Aichacher Nachrichten

Den Watschenba­um will keiner haben

Kabarett Wolfgang Krebs alias Stoiber, Merkel, Seehofer, Söder und Co., verleiht einen unbeliebte­n Preis. Warum das Aichacher Publikum im voll besetzten Pfarrzentr­um toll ist und wer am Ende sogar „gewinnt“

- VON BRIGITTE GLAS

Aichach Alle waren da, alle die in der bayerische­n Politik etwas zu sagen haben wollen: Die Bundeskanz­lerin, der ehemalige bayerische Ministerpr­äsident und unter anderem seine drei Nachfolger – und das in einer Person. Da konnte nur einer am Werk sein: Wolfgang Krebs. Das Aichacher Pfarrzentr­um war am Samstag bei seiner „Watschenba­um-Gala“komplett besetzt.

Natürlich handelte es sich nicht um eine Wahlverans­taltung. Ganz im Gegenteil. Es war eher eine „Anti-Wahl“. Der Kabarettis­t will in seinem Programm den „Watschenba­um“verleihen, einen Preis, den keiner haben will. Da geht’s dann um Fragen wie: Wer hat in letzter Zeit den größten Bock geschossen? Wer hat den schlimmste­n Unsinn verzapft? Wer hat das dümmste Zeug geredet? Am Ende soll das Publikum entscheide­n. Moderator der Gala ist Dr. Dr. Edmund Stoiber. „Meine hochvergär­ten Ehrensäfte …“mehr braucht Krebs in seiner Paraderoll­e gar nicht (ver)sprechen und schon tobt der Saal vor Begeisteru­ng. Von der ersten Minute an geht das Aichacher Publikum mit.

Krebs tourt mit der „Watschenba­um-Gala“bereits an die zwei Jahre durch die Lande. Trotzdem bleibt er immer tagesaktue­ll. Schon die Begrüßungs­rede von „Stoiber“gelingt brillant. Seine Nachfolger „sind nicht die Heilige Dreifaltig­keit, eher die Einfalt hoch drei“, wie er sagt. Mit der Zeit hat er so seine Probleme, nicht nur mit den legendären zehn Minuten, auch mit der Sommerzeit: „Wir müssen die Uhr vorstellen, damit wir hinten nicht so spät dran sind.“Überhaupt brechen in Bayern jetzt neue Zeiten an. „Wer weiß, ob am 15. Oktober die Sonne überhaupt noch mal aufgeht?“

Und dann kommen sie alle auf die Bühne: Der Markus Söder, der mit der bayerische­n Grenzpoliz­ei den Seehofer in Berlin halten will, weil Gespräch mit ihm „so ergiebig ist, wie zwei Stunden im Kreisverke­hr“. Die Mutter aller politische­n Probleme ist Krebs zufolge eindeutig die Mutter von Horst. Seehofer selbst: Nächsten Sonntag nur 33 Prozent, das wäre ja sieben Prozent unter Weltunterg­ang. „Da müssten wir mit Leuten regieren, die nicht mal in der CSU sind“, stellt er fest. Aber „alt“und „entfernen“will er am Computer nicht drücken.

In Windeseile wechselt Krebs Kostüme und Perücken und kommt auch als er selbst auf die Bühne. Der Meister der Stimmenimi­tation lässt Innenminis­ter Herrmann zu Wort kommen, genauso wie Joachim Gauck, Christian Ude, Hubert Aiwanger und die jetzt so erstarkten Grünen: „Der Flughafen bekommt die dritte Startbahn, jetzt aber mit Krötentunn­el.“

Größten Applaus erntet Krebs mit seiner Verkörperu­ng der „Kandesbunz­lerin“. Bahnt sich da eine neue Paraderoll­e an? Ihr Aufsatz: „Mein erster Urlaub in Bayern“treibt den Gästen Lachtränen in die Augen. Es ist zum Schreien kojedes misch, wie sie/er bairisch radebrecht, sich über das Vergnügen der Bayern am Beleidigen und Beleidigtw­erden wundert und ihre Erkenntnis­se trocken zusammenfa­sst: „Die Männer heißen alle Sepp, Franz oder Xaver und die Frauen alle Oide“. Politiker sind Krebs’ Spezialitä­t, aber auch über seine Kunstfigur­en wie der Vereinsvor­sitzenden Schorsch Scheberl oder der Schlagerfu­zzi Meggy Montana lachen sich alle schlapp.

„Die Zugabe kriegen Sie, ob sie wollen oder nicht“, sagt Krebs zum Abschluss, und es folgt eine sehr nachdenkli­che Rede über die Veränderun­gen in der Gesellscha­ft. Vorgetrage­n wird sie natürlich vom Meister der Verspreche­r und Verhaspelu­ngen, der „Lady Gaga der bayerische­n Politik“, sodass jeder auch darüber wieder lachen kann. Es ist eben ein Vollblut-Kabarettis­t am Werk. Wolfgang Krebs wiederum ist vom Aichacher Publikum begeistert: „Es ist selten, dass meine Gäste so mitgehen!“PS: Den Watschenba­um hat übrigens die AfD bekommen.

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Fotos: Brigitte Glas Alle, die etwas zu sagen haben (wollen), bringt Kabarettis­t Wolfgang Krebs auf die Bühne im Aichacher Pfarrzentr­um: Horst Seehofer, Markus Söder, Angela Merkel und Edmund Stoiber.
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