Schützin Lena Denzl
Sportporträt Die junge Lena Denzl leitet die Geschicke der Derchinger Waldhornschützen. Seit zwei Jahren kämpft die 25-Jährige für ein neues Vereinsheim. Wie sie zum Schießsport kam und was ihre Ziele sind
Friedberg-Derching 60-Jahr-Feier im Verein, 88 Mitglieder, darunter einige Neueintritte und der Aufstieg in die Gauliga – auf dem Papier liest sich die Bilanz der Derchinger Waldhornschützen und somit auch die von Schützenmeisterin Lena Denzl rosig. Die Realität sieht jedoch eher dornig als rosig aus. Der Verein droht auseinanderzubrechen, seit zwei Jahren haben die Derchinger kein eigenes Vereinsheim mehr.
Seit Januar 2017 steht dem Schützenverein sein Schießstand in der Gaststätte Waldesruh in Derching nicht mehr zur Verfügung. Damals trat eine neue Brandschutzverordnung in Kraft, die Schützen hätten zum Beispiel eine rauchdichte Türe einbauen und Fluchtwege ausweisen müssen, um den Raum weiter benutzen zu dürfen. Im Zuge der nötigen Investitionen wäre eine Vereinbarung über die weitere Nutzung mit der Wirtin erforderlich gewesen. Doch diese kam nicht zustande (wir berichteten).
So wurde schließlich die Nutzung des Schießstandes verboten, seitdem sind die Derchinger Schützen auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe. Seit fast zwei Jahren schießen sie jetzt bei den Schützen in Ottmaring und Kissing, die sich bereit erklärten, die Derchinger aufzunehmen. „Das ist aber nur eine Übergangslösung“, stellt Denzl klar. „Wir fühlen uns sehr wohl hier, aber wir sind ein Verein aus Derching, da wollen wir auch wieder hin.“Ob die Derchinger Schützen ein neues Vereinsheim bekommen, ist momentan mehr als fraglich. Die Stimmung sei trotz der widrigen Umstände zumindest bei den Aktiven der 88 Mitglieder gut.
Einiges zu tun also für die 25-jährige Lena Denzl, nicht nur neben, sondern auch im Schießstand. Denzl schießt, seit sie 15 Jahre alt ist. Ihr Vater, Bruder und ihre Freunde waren bereits im Verein, dann stieß sie ebenfalls dazu. „Mir gefällt beim Schießen die Ruhe und Konzentration, die man braucht“, erzählt sie. „Es ist ein guter Ausgleich zum Job“. Denzl arbeitet bei der Agentur für Arbeit im Öffentlichen Dienst.
Ihr bisher größter Erfolg war der mit der Mannschaft im vergangenen Jahr. Seit zehn Jahren schießt Denzl jetzt, zu Beginn hat sie lange gebraucht, um mit dem Gewehr warm zu werden. „Das war anfangs sehr ungewohnt.“Eine gewisse Distanz sei vorhanden gewesen, „da war aber auch eine Herausforderung, sich mit dem Gewehr auseinanderzusetzen“, erinnert sich die 25-Jährige.
Das Schöne am Schießen sei die Mischung aus Einzel- und Mannschaftsleistung. „Eigentlich schießt man für sich selber, aber weil es ein Team ist, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl.“Im Oktober geht der Rundenwettkampf los, bei dem die Derchinger antreten. Jeder Verein stellt eine Mannschaft, die Teams treten dann gegeneinander an. Die Derchinger sind in der vergangenen Saison von der A-Klasse in die Gauliga aufgestiegen, Ziel für diese Saison sei der Klassenerhalt.
Das ist nicht die einzige Herausforderung für die Derchinger, sie wollen neben dem sportlichen Erfolg möglichst bald eine neue Bleibe finden. Ein Neubau ist aus finanziellen Gründen ausgeschlossen, doch nach fast zwei Jahren im Exil scheint sich nun ein neuer Weg aufzutun: „Wir haben einen Raum im Feuerwehrhaus Derching in Aussicht“, sagt Denzl. Dieser entspräche im Moment nicht den Anforderungen, mit zehn Metern Länge ist er knapp zwei Meter zu kurz. „Grundsätzlich ist der Raum zu klein, war deshalb auch nie wirklich interessant für uns“, erklärt Denzl. Es müsste umStadtmeistertitel gebaut werden. Momentan wartet Denzl auf die Zustimmung der Stadt Friedberg und auf die Fördermittel, die für den Umbau gebraucht werden. „Ich bin eigentlich guter Hoffnung, kann aber nicht sagen, dass es definitiv klappt.“Sie betont jedoch: „Es ist die letzte Chance, die wir noch haben.“Mehrmals schon stand die Auflösung des Klubs im Raum, noch kann die 25-Jährige ihn zusammenhalten. Doch wie lange ihr das gelingt, hängt maßgeblich von einem neuen Schießstand ab.
Den Glauben, dass die Derchinger Schützen in den kommenden Jahren wieder eine eigene Heimat finden, hat Denzl noch nicht aufgegeben. „Ich glaube daran, solange es einen Hoffnungsschimmer gibt“, sagt sie.