Aichacher Nachrichten

Hilfe für Erdbebenop­fer

Indonesien Julia Linscheid unterstütz­t Menschen auf Lombok nach Naturkatas­trophe. Ihre Spendenkam­pagne bringt über 5500 Euro. Wofür die 22-Jährige das Geld vor Ort ausgibt

- VON CHRISTOPH LOTTER

Die Aichacheri­n Julia Linscheid überlebte das Erdbeben auf der Insel Gili Air in Indonesien. Wie sie danach Spenden sammelte und wo das Geld ankam.

Aichach/Lombok Als Mitte August plötzlich die Erde im Pazifik bebt, ist Julia Linscheid auf der indonesisc­hen Insel Gili Air und erlebt die Naturgewal­t hautnah. Bei der Katastroph­e sterben Hunderte Menschen, die Schäden an der Infrastruk­tur auf der Hauptinsel Lombok sind verheerend. Die 22-jährige Aichacheri­n, die seit Februar auf Weltreise ist, überlebt und entscheide­t sich, den Opfern zu helfen. Sie ruft eine Spendenkam­pagne ins Leben und unterstütz­t die Menschen in Camps vor Ort (wir berichtete­n).

Heute, knapp zwei Monate später, haben die Einheimisc­hen noch immer mit den Folgen des Bebens zu kämpfen, erzählt Linscheid. Ihre Spendenkam­pagne bezeichnet sie dagegen als tollen Erfolg: „Es läuft super. Ich bin wahnsinnig dankbar für all die Hilfe.“Über 5500 Euro seien bislang zusammenge­kommen. Geld, das die gelernte Erzieherin wie versproche­n ausschließ­lich für die Hilfe vor Ort eingesetzt hat, versichert sie: „Ich habe zum Beispiel für die Kinder in Gili Meno Schulmater­ialen besorgt und einen Kindertag veranstalt­et.“Ansonsten habe sie überwiegen­d Lebensmitt­el und Hygieneart­ikel besorgt.

Die Liste ist lang: etliche Kilo Reis, unzählige Liter Wasser, Nudeln, Windeln und andere Babyartike­l, Malsachen für Kinder, Hygieneart­ikel wie Zahnbürste­n, Zahnpasta und Seife und vieles mehr. Tatkräftig­e Hilfe habe sie dabei von lokalen Freunden bekommen. Gemeinsam hätten sie die Güter in den Camps im Norden der Insel verteilt, erklärt Linscheid. Den Helfern habe sie dafür ein kleines Taschengel­d für ihre Familien zugesteckt.

Am 19. August bebte die Erde auf Lombok dann erneut, sogar heftiger als noch zu Beginn des Monats. Vor allem der Nord-Osten der Insel war betroffen, erklärt die 22-Jährige. In der Stadt Rinjani habe daraufhin eines der Camps offiziell um Hilfe gebeten, es sollte ein Wassertank gekauft werden. Das sei allerdings sehr teuer, so Linscheid, weshalb zahlreiche Organisati­onen abgelehnt hätten. „Die Menschen brauchen aber dringend Wasser“, dachte sich die Aichacheri­n und entschloss sich, zu helfen: „Ich habe zwei Tanks – 2000 und 2500 Liter – und eine Pumpe für die Menschen gekauft.“Jetzt könnten sich die Menschen im Camp zumindest selbst mit Wasser von einem nahegelege­nen Fluss versorgen, sagt Linscheid: „Die Leute sind unglaublic­h dankbar dafür.“

Nach dem erneuten Beben habe die Aichacheri­n wiederum Lebensmitt­el für die Menschen gekauft. Zu helfen sei aber nicht immer einfach, die Leute sprechen nicht gerne über ihre Situation, erklärt Linscheid: „Sie sind sehr stolz und würden nie um Hilfe bitten.“Die 22-Jährige müsse daher aktiv auf die Menschen zugehen und ihnen ihre Hilfe anbieten. „Es ist nicht gut, aber besser als nichts – diesen Satz höre ich sehr oft“, sagt sie. Die Stimmung bei den Menschen werde dennoch langsam wieder besser, die Camps würden Stück für Stück leer gemacht, erzählt Linscheid: „Die Menschen gehen zurück zu ihren Häusern, auch wenn nicht mehr viel davon übrig ist.“Insgesamt sei die Situation auf Lombok aber nach wie vor sehr schwierig. Die Aufräumarb­eiten auf der Insel laufen noch immer, sagt sie: „Zumindest kommen langsam wieder Touristen auf die Gili Inseln zurück. Das ist sehr wichtig.“

Aktuell wohnt Linscheid bei dem Onkel eines Freundes auf der Vorinsel Gili Meno und hilft ihm dabei, sein Haus wieder aufzubauen. Sein Bungalow sei bei dem Beben vollständi­g zerstört worden. „Ich gebe ihm zum Beispiel Geld für Strom und Baumateria­lien, er gibt mir dann immer die Rechnungen“, erklärt sie. Außerdem mache sie ihren sogenannte­n Dive-Master-Schein, ein Tauchführe­r-Zertifikat. Von den Spendengel­dern seien derzeit noch knapp 500 Euro übrig. Mit diesen möchte Linscheid auch ihren Freund Wendy unterstütz­en. Der habe ebenfalls noch kein Haus, sagt sie: „Der Bereich ist plattgemac­ht worden. Wir haben dort ein Zelt aus Holz und Wellblechd­ach aufgebaut, dort schläft Wendy zusammen mit seinem Bruder Roby.“Das sei allerdings keine langfristi­ge Lösung, erklärt die 22-Jährige: „Ich werde Wendy das Dive-Master-Zertifikat bezahlen.“Weil der Hausbau sehr teuer ist, sei das die beste Lösung, erklärt Linscheid. So könne Wendy wieder Geld verdienen und den Hausbau selbst finanziere­n.

Die Spendenakt­ion lässt Linselbst scheid noch bis Ende November laufen: „Vielleicht möchte ja der ein oder andere noch spenden, das würde mich riesig freuen.“Ihr DiveMaster-Schein dauere noch bis Dezember, bis voraussich­tlich Januar wird die Aichacheri­n auf der indonesisc­hen Insel bleiben. Konkrete Pläne für die Zeit danach habe sie nicht, aber Ideen: „Vielleicht arbeite ich als Tauchführe­r, vielleicht reise ich weiter. Work and Travel in Australien oder so was“, sagt sie. Bis dahin möchte Linscheid den Erdbebenop­fern auf Lombok helfen.

» Weitere Bilder und ein Video finden Sie im Internet unter

aichacher-nachrichte­n.de/aichach

Spendenkon­to Weitere Informatio­nen und den Link zur Spendenkam­pagne finden Sie auf ihrem Facebook-Profil („Jules Linscheid“) und ihrem Instagram-Profil („sprung.ins.abenteuer“).

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 ?? Fotos: Julia Linscheid ?? Julia Linscheid aus Aichach hilft nach den schweren Erdbeben den Menschen auf der indonesisc­hen Insel Lombok. Mithilfe einer Spendenkam­pagne hat sie mehrere Tausend Euro gesammelt, mit denen sie nun Lebensmitt­el und andere dringend benötigte Dinge für die Erdbebenop­fer kauft.
Fotos: Julia Linscheid Julia Linscheid aus Aichach hilft nach den schweren Erdbeben den Menschen auf der indonesisc­hen Insel Lombok. Mithilfe einer Spendenkam­pagne hat sie mehrere Tausend Euro gesammelt, mit denen sie nun Lebensmitt­el und andere dringend benötigte Dinge für die Erdbebenop­fer kauft.
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