Attraktivität und ihre Schattenseiten
Stellen wir uns einmal vor, es gäbe tatsächlich eine Zeitmaschine und wir hätten uns von ihr aus den 1990er-Jahren in den Herbst 2018 versetzen lassen. Hätten wir je geglaubt, dass dieser Landkreis Aichach-Friedberg eine solche Entwicklung nehmen würde? Dass aus dieser verschlafenen Gegend im Schatten der Großstädte eine Boom-Region mit hoher Anziehungskraft werden könnte?
Allein die letzten Wochen waren Grund genug, sich verwundert die Augen zu reiben angesichts dessen, was sich hier tut: In Aichach wird ein neues Krankenhaus eingeweiht, das zu den modernsten seiner Art gehört. Bei Dasing geht die vierspurige B 300 in Betrieb, die eine schnelle Verbindung zwischen den beiden Teilen des Landkreises schafft. Die Friedberger nehmen ihr Bürgerschloss in Besitz, das weit in die ganze Region hinaus strahlt.
Drei Ereignisse, die symbolhaft sind für die steigende Attraktivität des Wittelsbacher Landes. Im Schnittpunkt wichtiger Verkehrsachsen gelegen, bietet es seinen Bewohnern hochwertige Lebensverhältnisse – angefangen von umfassenden Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen über eine gute medizinische Versorgung bis hin zu qualifizierten Arbeitsplätzen. Und das alles in einer geordneten, überschaubaren Welt zwischen den Großstädten München und Augsburg. Kein Wunder, dass in manchen Orten die Einwohnerzahl in den vergangenen 15 Jahren um fast 20 Prozent zugelegt hat.
Diese Zahl offenbart aber zugleich die Schattenseiten dieser rasanten Entwicklung: Der Druck auf den begrenzten Wohnraum wächst, die wichtigen Verkehrswege sind mitunter an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Die unterschiedlichen Interessen derer, die hier zu Hause oder heimisch geworden sind, und derer, die dies gerne noch würden, stehen nicht selten in offenem Konflikt zueinander.
Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten Großes geleistet, aber sie ist auch weiter gefordert. Ihre Aufgabe ist es, den Wachstumsprozess künftig besser zu steuern und mit zukunftsweisenden Projekten zu begleiten. Dazu gehören der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und die Suche nach neuen, ressourcenschonenden Wohnformen ebenso wie die Intensivierung der bürgerschaftlichen Beteiligung. Nur so ist gewährleistet, dass die Attraktivität des Wittelsbacher Landes langfristig nicht zum Nachteil wird.