkei­ten, sich selbst aktiv zu betätigen. Während die Männer durch einen Hang-up ihre Wirbelsäul­e dehnen ließen, genossen es die Frauen eher, sich unter riesige Trommeln zu legen, um durch die beim Trommeln entstehend­en heilsamen Schwingung­en zu entspannen. Andere machten sich zusammen mit einer Schamanin auf die Suche nach ihrem Krafttier oder befragten das Knochenora­kel. Keltische Märchen und Musik sowie eine Klangreise rundeten das vielseitig­e Angebot ab.

Ein besonderes Erlebnis für Familien bot die Begehung des Waldpfades. Voller Eifer machten sich die Kinder auf den Weg, um Mutter Erde bei der Suche nach ihrem verlorenen Sohn zu helfen. Ganz ne- benbei erlebten sie an den verschiede­nen Stationen Natur pur. Da Frederik die Maus nur Sonnenstra­hlen für den Winter sammeln wollte, halfen die Kinder beim Nüssesuche­n. Die Kräuterhex­e zeigte Salbei, Minze, Brennnesse­l und Hagebutte und erklärte deren Verwendung. Trotzdem galt es, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hirsch, Amsel und Eule mussten aufgespürt werden, um weitere Hinweise zu geben, wo man nach dem verlorenen Sohn suchen sollte. Auf dem ganzen Pfad erzählten die Naturgeist­er viel Wissenswer­tes über den Wald und seine Pflanzen und Tierwelt, sogar Regenwürme­r konnten bestaunt und berührt werden.

Catweazle, der 900 Jahre alte Zauberer, sorgte für große Heiterkeit mit seiner Abneigung gegen Handys und Spielekons­olen. Sonne und Nacht erklärten ausführlic­h und für jedes Kind verständli­ch die Tagundnach­tgleiche und den Sinn des Erntedankf­estes. Nach dem Barfußparc­ours gelangten die Familien zum angestrebt­en Ziel. Beim großen Lagerfeuer saß Oberon, der König der Elfen, und Mutter Erde erspähte ihren Sohn Mabon. Aus Freude über die Heimkehr des Sohnes wurden alle zu einem Fest eingeladen. Beim gemeinsame­n Stockbrotb­acken stellten die kleinen Besucher noch viele Fragen an Mabon und an ihre Eltern. So manches Stadtkind hatte an diesem Tag zum ersten Mal die Gelegenhei­t, den Wald näher kennenzule­rnen.

Nach einem ereignisre­ichen Nachmittag bestand die Möglichkei­t, sich am reichhalti­gen kulinarisc­hen Angebot in der Schlemmerg­asse zu laben. Bei Einbruch der Dunkelheit versammelt­en sich Akteure und Besucher fröhlich und entspannt im Innenhof bei keltischer Musik und Tanz und Unterhaltu­ng. Während am Samstag eine fantastisc­he Feuershow den Tag beendete, symbolisie­rte man zum Festabschl­uss am Sonntag das Verschwind­en des Lichts mit Kerzen, die auf Holzscheit­en im See schwammen.

 ??  ?? Das Mabonfest auf Schloss Pichl bei Aindling: Viele Naturgeist­er empfangen die zahlreiche­n Besucher. Diese bewundern die fantasievo­llen künstleris­chen Kostüme.
Das Mabonfest auf Schloss Pichl bei Aindling: Viele Naturgeist­er empfangen die zahlreiche­n Besucher. Diese bewundern die fantasievo­llen künstleris­chen Kostüme.
 ?? Fotos: Albertine Ganshorn ?? Die Publikumsl­ieblinge Gandalf (links, Hans Peter Dibke), der Chef der Magier, und Catweazle (Leo Breitmeier), ein 900 Jahre alter Zauberer, erklären gerne den Sinn des Fes tes. Mehrere Feuerteufe­l der Münchner Feuerinsel beenden das Fest am Samstag mit einer langen fantastisc­hen und teilweise atemberaub­enden Show. Der Hirsch als Herr scher des Waldes erzählt viel über die Lebenswelt Wald und gibt den weiteren Weg vor für die Suche nach Mabon.
Fotos: Albertine Ganshorn Die Publikumsl­ieblinge Gandalf (links, Hans Peter Dibke), der Chef der Magier, und Catweazle (Leo Breitmeier), ein 900 Jahre alter Zauberer, erklären gerne den Sinn des Fes tes. Mehrere Feuerteufe­l der Münchner Feuerinsel beenden das Fest am Samstag mit einer langen fantastisc­hen und teilweise atemberaub­enden Show. Der Hirsch als Herr scher des Waldes erzählt viel über die Lebenswelt Wald und gibt den weiteren Weg vor für die Suche nach Mabon.
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