„Vollkommen dicht auf der Autobahn“
Prozess Ein 35-Jähriger fährt mit zwei Promille Schlangenlinien. Einen Führerschein hat er nicht
Aichach Es war gegen Mitternacht. Auf der Autobahn war viel los. Doch Überholen trauten sich in dieser Juni-Nacht nicht mehr viele. In Richtung Stuttgart war bei Adelzhausen ein Transporter in Schlangenlinien unterwegs. Nicht einmal die Polizei wagte es, an ihm vorbeizufahren. Der Mann, der damals am Steuer gesessen hatte, saß nun vor dem Aichacher Amtsrichter Walter Hell.
Dass der 35-Jährige vom Kurs abkam, ist kein Wunder: Er hatte 2,03 Promille Alkohol im Blut. Die Polizei konnte ihn nur mit Mühe stellen. Erst dauerte es laut Hell, bis der Betrunkene die Streife überhaupt wahrnahm. Dann mussten ihn die Beamten „zu Boden bringen“. Erschwerend kam hinzu: Der 35-Jährige hatte keinen Führerschein. Der war ihm im Januar 2017 abgenommen worden.
Der Angeklagte war geständig. Einige Bier und ein kleines Fläschchen Schnaps habe er getrunken. „Es war eine schwere Zeit bei mir“, sagte er. Die Freundin habe sich von ihm getrennt, er habe praktisch im Auto seines Chefs gewohnt und wollte nach Stuttgart zu seinem Vater fahren, um sich aussprechen zu können. Der Angeklagte glaubte immer noch, gerade gefahren zu sein. Hell wusste es besser: „In ihrem Suff haben’s das gar nicht mitgekriegt, dass Sie die ganze Autobahn brauchen.“Deshalb verständigten Zeugen die Polizei. Der Richter war verständnislos: „Vollkommen dicht auf der Autobahn.“Er habe „unheimlich viel Glück gehabt“, dass er keinen Unfall gebaut habe, stellte Hell fest. Mit einer Geldstrafe, wie vom Staatsanwalt vorgeschlagen, kam der 35-Jährige nicht mehr davon. Er hat Vorstrafen (Betrug, Diebstahl) aufzuweisen. Hell verhängte eine dreimonatige Bewährungsstrafe, 1000 Euro Geldbuße und weitere 20 Monate Führerscheinsperre. „Sie müssen sich zusammenreißen, sonst landen Sie im Gefängnis“, ermahnte er den 35-Jährigen, der mit einem „Danke“den Gerichtssaal verließ.