Das falsche Filmende
Neulich erst wieder: Der Kollege samt Gattin empört. Weil der so starke „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“dann mit einer künstlich alles offenhaltenden Szene aufhörte. Frechheit! Und so. Denn hier konnte es doch gar nicht wie sonst inzwischen so oft darum gehen, einen Anschluss für eine im Erfolgsfall mögliche Fortsetzung zu lassen. Aber es gibt ja noch so viel mehr Gründe, wieso Filmenden unbefriedigend ausfallen und nicht selten auch anders als geplant. In Hollywood längst gebräuchlich: Weil das Testpublikum den Schluss zu traurig fand, irgendwie nicht gut oder zu verwirrend.
Bei „Pretty Woman“etwa änderte sich durch den abgelehnten Schluss der ganze Charakter. Eigentlich sollte der Film die zuvor auch recherchierte Geschichte einer in den Drogensumpf geratenen Prostituierten erzählen, die nach einigen Tagen mit einem reichen Kunden von ihm genervt zum Straßenstrich zurückgebracht wird, wo er sie aus dem Auto zerrt, zu Boden stößt, noch ein paar Geldscheine hinschmeißt und wegfährt. Ende. Dann aber: Disneys Veto, ein Märchen, ein Welterfolg.
Oder „Rambo“. Der brachte eigentlich seinen Colonel am Ende (gemäß Romanvorlage „First Blood“) dazu, ihn nach all den Torturen endlich zu erschießen. Das Testpublikum war dagegen: neues Ende, Rambo überlebt, Fortsetzungen folgten. Oder „Natural Born Killers“: Das Pärchen sollte am Ende selbst von einem Serienmörder gerichtet werden. Oder der alte „Blade Runner“: Deckard sollte am Ende erkennen müssen, dass er selbst auch nur ein Replikant ist. Aber Testzuschauer verwirrte das, er blieb also Mensch – und so blieb auch noch was für einen neuen „Blade Runner“. Und so weiter. Falls also ein Ende mal wieder nicht zufriedenstellt, einfach ein anderes ausdenken – vielleicht war’s ja eh das eigentliche. Kann ja nicht jeder wie Tom Tykwer in „Lola rennt“einfach gleich drei verschiedene mögliche Enden im Film erzählen.