Droht dem Rucksack das Aus?
Die Aufwertung des Rucksacks begann vor etwa 30 Jahren. Bis dahin galt der Rucksack als antiquiert. Allenfalls Bergsteiger hatten einen auf dem „Buckl“. Etwa ab 1980 begann der Siegeszug des Rucksacks als idealer „Aufbewahrungsbehälter“, das hat vielleicht auch mit dem Zunehmen der Radler zu tun. Der Rucksack wurde gesellschaftsfähig, er wurde „cool“(auch wenn das Wort damals noch gar nicht gebraucht wurde) – und das nicht nur bei jungen Leuten.
Ein Rucksack ist aber ein tückischer „Behälter“. Selbst eine Damenhandtasche ist im Vergleich mit einem Rucksack ein übersichtlich geordnetes System. Mehrere Male war ich schon drauf und dran, meinen Rucksack in die nächste Tonne zu werfen, weil man darin nie findet, wonach man sucht. Mein Rucksack hat zwei große Fächer und ein kleines, aufgesetztes auf der Vorderseite. Obwohl ich mir extra ein gelbes Brillenetui gekauft habe und einen giftgrünen Geldbeutel, finde ich diese Dinge nie darin.
Klar, auch weil man dazu neigt, die Habseligkeiten einfach nach Gebrauch in den Rucksack plumpsen zu lassen. Und der Rucksack verführt auch dazu, Sachen mit herumzuschleppen, die man nicht unbedingt braucht: Bonbontüten, Nagelschere, Stifte, Mäppchen mit Tabletten und Zigaretten, die aber aufgrund der weißen Schachtel noch relativ leicht zu finden sind.
Jetzt geht der Rucksack (bzw. dessen Besitzer) schweren Zeiten entgegen. Der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic schrieb unlängst, wie sein Rucksack vor dem Festspielhaus in Bayreuth die Aufmerksamkeit der Polizei erregte und er deswegen die Vorstellung verpasste.
Auch Popkonzerte, outdoor oder indoor, Vergnügungsfeste und Ähnliches lassen Rucksackträger nicht mehr hinein. Früher gab es an Hunde gewandt (die zwar nicht lesen konnten) oft Schilder mit der Aufschrift „Wir müssen draußen bleiben“. So etwas blüht wohl bald auch Rucksack-Menschen.
Aber ich brauche meinen Rucksack! Wohin sonst soll ich mein Notizbuch, meinen Geldbeutel und meine Regenjacke verstauen? Ich hoffe, der Rucksack erleidet nicht dasselbe Schicksal wie Ende der 70er Jahre die „Herrengelenktasche“. Wobei die alles andere als „cool“war, die war nur affig. An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.