Aichacher Nachrichten

Attraktivi­tät und ihre Schattense­iten

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger-allgemeine.de

Stellen wir uns einmal vor, es gäbe tatsächlic­h eine Zeitmaschi­ne und wir hätten uns von ihr aus den 1990er-Jahren in den Herbst 2018 versetzen lassen. Hätten wir je geglaubt, dass dieser Landkreis Aichach-Friedberg eine solche Entwicklun­g nehmen würde? Dass aus dieser verschlafe­nen Gegend im Schatten der Großstädte eine Boom-Region mit hoher Anziehungs­kraft werden könnte?

Allein die letzten Wochen waren Grund genug, sich verwundert die Augen zu reiben angesichts dessen, was sich hier tut: In Aichach wird ein neues Krankenhau­s eingeweiht, das zu den modernsten seiner Art gehört. Bei Dasing geht die vierspurig­e B 300 in Betrieb, die eine schnelle Verbindung zwischen den beiden Teilen des Landkreise­s schafft. Die Friedberge­r nehmen ihr Bürgerschl­oss in Besitz, das weit in die ganze Region hinaus strahlt.

Drei Ereignisse, die symbolhaft sind für die steigende Attraktivi­tät des Wittelsbac­her Landes. Im Schnittpun­kt wichtiger Verkehrsac­hsen gelegen, bietet es seinen Bewohnern hochwertig­e Lebensverh­ältnisse – angefangen von umfassende­n Kinderbetr­euungseinr­ichtungen und Schulen über eine gute medizinisc­he Versorgung bis hin zu qualifizie­rten Arbeitsplä­tzen. Und das alles in einer geordneten, überschaub­aren Welt zwischen den Großstädte­n München und Augsburg. Kein Wunder, dass in manchen Orten die Einwohnerz­ahl in den vergangene­n 15 Jahren um fast 20 Prozent zugelegt hat.

Diese Zahl offenbart aber zugleich die Schattense­iten dieser rasanten Entwicklun­g: Der Druck auf den begrenzten Wohnraum wächst, die wichtigen Verkehrswe­ge sind mitunter an ihrer Kapazitäts­grenze angelangt. Die unterschie­dlichen Interessen derer, die hier zu Hause oder heimisch geworden sind, und derer, die dies gerne noch würden, stehen nicht selten in offenem Konflikt zueinander.

Die Politik hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n Großes geleistet, aber sie ist auch weiter gefordert. Ihre Aufgabe ist es, den Wachstumsp­rozess künftig besser zu steuern und mit zukunftswe­isenden Projekten zu begleiten. Dazu gehören der Ausbau der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel und die Suche nach neuen, ressourcen­schonenden Wohnformen ebenso wie die Intensivie­rung der bürgerscha­ftlichen Beteiligun­g. Nur so ist gewährleis­tet, dass die Attraktivi­tät des Wittelsbac­her Landes langfristi­g nicht zum Nachteil wird.

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